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Liebe, unendlich wie das Meer

Liebe, unendlich wie das Meer

Titel: Liebe, unendlich wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JESSICA BIRD
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Güte, erst jetzt fiel ihr so richtig auf, wie oft sie ihn in seinem falschen Glauben gelassen hatte. Verbissen stürzte sie sich in die Arbeit.
    Als sie am Nachmittag in die Küche kam, trat Tim auf sie zu. „Boss, haben Sie ’n Moment Zeit?“
    „Was gibt’s?“
    „Wir haben ein Problem mit dem letzten Stahlschrank in der Küche. Er ist fest mit der Wand verschraubt, aber die Türen sind durch den Feuerwehreinsatz völlig verklemmt. Wenn wir ihn nicht gerade aufschweißen wollen, müssen wir uns was einfallen lassen.“
    Cass besah sich die Lage aus der Nähe. Der Schrank stand direkt gegenüber dem Fenster.
    „Hat Ihr Truck eine Anhängerkupplung?“, fragte sie Tim.
    „Jawoll.“
    „Wunderbar. Dann fahren Sie ihn hier vors Fenster. Ich habe in der Scheune eine Rolle Seil gesehen. Wir kriegen den Schrank schon von der Wand.“
    Sie lief nach draußen und betrat die Scheune durch das große Tor, ohne bei der Werkstatt vorbeizugehen. Nur zu gut erinnerte sie sich an die Seilrolle, über die sie bei ihrem ersten Besuch gestolpert war, und fand sie recht schnell wieder.
    Zehn Minuten später hatten sie das Seil am Schrank und der Anhängerkupplung befestigt.
    „Wenn ich das Signal gebe, fahren Sie los“, ordnete Cass an. „Aber nur wenig Gas, okay? Wir wollen nur die Schrauben lösen, nicht die Wand durchbrechen.“
    Tim grinste. „Keine Sorge, ich habe viel Gefühl im Gasfuß.“
    Die anderen drei Männer schlossen bereits Wetten ab, wer das Tauziehen gewinnen würde: der Schrank oder der Truck.
    „Tretet ein Stück zurück, Jungs“, sagte sie, dann pfiff sie laut und ging aus dem Weg. Das Seil spannte sich, und der Schrank löste sich in Zeitlupe von der Wand. Sie wartete, bis man an die Schrauben herankam, dann pfiff sie wieder, und das Seil erschlaffte.
    „Perfekt.“ Unter dem Jubel der Männer löste sie das Seil vom Schrank.
    Lächelnd schaute sie auf und sah Alex in der Küchentür stehen. Er wirkte schrecklich wütend.
    „Schick deine Männer weg“, verlangte er. „Sofort.“
    Die Handwerker verstummten, und Cass riss die Augen auf. „Wie bitte?“
    „Du hast mich schon verstanden. Oder wollen wir das vor ihnen ausdiskutieren?“
    Stirnrunzelnd schaute sie auf die Uhr. Es war sowieso Feierabendzeit, und sie nickte. „Okay, gute Arbeit heute, Jungs. Danke. Um den Schrank kümmern wir uns morgen.“
    Die Männer schauten von Alex zu ihr und wieder zurück.
    „Sind Sie sicher, dass wir gehen sollen, Boss?“, fragte Tim.
    „Ja. Wir sehen uns morgen.“
    Während die Männer zu ihren Trucks gingen, schwieg Alex, doch Cassandra spürte die Anspannung in der Küche fast körperlich.
    Schließlich sagte sie: „Kannst du mir jetzt mal verraten, was das gerade sollte?“
    „Was zum Teufel hast du dir dabei eigentlich gedacht?“
    Sie hatte keine Ahnung, wovon er redete.
    „Ich kann keine Gedanken lesen, Alex“, erwiderte sie ungehalten. „Du müsstest mir schon sagen, was dir nicht passt.“
    „Dass du dieses Seil benutzt hast.“
    Das ist jetzt nicht dein Ernst, dachte sie. Du regst dich auf, weil ich mir ein altes, schmutziges Seil ausgeborgt habe, ohne vorher zu fragen?
    Kopfschüttelnd wollte sie an ihm vorbeigehen. „Du kannst es sofort wiederhaben, wir brauchen es nicht mehr.“
    Als sie sich bückte, um das Seil zusammenzurollen, griff er nach ihrem Arm und drehte sie zu sich herum.
    „Hast du dran gedacht, dass es reißen könnte?“
    Sie versuchte, sich loszumachen – vergeblich. „Es hat prima gehalten.“
    „Das war reines Glück.“
    „Würdest du mich jetzt bitte loslassen?“
    „Ich habe schon mal einen Mann ein Auge verlieren sehen, als ein Seil riss, das dicker war als dieses. Das eine Ende ist ihm mit voller Wucht ins Gesicht geschlagen. Er hatte auch gedacht, es würde halten.“
    „Aber ich stand …“
    „Nicht weit genug entfernt.“ Er zerrte sie noch näher zu sich heran. „Und jetzt hör mir zu. Du hast die Bauleitung, du bist kein Handwerker. Ich will nicht, dass du hier weiter selbst Hand anlegst.“
    Sie holte tief Luft. „Alex, ich glaube nicht, dass …“
    „Du wirst hier keinen Hammer mehr anfassen, kein Stemmeisen, nicht mal mehr einen Nagel. Ist das klar?“
    Absolut nicht, dachte sie. Wenn du denkst, dass du mich mit dieser Macho-Nummer beeindrucken kannst, bist du gewaltig auf dem Holzweg, mein Freund.
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, um ihm in die Augen sehen zu können. Zwar reichte sie ihm trotzdem nur bis zum Kinn, aber es war

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