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Liebe, unendlich wie das Meer

Liebe, unendlich wie das Meer

Titel: Liebe, unendlich wie das Meer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: JESSICA BIRD
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leichenblass, und ihre Zähne schlugen aufeinander.
    Vorsichtig ging er in die Hocke, das geschiente Bein vor sich ausgestreckt. „Ist was gebrochen?“
    „Ich kann alle Gelenke bewegen, und die Kleidung hat mich geschützt. Ich habe nur nicht genug Kraft, um mich selbst zu befreien.“
    „Wie sieht’s mit deinem Rücken aus?“
    „Ich habe in allen Gliedern Gefühl. Beziehungsweise hatte ich, bis es richtig kalt wurde.“
    Er legte die Taschenlampe eingeschaltet auf den Boden. „Also gut, wir versuchen es so: Ich greife dir von vorn unter die Achseln. Du legst mir die Hände auf die Schultern, darfst dich aber nur festhalten, nicht hochziehen. Das überlässt du mir und machst dich ganz schlaff. Je lockerer du bist, desto einfacher wird es. Noch Fragen?“
    Cassandra blickte zu ihm auf. „Das ist wohl nicht das erste Mal, dass du jemanden rettest, was?“
    Das stimmte, aber noch nie hatte er dabei solche Angst gehabt. Seine Hände zitterten so stark, dass er sie vor Cassandra zu verbergen versuchte.
    „Noch Fragen?“, wiederholte er.
    „Nein“, erwiderte sie leise.
    Er ging in Position, schob die Hände unter ihre Jacke und umfasste Cassandras Oberkörper. Wie zierlich sie war! Er musste besonders vorsichtig sein, um ihr nicht aus Versehen die Rippen zu brechen. Der Gedanke ließ ihm trotz der Kälte den Schweiß ausbrechen.
    „Fertig?“, fragte er.
    „Alex?“, flüsterte sie.
    „Keine Sorge, ich mache langsam. Ich versuche, dir nicht wehzutun.“
    „Ich bin so froh, dass du gekommen bist. Ich habe deinen Namen gerufen.“
    Alex schloss die Augen und atmete tief durch. „Okay, es geht los.“
    Er sammelte alle Kraft in seinem Oberkörper, dankbar, dass er die letzten Wochen so hart trainiert hatte. Als er sie langsam anhob, stöhnte sie leise, doch wenigstens steckte sie nicht mehr fest.
    „Geht es?“, fragte er mit zusammengebissenen Zähnen. Auch sein Bein protestierte mit heftigen Schmerzen, aber er würde sie auf keinen Fall loslassen.
    „Ja, alles klar. Danke.“
    Langsam zog er sie immer weiter heraus, bis das Bein frei war. Dann drehte er sie in seinen Armen herum und legte sie sanft auf den Boden, zog ihr die Jacke über und machte den Reißverschluss zu.
    Sie lag ganz still und blickte zu ihm auf.
    Wag es nicht, sie zu küssen. Wag es nicht.
    Dennoch senkte er den Kopf. Als sie ein kleiner Schauer überlief, richtete er sich beschämt auf. Er musste sie so schnell wie möglich ins Warme bringen und nicht ausgerechnet das tun, was er nicht einmal durfte, wenn es ihr gut ging.
    „Ich will dein Bein abtasten, bevor du versuchst aufzustehen, okay?“
    Sie nickte, und er strich mit den Händen über ihren Fuß und die Wade und bewegte alle Gelenke ein wenig. Als er zu ihrem Oberschenkel kam, zuckte sie zusammen.
    „Wie weh tut es?“
    „Nur wie ein ziemlich großer Bluterguss. Und ich brauche keinen Arzt, danke.“
    Er versuchte zu vergessen, dass seine Hand sehr weit oben auf der Innenseite ihres Schenkels ruhte, aber es gelang ihm nicht. Was für ein Dreckskerl er doch war! Die arme Frau lag halb erfroren vor ihm, er spürte deutlich, wie sie zitterte. Und er hatte sexuelle Gelüste?
    Männer sind wirklich Schweine, dachte er.
    „Scheint alles in Ordnung zu sein“, murmelte er. „Lass uns zusehen, dass wir ins Warme kommen. Ist dir schwindelig?“
    Sie schüttelte den Kopf und setzte sich auf. Als er ihr helfen wollte, schob sie ihn weg. Mühsam erhob sie sich und stützte sich schwankend an der Wand ab. Wie sollte er sie nur die Treppe hinunterbekommen? Tragen oder stützen konnte er sie wegen seines Gipses nicht.
    Doch bevor er selbst wieder auf den Beinen war, marschierte sie schon los in Richtung Treppe.
    Hastig griff er nach seinem Stock. Warum ließ sie sich nicht helfen? Sie hatte doch bestimmt kaum Gefühl in den Beinen!
    „Ich bringe dich zu Grays Haus“, rief er ihr nach. „Warte doch!“
    Zum Glück stieg sie die Treppe sehr vorsichtig hinunter, sodass er sie dort endlich einholte.
    „Ich bringe dich nach Hause“, wiederholte er.
    „Das schaffe ich schon, es ist ja nicht weit“, sagte sie, stolperte aber dabei und hielt sich am Geländer fest.
    Auf keinen Fall würde er sie in diesem Zustand hinters Steuer lassen. „Ich bringe dich.“
    „Du kannst mit dem Gips doch gar nicht fahren. Der Range Rover hat eine Gangschaltung, und du kannst die Kupplung nicht treten.“
    „Und warum rennst du so? Bleib doch mal stehen … verdammt, Cassandra!“
    Als sie in die

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