Liebe, unendlich wie das Meer
besser als nichts.
„Jetzt hör du mir zu“, verlangte sie kühl. „Du willst, dass ich diesen Job mache? Wunderbar. Dann habe ich hier das Sagen, nicht du. Es gefällt dir nicht, wie ich den Job mache? Auch kein Problem. Wirf mich raus und such dir jemand anders.“
„Legst du’s wirklich darauf an, dass ich dich feure? Das werde ich nämlich. Auf der Stelle.“
Kämpferisch starrten sie einander an. Ihre Gesichter waren nur Zentimeter voneinander entfernt, und die Luft schien vor gereizter Spannung zu vibrieren.
Alex packte Cass beim Handgelenk und drehte ihren Arm mit der Innenseite nach oben, wo ein blauer Fleck prangte. „Wie ist das passiert?“
„Geht dich nichts an.“
„Welche Verletzungen hast du noch? Und wo?“
„Jetzt halt mal die Luft an, Großer“, sagte sie gefährlich leise. „In der letzten Woche habe ich drei Badezimmer entkernt, an die hundert Quadratmeter Holzfußboden hochgenommen und Kilometer elektrischer Leitungen entfernt. Wenn du behaupten willst, dass ich nicht weiß, was ich hier tue, oder mich ungeschickt anstelle, liegst du falsch. Die Männer schneiden sich auch mal oder holen sich blaue Flecken. Das gehört einfach zum Job. Und in diesem Job bin ich verdammt gut.“
Wütend schaute er sie an. Sie rechnete damit, dass er sie jetzt wieder mit Beleidigungen überschütten würde – aber diesmal war sie gewappnet und würde auch austeilen, nicht nur einstecken.
Stattdessen schwieg er, bis sie ihn am liebsten geschüttelt hätte.
„Also bin ich jetzt gefeuert oder was?“, fragte sie schließlich. „Falls nicht, solltest du dir eines merken – wir sind hier nicht auf deinem Boot. Hier bin ich der Boss. Wenn du damit nicht umgehen kannst, solltest du das Haus nicht mehr betreten, bis wir fertig sind.“
Sein Blick wurde noch mörderischer, und sie dachte wirklich, er würde sie hochkant hinauswerfen. Doch dann änderte sich sein Gesichtsausdruck schlagartig, als hätte er alle Gefühle einfach fortgewischt. So viel Selbstbeherrschung war ihr schon fast unheimlich.
Er ließ ihren Arm los und trat einen Schritt zurück. „Ich entschuldige mich.“
Langsam stieß sie den angehaltenen Atem aus. „Ich gehe keine unnötigen Risiken ein. Wirklich nicht. Du brauchst dir um mich keine Sorgen zu machen.“
„Da hast du recht. Ich bin nicht verantwortlich für dich. Du bist nicht mein Problem.“ Damit ging er zur Tür. „Danke, dass du mich daran erinnert hast.“
Als er durch die Plastikplane nach draußen getreten war, ließ er Cass mit dem Gefühl zurück, unerwünscht und wertlos zu sein. Was ziemlich albern war, denn schließlich hatte sie ihren Willen durchgesetzt und ihn in die Flucht geschlagen.
Du bist nicht mein Problem.
Am meisten störte sie an seinen Worten die erneute Erinnerung daran, dass er sie nicht leiden konnte und nur tolerierte. Nach dem Abendessen hatte sie gehofft, dass sie sich wenigstens ein kleines Stück angenähert hatten. Aber da täuschte sie sich wohl.
Alex zwang sich, den Rest der Woche dem Haus fernzubleiben. Es war wohl besser, wenn sie sich beide etwas beruhigten, bevor sie sich wieder über den Weg liefen.
Natürlich hatte Cassandra recht. Es war ihr Auftrag, sie war der Boss, und er konnte sich nicht einfach so in ihre Entscheidungen einmischen. Wenn jemand auf sein Boot gekommen wäre und versucht hätte, ihm Befehle zu geben, hätte er ihn einfach über Bord geworfen. So gesehen war Cassandras Reaktion geradezu sanftmütig ausgefallen.
Aber in dem Moment hatte er einfach rot gesehen. Er war neugierig gewesen, was sie mit dem Truck wollten, und war hinübergegangen, um nachzuschauen. Als er dann Cassandra neben dem gespannten Seil stehen sah, war er ausgerastet. Eigentlich hätte er sie am liebsten besorgt in die Arme gezogen, aber das ging ja nicht, also hatte er sie stattdessen angeschrien.
Als er am Freitag gegen drei die Trucks der Männer wegfahren hörte, griff er nach seinem Stock und humpelte zum Haus hinüber. Cassandra hatte eine richtige Entschuldigung verdient, also brachte er es besser hinter sich.
Noch immer kam er nicht darüber hinweg, dass sie sich auf die Zehenspitzen gestellt hatte, um ihm besser in die Augen schauen zu können. Das wagten nicht viele Menschen. Seine Crew verdrückte sich meistens, wenn sein Temperament mit ihm durchging und er einen seiner berüchtigten Wutanfälle bekam. Sogar Reese war ihm dann aus dem Weg gegangen.
Dass Cassandra ihm die Stirn geboten hatte, überraschte ihn. Er
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