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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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könnten wir sie abschütteln. Und es ist gar nicht so weit von der Stelle am Meer entfernt, wo die Barke von Altus uns erwartet. Wenn wir die Hunde an diesem Fluss hinter uns lassen und uns direkt zur Küste wenden, sind wir möglicherweise außer Gefahr. Zumindest, was die Hunde betrifft.«
    »Ist der Fluss tief genug?«
    Er seufzt und wendet sein Pferd, wobei er mich über die Schulter hinweg anschaut. »Das ist ja das Problem. Das wissen wir erst, wenn wir dort sind. Auf der Karte sieht es jedenfalls so aus.«
    Er ruft Sonia und Luisa zu, dass wir aufbrechen wollen, und ich reihe mich auf meinem üblichen Platz in unserer Kolonne ein. Ich will gar nicht über Edmunds Worte nachdenken. Es ist unmöglich zu sagen, ob wir den Hunden entkommen können, genauso unmöglich wie zu wissen, ob der Fluss tief genug sein wird, um sie aufzuhalten, oder wer es ist, der da zu Pferd unserer Spur durch die dunklen Wälder folgt. Ich muss all meine Kräfte – die geistigen und die körperlichen – für das aufsparen, was vor mir liegt.
    Im Augenblick kann ich mich nur auf das Reiten konzentrieren.
    Ich möchte gerne glauben, dass wir den Hunden entwischen, dass wir sie abschütteln können, aber ich will mich nicht selbst belügen. Ich weiß, dass sie immer näher kommen, obwohl wir so schnell reiten, dass ich mir nicht vorstellen kann, wie uns irgendetwas einholen sollte, auch wenn es sich um dämonische Hunde handelt.
    Mir ist klar, dass Edmund das Gleiche fühlt wie ich, denn kurz nachdem wir unseren Rastplatz verlassen haben, gibt er seinem Pferd die Sporen. Ich höre, wie er das Tier mit einem lauten Ruf vorwärtstreibt, und beuge mich tief über Sargents Hals, flehe ihn stumm an, noch schneller zu laufen, obwohl mir sein abgehackter Atem beweist, dass er sich schon über Gebühr anstrengt.
    Ich hatte keine Zeit, mir Edmunds Karte anzuschauen. Ich hatte nicht einmal Zeit, ihn zu fragen, wie weit wir von dem Fluss entfernt sind, von dem er sich unsere Rettung erhofft. Aber während wir immer weiter reiten und der Himmel mit der einbrechenden Dunkelheit seine Farbe verliert, fange ich an zu beten, dass wir bald dort ankommen. Ich erflehe den Beistand eines jeden, der mir zuhören könnte – Gott, die Schwestern, die Grigori.
    Aber es ist nicht genug. Nur Sekunden nach meinem verzweifelt geflüsterten Gebet, höre ich sie durch die Bäume hinter uns brechen. Ich höre heulende Schreie und weiß sofort, dass ein Wolf oder ein wilder Hund ein Segen wäre im Vergleich mit dem, was uns auf den Fersen ist. Das ist nicht das Heulen eines Tiers, sondern von etwas viel Schrecklicherem.
    Etwas Unmenschlichem.
    Dann höre ich es knacken und bersten. Die Ungeheuer hinter uns bewegen sich nicht mit der leichtfüßigen Grazie der Tiere des Waldes. Stattdessen stürmen sie rücksichtslos durch das Unterholz, angetrieben von purer Gewalt und Kraft. Äste werden von Bäumen gerissen, während sich die Kreaturen auf uns zuwälzen. Es klingt, als ob der Himmel entzweibrechen würde.
    Luisa und Sonia wagen keinen Blick zurück, sondern gehen tapfer Edmunds mörderisches Tempo mit. Ich konzentriere mich auf ihre Rücken und gehe im Geiste die kurze Liste von Fluchtmöglichkeiten durch. Da höre ich es: das Rauschen von Wasser! Der Pfad vor mir wird heller, erst allmählich und dann mit einem Mal, als hätte jemand tausend Lampen entzündet. Ich weiß, wir sind ganz nah am Fluss.
    »Nicht stehen bleiben. Bitte nicht stehen bleiben«, flüstere ich ins Sargents Ohr. Ein Fluss wie der, den Edmund mir beschrieb, würde jedes Pferd zögern lassen. Aber wir können es uns nicht leisten zu zaudern.
    Wir stürzen aus dem Wald auf eine Lichtung, und da sehe ich es: ein grünes Juwel, das im verblassenden Tageslicht funkelt und glänzt. Aber als wir uns von der Baumlinie lösen und hinaus aufs offene Land und zum Fluss galoppieren, sind die Hunde bereits so nah, dass ich sie riechen kann – eine ekelerregende Mischung aus Schweiß, Fell und einer Art Modergestank.
    Edmunds Pferd rennt, ohne zu zögern, in den Fluss, gefolgt von Luisas, aber Sonias Reittier wird langsamer und bleibt in der Nähe des Ufers stehen. Ich höre, wie sie das Tier antreibt, wie sie mit ihm argumentiert, als ob es jedes Wort verstehen könnte. Es nutzt nichts. Das große graue Pferd bleibt stur.
    In dem Bruchteil einer Sekunde, in dem alles viel zu langsam und gleichzeitig viel zu schnell abläuft, muss ich mich entscheiden, was ich tun soll. Aber die Entscheidung fällt mir

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