Liebe Unerwuenscht
Idee«, entschied Jennifer. Carolines Laudatio über die Liebe war ihr nicht geheuer. »Lassen wir es einfach. Ich werde mir Rat bei meinem Anwalt holen. Dafür bezahle ich den Mann schließlich.«
»Es handelt sich also um einen juristischen Rat?« wollte Caroline wissen.
Jennifer zögerte. »Nur zum Teil«, räumte sie ein. »Den Rest werde ich eben selbst entscheiden müssen.« Besonders glücklich sah Jennifer bei der Feststellung nicht aus.
Caroline erriet, dass Jennifer wohl schon versucht hatte besagte Entscheidung zu finden, ohne rechten Erfolg. Deshalb fragt sie ja dich. Sie merkte, zu ihrem eigenen Unmut, dass sie schon wieder auf dem besten Weg war, Jennifer zu verzeihen. Sie konnte nicht anders. »Also gut«, ergab sie sich seufzend. »Abendessen.«
Dass Jennifer sie zu sich nach Hause einlud statt in ein Restaurant, deutete Caroline als Fortschritt. Mit dem Einblick in ihr persönliches Umfeld gab Jennifer immerhin auch mehr Einblick in sich selbst frei. Irgendwie. Oder wünschte sie sich das nur?
Was Jennifer während des Essens, das sie zu Carolines Überraschung selbst zubereitet hatte, erzählte, ließ Caroline alle Spekulationen um Einblick oder nicht vergessen. Nicht im Traum wäre sie darauf gekommen, dass Jennifers Bitte um Rat den Fall Frey betreffen würde. Caroline hielt alles, was das betraf, für ausgestanden.
»Du glaubst, Dalberg hat Birch . . . aus dem Weg geräumt?« fragte Caroline ungläubig.
»Ich weiß es nicht.« Jennifer schenkte Caroline Wein nach. »Wirklich. Ich weiß es nicht!« wiederholte sie ratlos.
»Wem hast du noch von deinem Verdacht erzählt?«
»Niemanden. Nur dir.«
Caroline blinzelte unsicher. »Beatrice?«
»Sie weiß nur, dass ich an dem Abend bei Frey war, um den Deal wegen der Daten zu machen. Ich konnte ihr nicht die ganze Geschichte erzählen. Sie ist Journalistin.«
»Sie ist deine Freundin«, erinnerte Caroline.
»Eine Freundin. Beatrice und ich hatten miteinander ein entspanntes, erotisches Abenteuer. Das war’s.«
Caroline senkte den Blick. Erotisches Abenteuer. Das sind die Frauen, mit denen du schläfst, also für dich. Na, da weiß ich ja jetzt Bescheid. Gleich darauf ermahnte sie sich: Das tut nichts zur Sache, Caroline. Es geht um das Verschwinden eines Mannes. Eingedenk aller Umstände, da gab Caroline Jennifer Recht, musste man dieses Verschwinden aufklären. Aber so kompliziert, wie Jennifer es machte, fand Caroline die Angelegenheit nicht. »Frau Birch soll eine Vermisstenanzeige aufgeben, ganz einfach. Damit wird automatisch eine offizielle Suche nach dem Mann eingeleitet. Die Behörden können Hotels und Fluglisten checken, sein Bild in den Tageszeitungen abdrucken lassen, oder was die sonst so machen.«
Jennifer grinste. »Frau Birch vermisst ihren Mann aber nicht.«
»Ja, das sagtest du bereits. Trotzdem sollte sie die Anzeige aufgeben. Denn wenn es jemand anderes vor ihr tut, könnte der Verdacht entstehen, sie will nicht, dass man nach ihm sucht . . .« Caroline stutzte, hielt mitten im Satz inne. »Vielleicht, weil sie weiß, dass er tot ist?« sagte sie dann langsam.
»Frau Birch soll ihren Mann . . .?« fragte Jennifer skeptisch.
»Ehestreits haben manchmal ziemlich unschöne Folgen. Glaub mir, ich weiß, wovon ich spreche. Ich habe schon so manchen Messerstich behandelt, den eine ängstliche oder wütende Ehefrau ihrem Mann zugefügt hat und umgedreht.«
»Daran habe ich überhaupt noch nicht gedacht«, gab Jennifer zu. »Das wäre natürlich auch eine Erklärung. Eine Überschneidung der Ereignisse. Wir sollten noch mal mit der Frau sprechen.«
»Wer wir? Euer Hobbydetektivinnenclub?« Caroline lächelte nachsichtig. »Überlasst das besser den Behörden.«
»Den Behörden?« In Jennifers Stimme schwang deutliche Ablehnung. »Fällt dir an der Geschichte, die ich erzählt habe, nichts auf? Sie ist zwar spannend, aber sie killt auch mein Alibi. Sasse wird sich die Hände reiben und mich sofort wieder festnehmen.«
»Wenn Birch gefunden wird, wird deine Unschuld durch seine Aussage bewiesen.«
»Ja, wenn! Und was, wenn nicht? Oder wenn Birch lügt? Nein, nein. Das ist keine gute Idee. Ich hatte, ehrlich gesagt, auf einen besseren Rat gehofft.«
»Wie sollte der aussehen? Wenn du weder Beatrice noch der Polizei vertraust.«
Jennifer stand auf, ging zur Terrassentür, öffnete sie und atmete tief die kühle Nachtluft ein. Eine Weile stand sie still da. »Würdest du es an meiner Stelle tun? Würdest du zur
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