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Liebe und Verrat - 2

Liebe und Verrat - 2

Titel: Liebe und Verrat - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle Zink
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eine andere zu übergeben, die nach mir kommt, obwohl das bedeuten könnte, Jahrhunderte zu warten, ehe die Chance, die Prophezeiung zu beenden, wiederkehrt? Jahrhunderte, in denen mehr und mehr Seelen den Weg in unsere Welt finden könnten.
    Dimitris Stimme ist eisig vor Zorn. »Ich bitte um Verzeihung, Schwester Ursula, aber meiner Meinung nach ist es völlig klar, was die Prophezeiung uns sagt. Sie bestimmte Lia nicht nur als das Tor, sondern als den Engel , als das eine Tor, das die Macht hat, Samael anzurufen oder zurückzuweisen. Und in dieser Position hatte Lia die freie Wahl, welcher Seite sie sich zuwenden sollte. Bei allem Respekt, aber ich finde, dass wir ihr großen Dank schulden, weil sie sich für die richtige Seite entschieden hat.«
    Schachmatt , denke ich. Wenigstens im Moment .
    Unter dem Tisch drücke ich Dimitri die Hand, denn obwohl ich ihm nicht noch mehr Schwierigkeiten bereiten will, bin ich ihm doch für seine Unterstützung dankbar.
    Am Tisch macht sich ein Schweigen breit, das selbst mit viel Wohlwollen nicht als angenehm bezeichnet werden kann. Aber noch während wir krampfhaft darüber nachdenken, wie wir unserem Beieinander wieder eine freundlichere Wende geben könnten, taucht Astrid mit einer kleinen Verbeugung neben Ursula auf.
    »Mutter? Darf ich an eurem Tisch sitzen? Ich würde so gerne unsere Gäste näher kennenlernen.« Ihre Stimme ist liebenswürdig und schüchtern, ohne die Herablassung, die sie an den Tag legte, als sie mit mir sprach.
    Mutter? Mutter? Ursula ist Astrids Mutter.
    Ursula lächelt, aber ihr Blick gilt nicht Astrid. Ihre Augen liegen auf mir, als sie ihrer Tochter antwortet. »Natürlich darfst du, meine Liebe. Setz dich neben Bruder Markov.«
    Astrids Wangen werden krebsrot und sie verbeugt sich hastig vor ihrer Mutter, ehe sie zu Dimitri tritt. Nachdem sie sich neben ihn gesetzt hat, schaut sie mit unverhohlener Bewunderung zu ihm auf.
    »Das Leben auf Altus war irgendwie traurig ohne dich«, sagt sie mit sittsamem Augenaufschlag.
    Ich glaube, Ungeduld in seinem Blick wahrzunehmen, die er geschickt zu verbergen weiß. »Und ich bin immer traurig, wenn ich nicht auf Altus bin.« Er wendet sich zu mir und lächelt. »Hat dir das Essen geschmeckt?« Er beugt sich zu mir, sodass ich den Wein in seinem Atem riechen kann, und flüstert: »Falls dich meine Gesellschaft nicht zu sehr abgelenkt hat, um überhaupt etwas zu schmecken.«
    Ich grinse. »Es war köstlich.«
    Der Rest des Abendessens vergeht ohne Zwischenfall. Astrid schmollt neben Dimitri, während Luisa nur Augen für Rhys hat. Es dauert nicht lange, da erhebt sich im Saal eine fremdartige Musik. Rhys steht auf und streckt Luisa die Hand entgegen. Gemeinsam verlassen sie den Tisch, um zu tanzen, genauso wie viele andere Gäste.
    Dimitri greift in eine Schale auf dem Tisch, holt eine tiefrote Erdbeere heraus und hält sie mir an den Mund. Diesmal beiße ich die glänzende Frucht, ohne zu zögern, vom Stiel. Er lächelt und etwas Warmes und Geheimes webt ein weiteres Band zwischen uns.
    Er legt den Stiel auf seinen Teller. Sein Gesicht wird mit einem Mal ernst. »Es tut mir leid, Lia.«
    Ich schlucke die Erdbeere hinunter und frage dann: »Was denn?«
    »Wegen Ursula. Wegen allem.«
    Ich schüttele den Kopf. »Das muss es nicht. Es ist ja nicht deine Schuld.«
    Er schaut sich im Saal um, wo sich die Tanzpaare zu einer langsamen Melodie in einem Kaleidoskop aus Lila und Schwarz drehen. »Das sind meine Leute. Meine Familie. Und du … nun, du bist mir noch viel teurer als sie, Lia. Aber das weißt du ja mittlerweile.« Er nimmt meine Hand und küsst die Innenfläche. »Ich will, dass sie freundlich zu dir sind.«
    Ich nehme seine Hand und erwidere seine Zärtlichkeit.
    Einen Moment lang ist mir, als ob ich ihm das erste Mal in die Augen schaue. Ich verliere mich in ihnen und nichts sonst spielt mehr eine Rolle. Dann stimmt die Musik plötzlich ein fröhliches Lied an und Dimitri steht auf und zieht mich auf die Füße.
    »Bitte erweise mir die Ehre.« Das ist nicht als Frage gemeint, und noch ehe ich weiß, wie mir geschieht, stehen wir mitten im Saal zwischen all den anderen Paaren. Ich erhasche einen Blick auf Luisa, aber sie verschwindet ebenso schnell wieder in der Menge, wie sie aufgetaucht ist.
    »Aber … ich weiß nicht, wie man zu einer solchen Musik tanzt«, protestiere ich und schaue mich nach den anderen Tänzern um, die ihre Schritte flink und sicher setzen.
    Er legt meine eine Hand auf seine

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