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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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woher Sonia weiß, dass ich näher komme, wo ich doch ganz bewusst in der Nähe des Zeltes kein Wort sage. Jedenfalls fängt sie sofort wieder an, mich von drinnen her anzurufen und anzuflehen.
    Edmunds Gesicht wird weich, als er mich kommen sieht. »Wie geht es Ihnen?«
    Ich schlucke die Trauer, die wie eine Flut in mir aufsteigt, hinunter. »Wir würden gerne beim Kochen helfen. Bitte.«
    Er zögert erst, nickt dann und reicht mir ein Messer und ein Säckchen Karotten. Ich bringe beides zu dem kleinen Tisch, auf dem wir das Essen zubereiten. Eine Weile verliere ich mich in der Arbeit, in dem Schneiden und Zerkleinern des Gemüses, und schaffe es tatsächlich, Sonia zu ignorieren, die in ihrem Zelt abwechselnd heult und jammert.
    Jedenfalls rede ich mir ein, dass ich sie ignoriere.
    Dimitri und ich sitzen am Feuer, während Edmund vor Sonias Zelt Wache hält. Luisa hat das andere Zelt für sich allein. Vermutlich wird sie die Einzige sein, die heute Nacht Schlaf findet.
    »Ist Ihnen warm genug?« Dimitri zieht die Decke enger um meine Schultern. Er hat darauf bestanden, mir auch heute Nacht wieder Gesellschaft zu leisten, und obwohl ich es niemals zugeben würde, ist es schön, seine harte Brust hinter mir zu spüren, an die ich mich lehnen kann.
    »Ja, danke. Aber Sie sollten wirklich etwas schlafen. Irgendjemand muss doch einen klaren Kopf behalten und ich werde es ganz sicher nicht sein.«
    Dimitri legt seine Lippen ganz nah an mein Ohr. »Ich brauche weniger Schlaf, als Sie denken. Und außerdem … wenn ich schlafe, träume ich sowieso nur von Ihnen.«
    Ich lache nervös. Seine Offenheit hat mich unvorbereitet getroffen. Ich versuche, über den Moment hinwegzugehen. »Nun ja, wir werden ja sehen, wie Sie sich nach drei Tagen ohne Schlaf fühlen.«
    Dimitri dreht den Kopf, um mir besser ins Gesicht schauen zu können. Ich höre den neckenden Unterton in seiner Stimme. »Zweifeln Sie daran, dass es mir gelingt, an Ihrer Seite wach zu bleiben?« Er fährt fort, ohne auf eine Antwort zu warten: »Das hört sich ganz nach einer Herausforderung an, bei meiner Treu! Und ich nehme sie an!«
    Ich muss lachen, trotz allem. »Also schön. Ich fordere Sie heraus.«
    Er macht es sich hinter mir bequem, vergräbt das Gesicht in meinen Haaren, und wieder einmal muss ich mich wundern, wie selbstverständlich und ohne Scheu wir Intimitäten austauschen. Vielleicht liegt es an diesem mystischen Wald. Vielleicht gaukelt er uns vor, dass wir uns in einer gänzlich anderen Welt befänden. Wie auch immer, ich habe das Gefühl, dass ich Dimitri schon seit Anbeginn der Zeiten kenne. Bei jedem anderen Mann, dessen Bekanntschaft ich erst vor so kurzer Zeit gemacht habe, wären diese Vertraulichkeiten von Verlegenheit und Unbehagen auf beiden Seiten begleitet. Nicht so bei Dimitri. Ich fühle mich rundum wohl, und ich fange langsam an, daran zu zweifeln, ob ich in der Wärme, die das Feuer und sein Körper mir spenden, dem Schlaf tatsächlich die Stirn bieten kann.
    In dem Versuch, munter zu bleiben, schlage ich ein Frage-und-Antwort-Spiel vor. Abwechselnd stellen wir einander Fragen, mal ganz absurde, mal sehr persönliche. Eine Zeit lang rückt die Prophezeiung in den Hintergrund, und wir sind zwei ganz gewöhnliche Menschen, die einander besser kennenlernen wollen. Wir lachen, flüstern und kichern, und ich spüre, wie wir mit jedem Moment, den wir miteinander verbringen, enger zusammenrücken. Erst als wir keine Lust mehr haben, uns Fragen zu stellen, senkt sich wieder das Schweigen über uns.
    Dimitri vergräbt neuerlich sein Gesicht in meinem Haar und atmet tief ein.
    Ich muss lachen. »Was tun Sie denn da?«
    »Ihr Haar riecht herrlich«, antwortet er. Seine Stimme klingt gedämpft durch meine Locken.
    Spielerisch schlage ich ihm auf den Arm. »Pfui! Das tut es gewiss nicht. Auf einer Reise wie dieser kann man es leider mit der Reinlichkeit nicht so genau nehmen.«
    Er hebt den Kopf und schiebt mir die Haare mit einer Hand aus dem Nacken. »Es riecht wirklich herrlich. Es riecht nach Wald, nach eiskaltem Wasser, nach … Ihnen.« Er senkt den Kopf über meinen bloßen Nacken, und ein Schauer fließt mir über den Rücken, als seine Lippen meine Haut berühren.
    Wie von selbst fällt mein Kopf zur Seite. Mein Verstand sagt mir, dass es skandalös ist, einem Gentleman solche Freiheiten zu gestatten, zumal unsere Bekanntschaft noch so jung ist. Aber der Rest von mir, jener Teil, der sich jeglicher Vernunft entzieht, will seine Küsse

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