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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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Ich kenne den Grund und mein Herz krampft sich vor Schuldgefühl zusammen.
    Edmund hat bereits ein Kind durch das Wasser verloren. Henry mag zwar nicht Edmunds leiblicher Sohn gewesen sein, aber ich habe keinen Zweifel, dass er meinen Bruder nicht weniger liebte. Sein Verlust brachte Edmund fast um, und jetzt habe ich ihn zu Tode erschreckt, habe alles in ihm wieder aufleben lassen. Ich habe ihm klargemacht, dass einem alles genommen werden kann, egal wie kostbar es auch ist.
    Ich sollte etwas zu ihm sagen. Sollte den Kummer, für den ich der Grund bin, wiedergutmachen. Aber mir fehlen die Worte und meine Kehle wird eng vor Bedauern. Ich schaue ihm in die Augen und hoffe, dass er mich auch so versteht.
    »Das warst du, nicht wahr? Du hast mich gerettet.«
    Ich lehne an Dimitris Brust. Trotz der Decken und der Wärme seines Körpers ist mir so kalt, dass ich nicht länger fürchte, ich könnte einschlafen. Es scheint mir unmöglich, dass ich mich so weit entspannen könnte, dass der Schlaf mich übermannt.
    Er antwortet nicht gleich. Vermutlich überlegt er, wie viel er mir erzählen soll. Ich habe keine Erinnerung mehr an diese Augenblicke unter Wasser, nur noch ein undeutliches Bild von endloser Dunkelheit, schattenhaften Figuren und dann einem merkwürdigen Licht, das die Schwärze durchdrang, gerade als ich dachte, ich sei tot.
    Aber es war Dimitri. Angesichts seiner völlig durchnässten Kleidung gibt es daran keinen Zweifel. Ich will es verstehen. Ich will ihn verstehen.
    Seine Brust hinter mir hebt sich, als er tief Luft holt. »Ich habe mich der Kreatur gegenüber auf meine übergeordnete Autorität als Grigori berufen.«
    »Und du hast eine solche Autorität?«
    »Ja.« Er schweigt kurz. »Aber ich darf sie eigentlich nicht einsetzen.«
    Ich drehe mich in seinen Armen, um ihn anzuschauen. »Was soll das heißen?«
    Er seufzt. »Ich darf mich, wie gesagt, nicht in die Prophezeiung einmischen. Ich darf dir eigentlich überhaupt nicht helfen. Ich bewege mich auf sehr dünnem Eis, aber bislang tat ich es innerhalb der Gesetze der Grigori. Zum Beispiel, als ich dir half, wach zu bleiben, oder indem ich dich eskortiere. Selbst bei der Sache mit den Höllenhunden habe ich eigentlich nicht eingegriffen. Sie sind aus eigenem Antrieb zurückgeblieben, als sie sahen, dass ich mich dir anschloss.«
    Ich höre ein Zögern in seinen Worten. »Aber das ist nicht alles, nicht wahr?«
    »Es ist nichts, was dich beunruhigen müsste, Lia. Ich möchte nicht, dass du dich wegen einer Entscheidung sorgst, die ich getroffen habe – und die ich jederzeit wieder treffen würde. Dir nicht zu helfen, stand für mich nie zur Debatte. Und daran wird sich auch nichts ändern.«
    Ich berühre sein Gesicht. Seine Haut ist kalt. »Ja, aber wir stecken da gemeinsam drin. Jetzt mehr denn je.«
    Er zögert, dann nickt er.
    »Was immer dir auch wegen deiner Einmischung blühen mag, du wirst es jedenfalls nicht allein auf dich nehmen. Nicht, wenn ich es irgendwie verhindern kann.«
    »Ich habe eine Grenze übertreten, als ich dir nachgesprungen bin. Ich habe Magie angewandt … Magie, die in der irdischen Welt verboten ist. Aber nur so konnte ich die Macht des Kelpie brechen. Seine Stärke ist zwar größer als die eines Menschen, aber wesentlich geringer als die eines Grigori. Und der meisten Schwestern übrigens auch. Du hättest ihm leicht selbst entkommen können, wenn du ein wenig mehr Übung hättest. Deine Macht ist nicht zu unterschätzen, obwohl sie noch nicht ausgereift ist.«
    Ich kann mir nicht helfen: Ich bin empört. Schließlich habe ich monatelang daran gearbeitet, meine Gaben zu vervollkommnen.
    »Ich bin zwar nicht so versiert wie du, aber ich glaube, ich bin in den vergangenen Monaten ziemlich weit gekommen. Ich habe viel trainiert, um meine Fähigkeiten zu entwickeln.«
    Er legt den Kopf schräg. »Aber du hast nicht allein trainiert, nicht wahr?«
    Ich verstehe erst nicht, worauf er hinauswill, aber als mir klar wird, was er meint, erfasst mich der kalte Schrecken. »Sonia. Ich habe mit Sonia trainiert.« Dann schüttele ich den Kopf, als ob mein Widerspruch die Behauptung ungültig machen würde. »Aber es ging ihr gut. Es ging ihr gut, bis wir in den Wald kamen.«
    Er schiebt mir eine Haarsträhne, klatschnass und steif vor Salzwasser, hinter das Ohr. »Wirklich?« Er holt tief Atem. »Lia, es ist unwahrscheinlich, dass die Seelen Sonia in einer einzigen Nacht auf ihre Seiten zogen. Es war vermutlich ein langer

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