Liebe Unerwuenscht
habe schon versucht, ihn auf seinem Handy anzurufen, aber er geht nicht ran. Hat er noch eine andere, vielleicht private Nummer, für Notfälle?«
»Sicher hat er die, aber mir hat er sie nicht gesagt.« Frau Birch lächelte. »Ich kann Ihnen nicht helfen, bedaure.« Für sie war das Gespräch damit beendet, die Tür schloss sich bereits, da fragte Beatrice: »Hat ihr Mann Markus Frey erschossen? Ist er untergetaucht?«
Die Tür öffnete sich langsam wieder. »Wie bitte?«
»Ihr Mann wurde seit ein paar Tagen von niemanden mehr gesehen. Er war nicht in der Firma. Wissen Sie das?«
»Wer sind Sie?«
»Wir sind nicht von der Polizei, wir wollen nur mit Ihrem Mann sprechen«, beruhigte Beatrice Frau Birch.
Nach kurzem Zögern sagte die: »Ich nehme an, er ist bei seiner Geliebten«, sagte sie dann. Und fügte achselzuckend hinzu: »Wer immer das auch gerade ist. Da fragen Sie besser seinen Sozius, Konrad Falz.«
»Könnten Sie uns dessen Telefonnummer geben?«
»Tut mir leid. Die habe ich auch nicht. Aber ich weiß, er wohnt in der Hubertusstraße. Wir waren mal bei ihm zum Essen eingeladen. Ab und zu nimmt mein Mann mich zu solchen Gesellschaften mit, wissen Sie. Um den Schein zu wahren. Als ob nicht alle wüssten . . .«
»Danke, Frau Birch.«
Jennifer und Beatrice gingen zum Wagen. »Warum lässt sie sich nicht scheiden?« fragte Beatrice kopfschüttelnd.
»Was fragst du mich? Frag sie. Vielleicht gefällt es ihr ja so, wie es ist. Finanzielle Sicherheit, ohne Verpflichtungen. Auch eine Art Paradies.«
Jennifer öffnete mit der Fernbedienung den Wagen und stieg ein. »In die Hubertusstraße?« fragte sie.
»Wohin sonst. Diesmal bitte etwas weniger holprig«, bat Beatrice sich aus.
»Ja, ja«, antwortete Jennifer wirsch.
Falz zuckte auf ihre Frage hin nur mit den Schultern. »Donnerstag und Freitag sind diverse Termine geplatzt, weil Birch nicht in der Firma war. Was glauben Sie, wo ich den Mann schon alles gesucht habe. Ohne Erfolg. Ich bin beunruhigt. Es ist nicht seine Art, Termine nicht wahrzunehmen, ohne Bescheid zu geben.«
»Glauben Sie, ihm ist etwas zugestoßen?« fragte Beatrice.
»Tja, wer weiß. Ich befürchte es fast. Vielleicht hatte er einen Unfall«, ließ Falz seine Vermutung laut werden.
Jennifer schüttelte den Kopf. »Dann hätte man seine Frau informiert. Die weiß aber nichts von einem Unfall.«
Genauso ergebnislos wie von Frau Birch fuhren sie auch von Falz weg.
»Da sind wir ja kein Stück weiter gekommen als Sarah«, sagte Beatrice enttäuscht. Sie hatte sich weitaus mehr versprochen.
Wieder bei Jennifer stieg Beatrice in ihren Wagen um, winkte und fuhr weg.
Jennifer sah ihr nach. Auch sie war davon ausgegangen, dass sie Birch aufspüren würden. Ob der dann was über den wahren Hergang an dem Abend erzählt hätte, stand auf einem anderen Blatt. Dass Birch seine Termine nicht wahrnahm, dass niemand wusste, wo er war, machte Jennifer nachdenklich.
Birch, einziger Zeuge für den Tatabend, war eine sehr unbequeme Person für Dalberg. Darüber hinaus bekanntermaßen ein unsicherer Partner. Frey hatte diese Erfahrung machen müssen. Und andere vor ihm vielleicht auch. Was, wenn Dalberg es nicht soweit kommen lassen wollte, dass ihm ähnliches widerfuhr? Dass seine Karriere ein abruptes Ende nahm, weil Birch sein Wissen über Frau Dalberg verkaufte. Oder wenn Birch eine Gegenleistung für sein Schweigen verlangt hatte. Eine Gegenleistung, die zu hoch war und vor allem, die sicher nicht die einzige bleiben würde. Kurz und gut: Birch bedeutete eine permanente Unsicherheit für den Bürgermeister. Wie sollte er ihn mundtot machen? Eigentlich gab es da nur eine Möglichkeit.
Jennifer erschauerte. War das möglich? Hatte Dalberg Birch aus dem Weg geräumt? Würde er so weit gehen, um seine Karriere zu schützen?
Das fragst du nicht im Ernst, Jennifer! Du weißt doch selbst am besten, wie es zugeht. Je mehr man verlieren kann, je mehr riskiert man, um den Verlust abzuwenden.
Es war wohl doch klüger, Beatrice in den Hergang des Abends einzuweihen, damit die und Sarah ihre Recherchen einstellten. Die Sache konnte gefährlich werden. Sollte sie Beatrice nicht besser hinterherfahren?
Nein, entschied Jennifer. Erst würde sie herausfinden, ob Birch in einem der Krankenhäuser der Umgebung lag. Die Wahrscheinlichkeit, dass er nämlich einfach nur einen Unfall gehabt hatte, lag doch weit höher als die, dass er . . . Man hatte seine Frau nur aus irgendeinem Grund nicht
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