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Liebe und Marillenknödel

Liebe und Marillenknödel

Titel: Liebe und Marillenknödel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Emma Sternberg
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der Anrufbeantworter sich einschaltet und kann mir still aufsagen, welche Worte er jetzt abspielt …
    » Einen wunderschönen guten Tag, Sie sind mit der Pension Alrein verbunden … Bestimmt sind wir gerade sehr beschäftigt, aber wenn Sie eine Nachricht hinterlassen …«
    Ich habe es nicht ausgehalten, dass jeder, der hier anruft, die Stimme eines Menschen hört, der nicht mehr am Leben ist, deshalb habe ich den Anrufbeantworter noch einmal selbst besprochen. Aber Tante Johannas alten Spruch durch einen neuen zu ersetzen, das habe ich doch nicht übers Herz gebracht.
    Das Band stoppt, ein Piepsen ertönt. Dann ein lautes Tuten.
    Kurze Zeit später geht das Klingeln wieder los.
    Okay, okay, ich komme ja.
    Ich steige in meine Filzpantoffeln und schlurfe hinüber ins Büro. Kurz bevor sich der Anrufbeantworter wieder einschaltet, habe ich abgehoben.
    » Pension Alrein, Sophie von Hardenberg, was darf ich für Sie tun?« Obwohl der Hörer in meiner Hand schwer wie eine Hantel ist, klingen die Worte, die mir aus dem Mund purzeln, heiter und freundlich.
    » Endlich, Sophie!«
    » Sarah!«
    Es kommt mir vor, als sei es ein Jahr her, seit ich versucht habe, sie zu erreichen, so viel ist in den letzten sechs Stunden passiert.
    » Ich habe die Mailbox jetzt erst abgehört«, sagt sie. » Sorry.«
    Sie klingt besorgt, und wenn ich bedenke, wie panisch ich geklungen haben muss, als ich ihr die Nachricht hinterlassen habe, dann weiß ich auch, wieso.
    » Nicht so schlimm«, sage ich.
    » Ich hoffe, du hast den Abend halbwegs überstanden.«
    » Ich habe Wokgemüse gekocht, nur mit Maggi statt Sojasauce und mit Risotto statt Duftreis.«
    » Igitt«, sagt sie.
    » Vielen Dank.«
    » Gerne.«
    » Also, den Gästen hat es geschmeckt. Genauso wie der Obstquark mit frischen Früchten zum Nachtisch.«
    » Quark mit frischen Früchten«, sagt sie mit staunender Stimme. » Gratuliere!«
    » Hör auf, mich zu verarschen«, sage ich beleidigt.
    » Okay«, sagt sie, und ich spüre, wie sie am anderen Ende der Leitung grinst. Dann wird sie ernst. » Tut mir leid, dass ich vorhin so kurz angebunden war. Und vor allem tut’s mir leid, weil ich dich eigentlich schon seit Tagen anrufen wollte. Aber Mann, Sophie, in der letzten Woche war so viel los, dass ich kaum Zeit zum Atmen hatte. Also: Ich glaube, ich habe jemanden, der dir helfen kann.«
    » Wie?«
    » Ein ehemaliger Kollege von mir, Nikolaus Thaler.«
    Sie sagt das, als müssten bei mir alle Glocken klingeln.
    » Nie gehört«, sage ich.
    » Der war bis vor Kurzem Sous-Chef bei diesem schicken Österreicher in Blankenese, erinnerst du dich?«
    » Dieses Restaurant, wo wir letzten Winter mal waren? In dieser Villa? Wo die Pommes so lecker sind?«
    » Nicht Pommes, Sophie, Sweet Potatoe Fries! Und sie haben das Schnitzel aus Milchkalbfleisch gemacht und den Zwiebelrostbraten aus Kobe-Rind und zu den Jakobsmuscheln gab es dieses köstliche Gewürzconfit, erinnerst du dich?«
    Ich komme nicht umhin, einen belehrenden Unterton aus ihrer Stimme herauszuhören. Sarah hat mich immer wieder mal mitgenommen, wenn sie neue Restaurants ausprobierte, aber das einzige kulinarische Urteil, das zu fällen ich in der Lage bin, lautet: schmeckt mir oder schmeckt mir nicht. Alles, was ich sonst noch über Essen weiß: Ich mag keinen Koriander. Und Innereien finde ich eklig. Leider gilt das unter Feinschmeckern nicht. Denen könntest du panierte Gallensteine servieren – wenn in der Küche ein Sternekoch stünde, täten sie so entzückt, als sei es ein Teller voller Lindt-Pralinen.
    » Ich erinnere mich. Als Gruß aus der Küche gab es irgendetwas mit Bries«, sage ich mit vorwurfsvoller Stimme.
    » Genau, das war es! Der Laden hat gerade Insolvenz angemeldet, und Nick steht jetzt da und weiß nicht, wohin mit sich.«
    » Kein Wunder«, sage ich trocken.
    » Habt ihr euch mal kennengelernt?«, fragt sie erstaunt.
    » Nein! Ich meine, dass das Restaurant pleite ist – Vorspeisen mit Bries!«
    » Sophie. Jetzt hör doch mal zu, was ich dir da gerade erzähle!«
    » Tschuldigung.«
    » Also, ich habe Nick gefragt, und der würde im Augenblick überall hingehen, wo nicht der Typ aus Blankenese Geschäftsführer ist.«
    » Aber nicht auf eine Berghütte«, entgegne ich.
    » Doch.«
    » Quatsch. Kein Mensch zieht freiwillig auf über 1500 Meter. Es sei denn, er ist zu hässlich fürs Tal oder zu blöd für die Stadt oder beides.«
    Plötzlich habe ich die Jirgls vor Augen – und mich. Ich muss sagen, dass

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