Liebe Unerwuenscht
fragte Beatrice unsicher.
»Wie machen wir weiter?« wollte Sarah wissen.
»Du bist die Detektivin, sag es mir.«
»Idealerweise finden wir Birch.« Sarah zuckte mit den Schultern. »Aber ich habe keine Ahnung, wo wir ihn suchen sollen.«
»Die Ehefrau weiß bestimmt was«, vermutete Beatrice. »Wir müssen sie nur dazu bringen, es uns zu erzählen.«
»Und wie?«
»Jennifer muss ran. Unter irgendeinem Vorwand darauf drängen, Birch zu sehen. Ein Vertrag zu einem Geschäft, bei dem Birchs Unterschrift fehlt oder so was.«
»Macht Jennifer denn Geschäfte mit Birch?«
»Ist doch egal. Woher soll seine Frau das wissen. Ich werde Jennifer nachher gleich anrufen. Vielleicht fahre ich auch vorbei. Liegt ja auf meinem Weg.«
Sarah schwieg nachdenklich. Wie jetzt? Beatrice wollte ausgerechnet Jennifer um Mithilfe bei den Nachforschungen bitten, die sie anstellten, um Jennifers Rolle in dem Fall zu durchleuchten? Fiel Beatrice der Widerspruch nicht auf?
»Sarah?« Beatrice fragender Blick traf die junge Frau.
»Ja?«
»Was hältst du davon?«
»Ich dachte, du wolltest etwas über Jennifer herausfinden, nicht mit ihr. Da halte ich es nicht für besonders klug, ausgerechnet sie in die Sache zu involvieren«, erwiderte Sarah vorsichtig. Und sie machte auf das Manko der Idee aufmerksam: »Hast du denn keine Bedenken, dass Jennifer die Nachforschungen manipuliert?«
Beatrice sah da kein Problem. »Ich werde Jennifer natürlich zu Frau Birch begleiten. Frau Birch kennt mich nicht. Ich mime Jennifers Assistentin.«
Sarah schüttelte den Kopf. Was war mit Beatrice los? Sie war es doch, die noch vor zwei Tagen von einem klaren Blick in der Sache gesprochen hatte. Nun schien dieser Blick bei Beatrice getrübt.
Jennifer in die Ermittlungen einbeziehen? Völlig absurd, fand Sarah. Selbst sie, die nach wie vor an Jennifers Unschuld glaubte, käme nie auf so einen Gedanken. Immerhin war Jennifer irgendwie in die Sache verwickelt. Wie genau, das wollten sie ja herausfinden.
»Jennifer könnte Frau Birch einen versteckten Wink geben«, gab Sarah zu bedenken. »Sie vorher anrufen, was weiß ich. Vielleicht hat sie es schon getan, weil sie weiß, dass wir früher oder später bei der Frau auftauchen.«
»Jennifer kann ja viel, aber die Zukunft vorher sehen wohl kaum«, spöttelte Beatrice.
»Hast du in den letzten zwei Tagen mit ihr gesprochen?« fragte Sarah.
»Natürlich. Aber nicht über diese Sache.«
»Du hast ihr nicht gesagt, dass du mir den Auftrag gegeben hast, die Umstände des Abends, an dem Frey starb, zu ermitteln?«
»Doch. Aber auch nur das. Keine Silbe darüber, wie du vorgehen wirst. Bis eben wusste ich es ja selbst nicht.« Beatrice legte die Stirn in Falten. »Was ist los? Ich dachte, ich wäre von uns beiden diejenige mit dem Misstrauen. Habe ich was verpasst?«
»Wie es aussieht, ja. Nämlich den Moment, da Jennifer dich um ihren kleinen Finger gewickelt hat.«
Beatrice lachte nur. »Werd nicht albern.«
»Hat Jennifer dir ihre Hilfe angeboten?« wollte Sarah wissen.
»Ja natürlich. Sie will ja, dass meine Zweifel so schnell wie möglich ausgeräumt werden.«
»Du weißt, wie Jennifer ist. Wenn sie irgendwo mitmacht, dann nur als diejenige, die das Steuer in der Hand hält. Beziehen wir sie in die Ermittlungen ein, wird genau das passieren.«
»Nun mach mal halblang. So schlimm ist Jennifer ja auch wieder nicht. Außerdem, wir beide werden uns doch nicht die Butter vom Brot nehmen lassen.« Beatrice zwinkerte Sarah zu. »Oder?«
Sarah, bis eben noch übersprudelnd vor Energie und guter Laune, fühlte beidem jetzt einen deutlichen Dämpfer versetzt. Das sah ja ganz so aus . . . hatte Beatrice etwa ihre alte Neigung für Jennifer wiederentdeckt? Und merkte es nicht einmal? Oder wie sollte sie Beatrice’ plötzlich wiedergefundenes Vertrauen in Jennifer deuten?
Seit Beatrice vor zwei Tagen in Sarahs kleine Wohnung und damit in ihr Leben getreten war, ging ihr die Frau nicht aus dem Kopf. Deren warmer, offener Blick. Das Funkeln in den Augen. Sarah war sofort klar, dass sie sich in Beatrice verguckt hatte. Und nun stellte sich heraus, dass Beatrice’ Interesse Jennifer galt. Sarah war enttäuscht. Sie wusste, mit Jennifer konnte sie nicht konkurrieren. Das war eine Nummer zu groß für sie.
»Lass dich nicht aufhalten, wenn du noch zu Jennifer willst.« Sarah gab sich Mühe, sich von ihren Gefühlen nichts anmerken zu lassen. »Nächstes Mal treffen wir uns einfach zu einer Tasse Kaffee.
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