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Liebe unter kaltem Himmel

Liebe unter kaltem Himmel

Titel: Liebe unter kaltem Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nancy Mitford
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Wahrscheinlichkeit nach je haben wird. Ich werde ihm sofort schreiben – wo hält er sich zur Zeit auf?«
    »Wahrscheinlich in Jamaica«, sagte ich unsicher, konnte aber keine Adresse nennen.
    »Also wirklich, was für eine Familie! Ich werde es über das Kolonialamt herausfinden und ihm mit Diplomatenpost schreiben, das dürfte am sichersten sein. Dann kann sich dieser Mr Dingsda zur Ruhe setzen und Bücher schreiben. Es verschafft einem Mann immer Ansehen, wenn er Bücher schreibt, Fanny, ich rate dir, ihn gleich auf den richtigen Dampfer zu setzen.«
    »Leider habe ich keinen großen Einfluss auf ihn«, sagte ich verlegen.
    »Dann sieh zu, dass du ihn bekommst. Es hat keinen Zweck, einen Mann zu heiraten, den man nicht beeinflussen kann. Sieh dir an, was ich für Montdore getan habe, immer habe ich dafür gesorgt, dass er sich Mühe gibt und dass er nimmt, was sich ihm bietet (Aufgaben, meine ich), dass er tut, was von ihm erwartet wird, und nichts schleifen lässt. Eine Frau muss stets wachsam sein, die Männer sind von Natur aus faul, Montdore zum Beispiel versucht immer, ein Mittagsschläfchen zu halten, aber ich will nichts davon wissen, wenn du damit anfängst, sage ich zu ihm, bist du alt, und alte Leute verlieren das Interesse, die kümmern sich nicht mehr und könnten genauso gut tot sein. Montdore hat es nur mir zu verdanken, wenn er heute nicht in der gleichen Verfassung ist wie seine Altersgenossen, die wie sterbende Fliegen im Marlborough Club herumkriechen und sich kaum noch ins Oberhaus schleppen können. Stattdessen sorge ich dafür, dass Montdore jeden Tag hingeht. Kurz und gut, liebe Fanny, je länger ich darüber nachdenke, desto lächerlicher erscheint es mir, dass du einen Professor heiratest, was sagt denn Emily dazu?«
    »Sie freut sich schrecklich.«
    »Mit Emily und Sadie ist es hoffnungslos. In diesen Dingen musst du mich um Rat fragen, und ich bin wirklich froh, dass du vorbeigekommen bist, wir müssen überlegen, wie wir dich da wieder herausholen. Du könntest ihn von hier aus anrufen und sagen, du hättest es dir anders überlegt, ich glaube, das wäre auf lange Sicht das Vernünftigste.«
    »Nein, ich kann nicht.«
    »Warum denn nicht, meine Liebe? Es steht doch noch nicht in der Zeitung.«
    »Aber morgen steht es drin.«
    »Also, da kann ich dir behilflich sein. Ich schicke sofort jemanden zu Geoffrey Dawson und lasse die Sache stoppen.«
    Ich war entsetzt. »Bitte …«, sagte ich, »nein, bitte nicht!«
    Polly kam mir zu Hilfe. »Aber sie will ihn doch heiraten, Mami, sie ist verliebt, und sieh dir den hübschen Ring an!«
    Lady Montdore sah ihn sich an und fühlte sich in ihrer Opposition nur bestätigt. » Das ist kein Rubin«, erklärte sie, als hätte ich behauptet, es sei einer. »Und was die Liebe angeht – ich dachte, das Beispiel deiner Mutter hätte dich da einiges gelehrt – was hat ihr die Liebe am Ende gebracht? Einen grässlichen Großwildjäger. Und so etwas nennt man dann Liebe – den, der die Liebe erfunden hat, sollte man erschießen.«
    »Professoren sind nun wirklich nicht dasselbe wie Großwildjäger«, sagte Polly. »Du weißt genau, wie gern Daddy sie hat.«
    »Oh, gewiss, zum Dinner sind sie ganz nett, wenn man die Art mag. Montdore bittet sie manchmal her, ich weiß, aber deswegen müssen sie hier doch nicht gleich heiraten. Völlig unpassend, Größenwahn nenne ich das. Darunter leiden heutzutage viele Menschen. Nein, Fanny, ich bin sehr betrübt.«
    »Oh, bitte, das brauchen Sie nicht zu sein«, sagte ich.
    »Tja, also wenn du sagst, es sei abgemacht, dann kann ich ja wohl nur versuchen, das Meine zu tun, damit ein Erfolg daraus wird. Montdore kann den Obersten Parlamentarischen Geschäftsführer im Unterhaus nach einem Wahlkreis fragen, den man sich warmhalten könnte, das wird das Beste sein.«
    Es lag mir auf der Zunge zu sagen, was ich demnächst warmzuhalten hoffte, werde mir vom lieben Gott geschickt und nicht vom Obersten Parlamentarischen Geschäftsführer des Unterhauses, aber ich hielt mich zurück und wagte auch nicht zu gestehen, dass Alfred kein Tory war.
    Die Unterhaltung wendete sich nun meiner Aussteuer zu, wobei sich Lady Montdore genauso rechthaberisch gebärdete, aber es wirkte weniger peinlich. Kleider interessierten mich damals nicht besonders, denn all meine Gedanken kreisten um die Frage, wie wir das zauberhafte kleine alte Haus ausstatten und möblieren sollten, das mir Alfred gezeigt hatte, nachdem er mir den Ring mit dem

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