Liebe, unendlich wie das Meer
das Geschäft geerbt und macht sich fantastisch. Sean hilft ihm, wo er kann, und …“
„Du bist wohl fertig?“, unterbrach Alex sie.
„Was? Oh, mit dem Essen. Ja, danke, ich bin satt.“
Alex stand auf und begann, die Teller zusammenzustellen.
„Das mach ich schon, ist ja nicht viel“, sagte sie hastig.
Er nickte, zog sein Handy aus der Tasche und telefonierte mit Spike, damit der ihn abholte. Danach verschwand er wortlos im Hauswirtschaftsraum und erschien erst wieder, als ein Wagen die Auffahrt heraufkam.
„Wann kommt Libby wieder?“, fragte er.
„Spät.“
„Kommst du zurecht so allein in dem großen Haus?“
Sie streichelte Ernest, den sie inzwischen wieder reingelassen hatte. „Klar.“
„Na dann … gute Nacht.“ Damit humpelte er hinaus.
Nachdem Spike ihn beim White Caps abgesetzt hatte, schürte Alex das Feuer in seinem Kanonenofen, entschied sich dann aber, noch zum See hinunterzugehen. Auf dem Bootssteg blieb er stehen und blickte über das fast schwarze Wasser.
Er hat mir sehr viel bedeutet, und ich vermisse ihn natür lich.
Sehr leidenschaftlich hatte das nicht geklungen, zumal ihr Ton sachlich gewesen war. Und er hatte immer angenommen, sie wäre am Boden zerstört.
Wahrscheinlich sollte er beeindruckt sein, wie gut Cassandra die neue Situation meisterte. Ein Liebhaber. Ein neues Projekt. Jetzt noch eine neue Wohnung. Reese hätte es gefallen, dass sie einen neuen Start wagte.
Aber deshalb war Reese ja auch der bessere Mann. Wäre Alex an seiner Stelle gewesen, hätte er gewollt, dass sie für den Rest ihres Lebens um ihn trauerte. Er hätte sich gewünscht, dass sie sich von dem Verlust nie erholte.
Tja, er war eben wirklich ein grausamer Egoist.
Als ihm kalt wurde, kehrte er zur Werkstatt zurück, zog sich aus und legte sich ins Bett. Kaum hatte er die Augen geschlossen, sah er Bilder von Cassandra vor sich – wie sie sich nach einem Schluck Wein mit der Zungenspitze über die Lippen fuhr, wie gut ihre Beine in den schwarzen Leggins zur Geltung kamen, als sie sich nach Ernest gebückt hatte …
Sein Verlangen erwachte. Er sah Cassandra neben sich liegen, ihr rotes Haar auf dem Kissen ausgebreitet, ihre samtige Haut an seiner. Er stellte sich vor, sie ganz zu spüren. Sie würde sich an ihn klammern und nach mehr verlangen, bis sie gemeinsam den Gipfel erreichten.
Danach würde er sie im Arm halten, bis sie eingeschlafen war.
Alex stieß einen heiseren Fluch aus. Trotz seiner großen Schuldgefühle schaffte er es einfach nicht, sein Begehren in Zaum zu halten. Wie jede Nach lag er lange wach und bekam die Bilder der Frau, die er liebte, nicht aus dem Kopf. Und wie jede Nacht bezahlte er dafür, indem er sich immer wieder sagte, dass er das, was er sich am meisten wünschte, niemals haben konnte.
6. KAPITEL
Eine Woche später parkte Cassandra vor dem White Caps und notierte sich auf dem Weg ins Haus auf ihrem Klemmbrett, dass der Schuttcontainer voll war und abgeholt werden musste. Sie hatten in der Küche große Fortschritte gemacht und würden als Nächstes mit dem Speisesaal anfangen.
Als sie ins Haus trat, schaute sie sich über die Schulter zur Werkstatt um und sah wie immer Alex am Fenster stehen. Er schien es stets zu registrieren, wann sie kam und ging, ließ sich aber nie persönlich blicken. Nach ihrem gemeinsamen Abendessen hätte sie gern mehr Kontakt zu ihm gehabt, wusste aber nicht, wie sie es anstellen sollte.
Der Vormittag verging wie im Fluge. Sie waren insgesamt schneller vorangekommen als erwartet, sodass bald schon Klempner und Elektriker die neuen Leitungen verlegen konnten. Über die Feiertage hatten jedoch alle frei. Cassandra würde das Weihnachtsfest zum ersten Mal ohne Reese verbringen – genau wie ihren Geburtstag ein paar Tage später.
Es hatte ihm immer Freude gemacht, sie mit extravaganten Geschenken zu verwöhnen und sich selbst dabei zu übertreffen. Im letzten Jahr, zu ihrem Dreißigsten, hatte er das Metropolitan Museum of Art für die Nacht gemietet, und sie waren ungestört durch die Ausstellung geschlendert, bis sie zu einem für zwei gedeckten Tisch kamen. Sie war begeistert gewesen von der Aussicht, einen ruhigen Abend ganz allein mit Reese zu verbringen – doch dann waren Freunde und Geschäftspartner von ihm hereingeplatzt, hatten „Überraschung“ gerufen und ihr gratuliert, und es war doch eine große Party geworden.
Sie hatte ihm natürlich gesagt, wie toll sie seine Idee fand, denn das hatte er hören wollen. Meine
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