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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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nicht mehr sehen.
    Stattdessen finde ein paar Kiwis, Bananen und Orangen. Und was ist das hier – Trauben? Lecker. Bestimmt waren die eigentlich fürs Frühstücksbüffet gedacht, aber natürlich könnte ich auch eine Art Obstsalat daraus machen. Obwohl, wenn der nur aus vier Obstsorten besteht, ist das vielleicht doch ein bisschen dürftig. Es sei denn … ha, wer sagt’s denn! Zweieinhalb Kilo Sahnequark im praktischen Plastikeimer! Das müsste doch … Ich nehme eine große Schüssel und lege alles hinein – probeweise. Ja, das müsste passen.
    Gut, dass Gianni wenigstens noch seine Einkäufe erledigt hat. Man stelle sich vor, er hätte das Jirgl überlassen! Wetten, der hätte ausschließlich Fleisch und Wurstwaren mitgebracht? Und ich dürfte jetzt zusehen, wie ich Hacktörtchen mit Cocktailwürstchen so garniere, dass sie aussehen wie eine Brixener Konditorspezialität.
    Auf dem Gang fange ich Jirgl ab und verdonnere ihn dazu, das Obst zu schnibbeln. Er murrt vernehmlich, aber leider kann er jetzt nicht mehr lügen – denn ich weiß, dass er durchaus mit dem Messer umgehen kann. Er hat heute schon Paprika in Streifen verwandelt und Zucchini in dünne Scheiben. Der Job war wie für ihn gemacht – er ist so stumpf und dumm und rhythmisch wie die Musik, die er liebt.
    Ich gebe ihm ein Brett und die große Schüssel und weise ihn an, alles zu würfeln und mit dem Quark zu verrühren. Er murrt noch einmal, aber seit ich ihm neulich ein zweites Mal mit Kündigung gedroht habe, muss ich nur noch die Hand heben, als würde es gleich Backpfeifen setzen, und schon läuft alles wie am Schnürchen.
    Da kommt Frau Jirgl herein, mit einem abgeräumten Teller – einem abgeräumten Teller, der leer ist. Entweder jemand hat sein Essen unterm Tisch verschwinden lassen, oder er hat es tatsächlich gegessen. Und zwar mit Tempo.
    Frau Jirgl bemerkt meinen ungläubigen Blick und betrachtet mich amüsiert.
    » Keine Sorge, er lebt noch«, sagt sie trocken. » Und er will mehr Weißburgunder!«
    Ich nicke und nehme eine Flasche aus dem Kühlschrank. Eigentlich hatte ich Frau Jirgl ja abkommandiert, das Telefon zu bewachen. Doch als klar wurde, dass Gianni in der Küche fehlt, habe ich beschlossen, dass die Interessenten heute einmal mit dem Anrufbeantworter vorliebnehmen müssen. Das ist natürlich nicht optimal, aber als ich vorhin mal kurz im Büro war, hatte ich den Eindruck, dass sich die ganz große Flut an Reservierungen ohnehin gerade legt. Es ist Montagabend, bei den meisten Leuten dürften die Sonntagszeitungen so langsam auf den Altpapierstapel gewandert sein. Die nächste große Welle wird wohl erst losgehen, wenn das AD -Heft erschienen ist.
    Ich bringe die Flasche Wein ins Lokal, wo unsere Gäste sitzen und essen und schwatzen, als sei überhaupt nichts passiert. Es ist irre, aber mit der Bezeichnung » etwas Mediterranes« scheinen alle völlig zufrieden. Keiner fragt genauer oder gar, warum es keine Knödel oder so was gibt. Und auch der Wein scheint allen zu schmecken, zumindest drängt sich der Eindruck auf, wenn man all die geröteten Wangen sieht.
    Wahrscheinlich ist genau das mein Glück – die Leute sind so besoffen, dass sie gar nicht weiter darauf achten, was sie sich zwischen die Kiefer schieben. Wahrscheinlich ist das auch der Grund, warum sie einem in Gourmetrestaurants alle dreißig Sekunden die Gläser nachfüllen. Sie hoffen, dass du nicht mehr richtig mitkriegst, was für ekelhaftes Gekröse an Speckschaum sie dir als Hauptgang servieren.
    Unauffällig gehe ich von Tisch zu Tisch, schenke dort nach und hier und lächle dabei freundlich, doch niemand nimmt groß Notiz von mir. Das schwule Professorenpaar füßelt unterm Tisch, die beiden Freundinnen aus München schwatzen, und bemerken das Essen gar nicht, das Kunsthistorikerpaar aus Berlin scheint über den Wein zu diskutieren.
    Ich werde weder geteert noch gefedert.
    » Na, Herr Schubert? Noch ein Schlückchen?«
    » Ja, unbedingt! In meinem Glas muss wohl ein Loch sein!«, kichert er.
    Nur die beiden Obercoolen mit den Zigarettenhosen sitzen ausgehungert wie zwei Fragezeichen am Tisch und stochern skeptisch auf ihren Tellern. Der Typ hat sogar die Sonnenbrille abgenommen, um besser zu sehen, was er isst.
    Mist. Schnell weg hier.
    Ich will mich gerade umdrehen, doch da haben sie mich schon entdeckt. Prompt winkt mich die Tussi zu sich.
    Oh-oh. Jetzt bloß nichts anmerken lassen.
    » Ja?«, sage ich mit nervösem Lächeln. » Ist alles in

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