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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Freund
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Vielleicht gerade, weil diese den Kontakt mit ihm so schnöde abgebrochen hatte. Eine Tochter war sie auf jeden Fall. Eine Mutter? Vielleicht. Es musste sich doch irgendwas über sie herausfinden lassen!
    Er stürmte auf die Straße hinunter, marschierte geradewegs in das nächste Elektronikgeschäft und kaufte sich das billigste internetfähige Flachgerät, dessen schicke englische Fachbezeichnung er zu lernen sich aus Prinzip weigerte.
    Zu Hause schaffte er es überraschend behände, die Maschine in Betrieb zu nehmen, und dann googelte er eine Stunde lang. Es gab fast 200 Millionen Einträge zu dem Begriff Mara. Außerdem über 100 Millionen Bilder zu Mara, von denen die ersten dreitausend nach schneller Sichtung Frauen und Männer zeigten, die mit seiner Mara überhaupt nichts zu tun hatten. Vor allem aber tauchten Fotos von einem Tier auf, das wie eine Kreuzung aus Hase, Schwein und Känguru aussah.
    Mara Slowakei grenzte den Begriff bereits auf 150 . 000 Einträge ein. Mit klopfendem Herzen sah er die ersten hundert durch, fand aber nichts außer Informationen über einen Stausee sowie über professionelle Altenbetreuung. Wie hieß doch schnell Maras Beruf – etwas wie Limbo … Unter den Suchbegriffen Mara Limnologie Zvolen Slowakei gab es nur noch 7 Einträge, meist rumänische pdf-Dateien, deren Inhalt sich ihm nicht erschloss und in welchen » Mara« den bereits zuvor identifizierten Stausee bezeichnete.
    Mara – ein Phantom?
    Mara – ein Pseudonym?
    Mara – ein Trick?
    Am liebsten hätte Fred sein neues Gerät zusammengeknüllt wie ein Blatt Papier und dann weggeworfen.
    Mara konnte ihm wirklich egal sein.
    Er könnte zum Beispiel Charlotte anrufen. Wollte er aber nicht.
    Oder mit Benno saufen gehen. Wollte er auch nicht.
    Oder Susanne beschimpfen. Wollte er auch nicht mehr.
    Was wollt ihr denn?
    Mara! Mara! Mara!
    Er könnte sich ins Auto setzen und wieder zurückfahren an den Elbsee und warten.
    Das wollte er aber auch nicht. Am Elbsee regnete es. Und Mara war nicht dort.

    Als Lisi am Elbsee eintraf, regnete es. Der Mutanfall am Autobahnkreuz Nürnberg hatte ihr eine beschwingte Fahrt eingebracht. Der Glückspegel sank freilich buchstäblich schrittweise, als sie sich am unteren Ende des Forstwegs aus dem Auto schälte, um zum Elbsee hinaufzuhumpeln. Fahren wollte sie bei dem Regen lieber nicht. Sie brauchte für den knappen Kilometer Schotterstraße so lange wie eine ziemlich gebrechliche Neunzigjährige, und sie fühlte sich auch so. Von der Kurve über dem See aus spähte sie zur Hütte hinüber. Die schien fest verschlossen. Kein Rauch aus dem Kamin. Lisis Herz klopfte. Und wenn Fred doch da war? Drinnen saß und schrieb? Sie hatte sich die ganze Fahrt lang die Gedanken darüber verboten, was sie ihm sagen sollte, aus Angst, sie würde bei näherer Überlegung doch noch umdrehen. Aber nun sank ihr Mut, und sie machte kehrt.
    Um kurz danach wieder umzudrehen.
    Jetzt war sie fast 800 Kilometer gefahren, jetzt würde sie – ohne zu überlegen! – die letzten hundert Meter auch noch gehen.
    Der weiße Benz stand nicht da. Die Fensterläden waren geschlossen. Die Tür war versperrt. Wie schön könnte sie es jetzt mit Fred in der Hütte haben, bei einem knisternden Feuer … Aber wahrscheinlich dachte der gar nicht mehr an sie.
    Lisi schleppte sich auf den Steg, und ihr Sinn für Dramatik ließ sie ihr linkes Bein eine Spur schwerer nachschleppen als nötig. Dafür brauchte sie gar kein Publikum.
    Sie blickte auf den See, in dem sich der graue Himmel spiegelte, zwischen dem Nadelstichmuster der Regentropfen. Sie fühlte dieselben Nadelstiche in ihrem Herzen. Und in ihrem Rücken.
    Bald würde es finster werden. Sie brauchte irgendein Quartier. Oder sollte sie doch noch zu ihrem Bruder fahren?
    » Mara !« Eine Männerstimme hinter ihr. Lisi fuhr zusammen, griff sich mit schmerzverzerrtem Gesicht ans Kreuz und drehte sich langsam um.

    Ich drehe gleich durch, sagte sich Fred, wenn ich nicht etwas unternehme.
    Was ich aber nicht tun werde: Susanne anrufen. Susanne – da war er sich nun sicher – hatte alles inszeniert. Ihre Verschwörung sah so aus: Sie hatte ihm an dem Abend hier in der Wohnung heimlich ein Gift verabreicht, das Herzrhythmusstörungen verursachte. Danach hatte sie ihn einliefern lassen und eine Ärztin bestochen, damit die ihm sagte, er solle Ruhe in einer Berghütte finden. Dann hatte sie die Berghütte gemietet und diesen August gekauft, der wahrscheinlich irgendein Holzknecht

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