Liebe und Völkermord
Reichsregierung zur Verfügung.
Johann Lieb war sehr überrascht, als sein Vorgesetzter ihm mitteilte, er würde gerne mit ihm zusammen ins Badehaus gehen. Er hatte seinen Chef nur ein einziges Mal ohne Uniform gesehen, und das war, als er ihn einmal mitten in der Nacht wegen einer Eilnachricht aus Mardin in seinem Schlafgemach wecken musste. Er hatte vom Kurier die Anweisung erhalten, ihm den Brief sofort zu überreichen, jedoch erfuhr er nicht den Inhalt des Briefes. Das kam ihm schon merkwürdig vor.
Nun also sollte er den Generalmajor nackt sehen. Dieser Tag sollte höchste Disziplin von ihm abverlangen. Er nahm sich vor, den Herrn nicht allzu oft anzuschauen. Irgendwie würde er sich schon beschäftigen und entschuldigen können, dachte er.
Das Badehaus maß etwa 50 Meter in der Länge und 30 Meter in der Breite. Es gab darin einen großen überdachten Raum mit einem Becken von etwa 20 Meter Länge. Es gab Nebenräume für das Umziehen und eine besondere auf Wunsch zusätzliche Behandlung, nämlich die Massage. Die Masseusen waren christliche Sklavinnen aus allen Teilen des Reiches.
Dann gab es noch weitere kleine Räume, sie waren karg und schlicht eingerichtet, in denen die Gäste sich hinlegen und in aller Ruhe miteinander reden konnten. Hier wurde immer geraucht.
Generalmajor Sturm drängte Johann, sich massieren zu lassen. Er persönlich trug die Kosten dafür. Erst lehnte der blonde Junge das Angebot ab, gab dann aber nach.
Er genoss die Massage durch die hübsche orientalische Schönheit. Gleich als er den Raum betreten und sie erblickt hatte, gefiel sie ihm. Sie lächelte ihn die ganze Zeit über an und kicherte ab und zu. In diesem Moment bedauerte er, nicht Türkisch gelernt zu haben wie sein Vorgesetzter.
Er sprach auf Deutsch zu ihr. Er sagte zu ihr, er fände sie hübsch. Sie verstand kein einziges Wort. Er lag auf der Platte, über der Platte lag eine weiche Matte. Sie war so hoch angelegt, sie stand etwa auf der Höhe der Hüfte der Frau.
Aufgrund des Lächelns und des Kicherns der Frau dachte Johann, sie würde ihn mögen und ihn attraktiv finden. Doch der Grund war vielmehr der, sie hatte noch nie einen blonden jungen Deutschen gesehen.
Nach der Massage sprang der junge Adjutant von Heinz Sturm ins Becken. Das Wasser war zwar kalt, doch es war warm in dem Raum und draußen erdrückend heiß, deswegen empfand er das kalte Wasser als erfrischend. Der alte Deutsche jedoch lehnte es ab, ins Wasser zu springen. Nicht einmal seine Füße wollte er darin eintauchen.
Er befahl Johann, aus dem Wasser zu kommen und ihn in einen der Nebenräume zu begleiten. Eine der Sklavinnen öffnete die Tür. Als sie drinnen waren, schloss sie sie wieder. Sie legten sich auf die Matten hin.
Die Sklavinnen waren auch Prostituierte. Wenn der Insasse ihren Dienst wünschte, konnte er ihr das an der Eingangstür mitteilen. Er betrat dann den Raum zuerst allein. Nach etwa einer halben Stunde kam dann die in einem prächtigen Kleid geschminkte Sklavin herein und leistete ihm Gesellschaft.
Die beiden Deutschen schwiegen, als sie neben der dunkelhaarigen Schönheit an der Tür standen.
In der Mitte des Raumes lag eine Wasserpfeife. Daneben lag ein Holzteller, bedeckt mit einem weißen Tuch. Der Generalmajor nahm das Tuch. Auf dem Teller war ein weißes Pulver. Er nahm den Teller und kippte das Pulver in die Innenöffnung der Wasserpfeife. Er starrte gebannt auf den Mittelteil, wo das Wasser sich mit dem Stoff vermischte und der Dampf allmählich emporstieg. Nach einer Weile nahm er einen der Schläuche und inhalierte. Johann war anfangs zaghaft, hatte er doch noch nie in seinem Leben geraucht, doch die Neugier überredete ihn, den Schlauch zu nehmen. Und von einem Mal Probieren würde er schon nicht zu Schaden kommen, dachte er.
Just nach einem sehr kurzen Moment, nachdem er den Stoff inhaliert hatte, verfiel er in eine Art trance-artigen Zustand. Die Welt um ihn herum drehte sich, ihm wurde schwindelig. Dann schloss er seine Augen. Nun sah er Dinge, von denen er noch nie geträumt hatte. Er genoss alle Freuden des irdischen Lebens. Er war im Paradies. Alles war so echt. Solch einen wunderbaren Augenblick des Glücks hatte er noch nie empfunden. Wie sehr er sich nun wünschte, dieser Moment würde ewig währen.
Doch plötzlich wurde alles dunkel vor seinen Augen. Er war in die tiefste Dunkelheit hineingefallen. Das war schrecklich. Und dann bekam er einen heftigen Schlag auf seine Stirn. Es fühlte sich alles so
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