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Liebe unter Fischen

Liebe unter Fischen

Titel: Liebe unter Fischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rene Freund
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dass eine Mail zu schreiben für die twitternde Facebook-Generation fast dem Verschicken eines handgeschriebenen Briefes mit Marke und Poststempel gleichkam. Lisi akzeptierte, dass die Jungen anders waren. Sie hatte nichts gegen Technik. Sie interessierte sich einfach nicht dafür.
    » Wo hast du denn deinen Computer her«, fragte August, » aus dem technischen Museum ?«
    » Den hat mir mein Bruder geschenkt. Seine Kinder wollten ihn nicht mehr .«
    Sie suchten nach Fred Firneis, nach Alfred Firneis, nach Firneis Gedichte und so weiter. Lisi seufzte wie eine Schülerin, wenn Bilder von Fred aufpoppten. August seufzte, weil der Computer so langsam war: » Wenn ich zu Fuß durch Berlin gehe, hab ich ihn schneller .«
    » Es wird uns wahrscheinlich nichts anderes übrig bleiben. Im Telefonbuch steht keine Adresse. Versuch noch mal, ihn anzurufen, bitte !«
    August wählte die Nummer, die er gespeichert hatte.
    » Anrufbeantworter. Wir gehen zu dieser Susanne«, sagte August. » Die weiß, wo er wohnt .«
    » Sie hat mich manipuliert. Uns manipuliert. Fred und mich !«
    » Du hast dich manipulieren lassen .«
    » Ja !«
    » Und das nimmst du ihr besonders übel. Aber es ist dein Problem .«
    » Okay .« Das war so ein Selbstfindungs-Seminar-Okay, dachte Lisi selbstkritisch. Es bedeutet nicht: Alles ist bestens, sondern ganz im Gegenteil: Was für eine Riesenscheiße, aber, okay , sehen wir uns das mal aus der Nähe an.
    » Gut«, fügte sie mit einer diesmal deutlich schnippischen Stimmlage hinzu, » dann fahren wir eben in den Verlag. Keine Ahnung, ob sie überhaupt da ist, ihr Verlag ist ja angeblich pleite .«
    » Können wir nicht zu Fuß gehen ?«
    » August, wir sind in einer Großstadt. Von hier nach Mitte laufen wir zwei Stunden .«
    » Ich will nicht laufen, ich will gehen .«
    » Ich mach dir ’nen Vorschlag: Wir fahren mit der U-Bahn zum Alexanderplatz und gehen dann zu Fuß zur Tucholskystraße .«
    » Ich habe keine Leine und keinen Beißkorb .«
    » So gefährlich siehst du auch wieder nicht aus .«
    Ein älterer Herr in der U-Bahn machte zwar Anstalten, sich bei August über den frei laufenden Hund zu beschweren, aber der sah ihn nur etwas streng an, und das anfängliche Geschimpfe des Mannes verwandelte sich in ein verlegenes Stammeln. Sonst gewann Aisha nur Freunde, und sie genoss es, sich von den Schulkindern streicheln zu lassen, die ihre Sommerferien nutzten, um in irgendwelche Bäder oder Parks zu fahren.
    Aisha wich nicht von Augusts linkem Bein, sie suchte sogar den Körperkontakt, als sie – mit einem kleinen Umweg über die Volksbühne und, August zu Ehren, über die Auguststraße – in die relativ ruhige Straße gingen, in der das Verlagsbüro lag.
    » Was ist eigentlich das Besondere an Berlin ?« , fragte August etwas ratlos.
    » Vielleicht, dass es nichts Besonderes gibt«, antwortete Lisi. Ihr Herz klopfte stark, als sie die Türklingel neben dem Schild mit dem Namen des Verlags drückte.
    Der Öffner summte, sie gingen hinauf. An der Tür oben stand Susanne. Sie lächelte müde.
    » Lisi .«
    » Susanne .«
    Die beiden Frauen umarmten einander. Nicht so, als wäre nichts geschehen. Aber so, dass Begrüßung und Versöhnung Hand in Hand gingen.
    » Das ist August. Und das ist Aisha .«
    » Ah! Der süße Hund !« , rief Susanne aus. » Und der berühmte August! Fred war ja regelrecht verliebt in Sie .«
    » Ist er doch schwul ?« , fragte August.
    » Keine Spur. Ich meine das mehr so metaphysisch .«
    » Meta oder physisch, sag der Lisi jetzt, dass du mich nicht gekauft hast .«
    » Ich kenne Sie doch gar nicht !«
    » Und gib uns die Adresse und die Telefonnummer vom Fred. Weil ich muss die beiden da zusammenbringen .« Er zeigte mit dem Kopf auf Lisi.
    » Gute Idee«, sagte Susanne cool. » Aber noch geht es nicht. Fred muss schreiben. Er liefert heute um vier sein Buch .«
    » Ist mir relativ wurscht«, sagte August. » Ich will die Nummer jetzt .«
    » Und mir«, sagte Susanne, » ist es hundertmal wurschter als dir .«
    Da musste Lisi lachen, und August, der nicht gewöhnt war, dass jemand anders das letzte Wort hat, fügte hinzu: » Wenn du wüsstest, wie wurscht mir das erst ist !«
    » Warum bist du dann in Berlin ?« , fragte Susanne.
    » Fred hat mein Leben gerettet. Hab ich mir gedacht, gut, dann rette ich halt seine Liebe. Aber wenn du mich fragst, das ist ein Spinner. Lisi wird sich plagen mit ihm .«
    » Das hab ich auch gesagt .« Susanne fühlte sich bestätigt.

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