Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Freund
Vom Netzwerk:
kurz, um sich im Wasser orientieren zu können. August hatte den Kopf wieder über die Wasseroberfläche gebracht und schnappte nach Luft. Fred hatte keine Ahnung, wie er diesen Riesen packen sollte, aber da der Mensch in Notsituationen zum Glück nicht so lange überlegt wie bei der Bestellung im Restaurant, legte er ihm den Arm um den Hals, als ob er ihn erwürgen wollte, glitt unter ihn und versuchte, rückwärts schwimmend das rettende Ufer zu erreichen. Hier beim Steilufer, wo August in den See gefallen war, gab es keine Möglichkeit zu landen, und der flache Kieselstrand befand sich sicher in zwanzig oder dreißig Metern Entfernung. Auf halbem Weg glaubte Fred plötzlich, selbst ertrinken zu müssen. Das Ufer so weit entfernt – und seine Beine schafften es plötzlich nicht mehr, ihn über Wasser zu halten. Auch der rechte Arm, mit dem er paddelte, versteifte sich. Fred ließ August los und brüllte ihn an: » Halt doch still! Schlag nicht dauernd um dich! !«
    Fred fasste ihn mit dem anderen Arm unter und holte tief Luft. August einfach ersaufen zu lassen war keine Möglichkeit, und die Klarheit dieses Gedankens mobilisierte noch einmal Freds Kräfte. Als er ihn über die Kieselsteine ans Ufer zog, keuchte er mehr als August. Aisha kam angelaufen und schleckte August über das Gesicht. Der lächelte schwach.
    » Was ist los ?« , frage Fred, als er wieder reden konnte. » War das ein Schwächeanfall? Oder hast du einen Infarkt? Hast du Schmerzen ?«
    » Es geht schon«, antwortete August.
    » Warum bist du nicht zum Ufer geschwommen ?«
    » Geht schon .«
    » Ist dir schwindlig? Hast du Kopfweh ?«
    » Ich muss ausgerutscht sein .«
    » Aber warum schwimmst du nicht ?«
    » Ich kann nicht schwimmen .«
    Erschöpft ließ Fred seinen Kopf auf den Boden sinken. So lagen die beiden Männer gut eine halbe Stunde nebeneinander am Ufer des Elbsees und starrten in den Himmel, dessen dunkles Grau sich ein wenig aufhellte.
    Mara saß bereits auf dem Steg, als Fred und August langsam auf die Hütte zuwankten. Mara winkte. Fred winkte zurück. » Wir ziehen uns schnell was Trockenes an«, rief er Mara zu. » Wir waren ein bisschen schwimmen .«
    In der Hütte gab Fred August ein trockenes Hemd. » Warum kannst du nicht schwimmen? Jeder kann doch schwimmen .«
    » Meine Mutter wollte mir das Schwimmen beibringen, indem sie mich in den Elbsee geworfen hat. Ich war sechs Jahre alt, also schon sehr spät dran, hat sie gefunden. Aber ich war immer schon ein sturer Hund und bin einfach abgesoffen. Hab mich auf den Grund vom See gesetzt und gewartet, was passiert. Dann ist ein Fischweib gekommen und hat mich gerettet .«
    » Ein Fischweib ?«
    » Eine Mischung aus Frau und Fisch. Also oben Frau und unten Fisch .«
    » Aber nicht wirklich .«
    » In meiner Erinnerung ist es wirklich. Meine Mutter behauptet, sie hat mich gerettet .«
    August und Fred gingen auf den Steg. Mara legte ihren Block beiseite und stand auf. An diesem Tag sah sie aus wie eine Abenteurerin, in ihrer Hose mit den vielen Seitentaschen und dem karierten Wanderhemd. » Was ist pazziert ?«
    » Ich erzähl’s dir später«, sagte Fred bescheiden.
    » Ich muss wieder ins Büro«, sagte August.
    » Büro ?« , fragte Mara.
    » Der Holzgroßhändler kommt«, brummelte August und wirkte fast wieder so missmutig wie vorher. » Genug gejammert. Grüß euch !«
    » Die Nixe .« Fred deutete auf den Arm, den August grüßend erhoben hatte. » Das Fischweib, das dich gerettet hat? Deine Beschützerin ?« August nickte, rief seinen Hund und ging.
    Fred fühlte sich mit einem Schlag unfassbar müde.
    » Ich glaube, mich hat das alles viel mehr mitgenommen, als ich gedacht habe«, sagte er und erzählte Mara, was passiert war.
    August hupte in der Kurve, von der aus man noch einen Blick auf den See werfen konnte.
    » Dieser Riesenmann abgesoffen wie ein Baby !« Plötzlich rannen Tränen aus Freds Augen. Mara nahm ihn in die Arme.
    » Mein heulender Held«, sagte Mara, um etwas Lustiges zu sagen, weil sie sonst auch weinen musste. Sie weinte immer mit, wenn jemand weinte.
    » Ach Mara«, sagte Fred, als er sich gefangen hatte. Ein Kuss lag in der Luft. Mangels Entschlusskraft blieb er dort schweben, unverwirklicht.
    » Ach Fred«, sagte Mara, als der sich von ihr löste. Sie ließ ihre Hand auf seiner Schulter liegen.
    Sie sahen ins Wasser zu Maras Fischen und beobachteten, dass immer wieder große Saiblinge in die Schwärme der Elritzen stießen, um zu jagen.
    » Sie

Weitere Kostenlose Bücher