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Liebe unter kaltem Himmel

Liebe unter kaltem Himmel

Titel: Liebe unter kaltem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Corbett ihre Version der Geschichte bereits in die Außenwelt zwitscherte. Vielleicht wurden die Kabinettsumbildungen mit der Zeit etwas langweilig, und diese Damen sehnten sich im Grunde ihres Herzens doch nach einer neuen Politik.
    Die allgemeine Stimmung war nun jedenfalls sehr gegen Sauveterre eingestellt, der offensichtlich an der ganzen Sache schuld war. Und sie geriet in noch heftigere Wallung, als bekannt wurde, dass er nach ruhig verbrachter Nacht um acht Uhr aufgestanden war, um mit seiner Geliebten in Paris zu telefonieren und dann einen Spaziergang mit diesem kleinen Mädchen zu unternehmen. (»Nicht von ungefähr die Tochter der Hopse«, hörte ich jemanden zischeln.) Der Gipfel aber wurde erreicht, als jeder mitansehen konnte, wie er ein gewaltiges Frühstück vertilgte, Porridge mit Sahne, Reis mit Fisch, Eier, kalten Schinken und dazu eine Scheibe Toast nach der anderen, alle mit Cooper’s Oxford bestrichen. Dies alles war höchst unfranzösisch, seinem Ruf durchaus nicht angemessen und im Hinblick auf die allgemein bekannte Hinfälligkeit der übrigen Gäste geradezu unhöflich. Britannia war entrüstet über diesen Fremdling, hinweg mit ihm! Und hinweg begab er sich – gleich nach dem Frühstück, und zwar in einem irrsinnigen Tempo, um in Newhaven noch die Fähre nach Dieppe zu erreichen.
    »Vom Leben auf Schlössern«, erklärte seine Mutter, die seelenruhig bis in den späten Montag blieb, »hat Fabrice immer sehr bald genug, es macht ihn nervös, den armen Jungen.«

6
    Der übrige Tag verlief ziemlich chaotisch. Die Männer brachen sehr spät schließlich doch noch zur Jagd auf, während die Frauen im Haus blieben und sich von mehreren Inspektoren zu ihren verlorenen Besitztümern befragen ließen. Natürlich war der Einbruch ein herrliches Gesprächsthema, und niemand sprach von etwas anderem.
    »An der Diamantenbrosche liegt mir wirklich nicht viel, schließlich ist sie gut versichert, und jetzt kann ich mir stattdessen eine Spange nehmen, das ist viel schicker. Wenn ich Veronica mit ihrer Spange sehe, wird mir jedes Mal ganz anders, außerdem hat mich die Brosche immer nur an meine alberne alte Schwiegermutter erinnert. Aber dass sie mir den Pelzkragen weggenommen haben, finde ich einfach abscheulich. Einbrecher denken anscheinend nie daran, dass man auch mal friert. Was würde so ein Mensch wohl sagen, wenn ich seiner Frau den Schal wegnähme?«
    »Ja, eine Schande ist das. Ich bin ganz außer mir wegen meines Amulettarmbands – für jeden anderen völlig wertlos –, wirklich, es macht mich ganz krank. Gerade jetzt, wo ich mir endlich ein Stück Henkerseil besorgt hatte, Mrs Thompson auch, habe ich euch das schon erzählt? Roly wird jetzt nie mehr im Grand National gewinnen, der Arme.«
    »Bei mir ist es das kleine Medaillon, das Mama schon als Kind hatte. Ich weiß gar nicht, warum mein Mädchen, dieses dumme Ding, es überhaupt eingepackt hat, sonst tut sie das nie.«
    Diese energischen Damen wirkten sehr menschlich, während sie ihren billigen Preziosen nachtrauerten, und jetzt, da die Männer aus dem Haus waren, erschienen sie mir plötzlich sehr viel umgänglicher. Ich spreche von Veronicas Gefolge, denn Mrs Chaddesley Corbett selbst, Lady Montdore und auch Lady Patricia veränderten sich nicht, gleichgültig, in welcher Gesellschaft sie sich befanden.
    Zur Teezeit erschien noch einmal der Dorfpolizist mit seinem Fahrrad – und hatte all die großen Inspektoren, die in ihren glänzenden Wagen aus London gekommen waren, ausgestochen. Auf einem Tisch breitete er einen wirren Haufen von Ramsch und Talmi aus, lauter Dinge, die die Einbrecher unter einem Heuschober zurückgelassen hatten und die nun unter spitzen Freudenschreien ihrer Besitzerinnen, denen sie lieb und teuer waren, wieder zum Vorschein kamen. Da schließlich nur noch die wirklich wertvollen Juwelen fehlten, um die sich die Versicherungsgesellschaften kümmern würden, ging die Party in einer sehr viel fröhlicheren Atmosphäre weiter. Keine der Frauen kam noch einmal auf den Einbruch zu sprechen, nur die Ehemänner maulten noch eine Zeit lang über Versicherungsagenten und Prämien. Und es kam eine unverkennbar franzosenfeindliche Stimmung auf. Den Norahs und Nellies wäre kein sehr herzlicher Empfang zuteil geworden, wenn sie jetzt aufgetaucht wären, und wenn Boy überhaupt je von einer Herzogin genug bekommen konnte, dann muss er von der Duchesse de Sauveterre am Ende genug gehabt haben, denn vor dem

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