Liebe und Verrat - 2
Rücken an die kalte Steinwand gepresst werde. Einen Moment lang stehen wir einfach nur da und versuchen, wieder zu Atem zu kommen. Dimitris Wangen sind gerötet, wie wohl meine eigenen auch.
»Hat es dir Spaß gemacht?«, fragt er, als sich seine Atmung wieder beruhigt hat.
Ich nicke und hole tief Luft. »Anfangs war es schwierig, mitzuhalten, aber ich glaube, ich habe meine Sache gar nicht schlecht gemacht, für den Anfang.«
Er lächelt. »Es liegt dir im Blut.
Ich senke verlegen den Kopf. Dimitri weiß in vielerlei Hinsicht mehr über mich als ich selbst.
Er nimmt mein Gesicht in seine Hände und hebt meinen Kopf, sodass ich ihm in die Augen schauen muss. »Eigentlich wollte ich dich heute Abend mit niemandem teilen.« Er legt seine Lippen sanft auf meine und ich spüre, wie sein Kuss drängender wird. Nur mit Mühe zieht er sich zurück. »Du schmeckst nach Erdbeeren.«
Ich starre auf seinen Mund und überlege mir gerade, ob uns hier in dieser dunklen Ecke wohl jemand aufspüren wird, als Astrid hinter Dimitri auftaucht. Er sieht sie nicht und beugt sich vor, um mich wieder zu küssen.
»Ähm.« Ich räuspere mich und schaue über Dimitris Schulter hinweg, bis er sich umdreht.
»Astrid«, sagt er. »Was können wir für dich tun?«
Ihre Miene verhärtet sich, während sie von Dimitri zu mir und wieder zu ihm schaut. Der Zorn in ihren Augen ist unübersehbar. Sie scheint sich ihre Worte genau zu überlegen, als ob sie an sich halten müsste, um ihre Abneigung nicht offen auszusprechen. Aber schließlich verengt sie bloß ihre Augen und richtet ihre Worte an Dimitri, als ob ich gar nicht anwesend wäre.
»Una hat Nachricht gegeben, dass Lady Abigail wach ist und Schwester Amalia zu sprechen wünscht.«
Dimitri nickt. »Sehr gut. Danke.«
Astrid bleibt wie angewurzelt stehen.
»Ich werde Lia zu Lady Abigail bringen. Du kannst gehen.«
Eine weiß glühende Flamme aus Wut zuckt in ihren Augen auf, weil Dimitri sie einfach wegschickt. Aber er ist älter als sie, und somit hat sie ihm den gebührenden Respekt entgegenzubringen. Schließlich dreht sie sich auf dem Absatz um und stürmt davon, verschwindet in der Menge der Tanzenden.
Dimitri wendet sich zu mir. »Ich weiß, welche Sorgen du dir um Lady Abigail machst. Lass uns jetzt gleich zu ihr gehen. Ich werde dich hinbringen.«
Ich weiß selbst nicht, warum ich zögere. Schließlich ist die Unterredung mit Tante Abigail Ziel und Zweck unserer langen und beschwerlichen Reise und könnte Klärung der unzähligen Fragen und Verwirrungen bedeuten, die mir den Kopf schwer machen. Es ist der Schlüssel zu meiner Zukunft. Der Schlüssel zum Ende der Prophezeiung.
Vielleicht ist das der Grund, warum es einen Moment dauert, bis ich zustimmend nicke.
Ich habe es genossen, mich im Licht der Kerzen und dem Klang der Musik zu verlieren. Selbst die Auseinandersetzung mit Ursula war eine willkommene Ablenkung von den Ereignissen, die mir bevorstehen. Und doch habe ich nie daran gezweifelt, dass all das nur eine Atempause war, und so folge ich Dimitri durch den Speisesaal. Dies ist der Anfang vom Ende.
Und – wenn ich viel Glück habe – vielleicht auch der Vorbote eines neuen Anfangs.
24
Ich muss mich für Astrid entschuldigen«, sagt Dimitri auf dem Weg zu Tante Abigails Gemach. »Ich kenne sie seit ihrer Geburt, aber während ich in ihr immer die kleine Schwester sah, hat sie wohl ganz andere Erwartungen an mich.«
Wir gehen durch den langen, offenen Korridor, an den ich mich von heute Morgen noch erinnere. Er verläuft um das gesamte Heiligtum, und ich habe schnell die Orientierung verloren, wo ich mich befinde.
Ich schaue ihn mit einem verschmitzten Lächeln an. »Schon gut. Ich kann es ihr nicht verübeln.« Ich weiß nicht, ob es am Wein liegt oder an dem wilden Tanz oder vielleicht an den Sternen, die im schwarzen Nachthimmel funkeln, aber ich bin mir der Zartheit der Seide meines Gewandes, das gegen meine nackten Beine streift, überdeutlich bewusst. Ich fühle mich unglaublich lebendig.
Grinsend greift Dimitri nach meiner Hand. »Ich glaube fast, die Luft von Altus zeigt langsam ihre Wirkung bei dir.«
»Vielleicht.« Ein Lächeln liegt auf meinen Lippen und Hand in Hand gehen wir weiter.
Ich weiß nicht, wie lange wir noch Gelegenheit haben, vertraulich miteinander zu sprechen, und meine Gedanken kehren zu ernsten Dingen zurück. Ich brauche Antworten. »Dimitri?«
»Ja?«
»Warum ist Ursula mir gegenüber so … scharfzüngig?«
Er wirft
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