Liebe – wie im Maerchen
Raschid sprang heraus, lief um den Wagen herum und hielt Evie die Tür auf. Der Aufzug wartete schon und brachte sie in Sekundenschnelle hinauf, direkt in das mit weißem Marmor geflieste Foyer von Raschids Luxuswohnung.
Asim erwartete sie und bemerkte entsetzt, wie Evie den einen Arm hielt, der immer noch in das weiße Handtuch gewickelt war.
"Hat Sie jemand verletzt, Miss Delahaye?" fragte er besorgt.
"Ich war es selbst", antwortete Evie.
"Sie hat sich mit heißem Tee verbrüht", fügte Raschid schroff hinzu. "Aus der Kanne, die Sie ihr geschenkt haben."
Das war wirklich ein gemeiner Seitenhieb, denn der arme Asim machte sofort ein Gesicht, als hätte er persönlich den Tee über Evies Arm gegossen. "Lass deine Wut nicht an Asim aus!" sagte sie deshalb scharf. "Er kann nichts für unsere Probleme!"
Ohne auf weitere Anweisungen zu warten, bat Asim Evie, ihm ins Wohnzimmer zu folgen. Dort veranlasste er sie, sich in einen Sessel zu setzen, und hockte sich vor sie hin, um den verbrühten Arm behutsam aus dem Handtuch zu wickeln. Die Haut war deutlich gerötet, hatte aber keine Blasen geworfen. Als Asim sie vorsichtig mit den Fingerspitzen berührte, zuckte Evie schmerzerfüllt zusammen.
"Brennt es noch?" fragte er.
Evie nickte und konnte die Tränen plötzlich nicht mehr zurückhalten.
"Tun Sie etwas!" befahl Raschid gereizt.
"Selbstverständlich." Asim erhob sich mit gleichmütiger Miene und verließ das Zimmer:
"Du behandelst ihn schrecklich!" sagte Evie vorwurfsvoll.
Raschid kehrte ihr seufzend den Rücken zu. "Ich mag nicht mit ansehen, wenn dir etwas wehtut", entgegnete er schroff.
Mir tut viel mehr weh, als du ahnst, dachte Evie unglücklich.
Zu Raschids offensichtlicher Erleichterung kam Asim bald zurück und trug Evie ein kühlendes Gel auf die verbrühte Haut auf. Evie lehnte sich zurück und schloss die Augen, während Asim den Arm mit einem feuchten Verband bandagierte. "Lässt das Brennen nach?"
erkundigte er sich dabei.
Evie nickte. "Danke, Asim."
"Wir werden das später wiederholen", sagte er. "Aber nun sollten Sie sich erst einmal hinlegen und sich etwas ausruhen, Miss Delahaye.
Sie sind sehr blass ..."
"Ein ausgezeichneter Rat", mischte Raschid sich ein, als er sah, dass Evie protestieren wollte. "Ehrlich gesagt, Evie, du siehst furchtbar aus."
Sie fühlte sich auch so. Der Schock, die Aufregung ... "Ich habe heute auch noch gar nichts gegessen", überlegte sie laut, als Raschid ihr hochhalf.
"Dann wird Asim dir etwas zubereiten, während ich dich ins Bett bringe. Was möchtest du denn gern?"
Doch obwohl ihr der Magen knurrte, wurde Evie beim Gedanken an Essen plötzlich speiübel. "O nein!" Sie presste sich eine Hand an den Mund, riss sich von Raschid los und eilte ins Bad.
Da sie wirklich nur ein Glas Wasser um halb fünf in der Frühe getrunken hatte, gab es nicht viel, was sie hätte loswerden können.
Doch sie blieb lange über das Waschbecken gebeugt, weil sie sich zu elend und schwindelig fühlte, um sich zu rühren.
Schließlich richtete sie sich vorsichtig auf und suchte in dem großen Spiegelschrank über dem Waschbecken nach der Flasche mit dem Mundwasser. Als sie es gefunden hatte und den Spiegelschrank wieder zumachte, hielt sie bestürzt inne. Denn im Spiegel sah sie, dass sowohl Raschid als auch Asim auf der Türschwelle standen und sie mit ernsten Gesichtern beobachteten.
"Verschwindet!" stieß sie hervor. "Kann man sich hier denn nicht einmal ungestört übergeben?"
"Wir haben uns Sorgen gemacht", sagte Raschid.
"Das ist nicht nötig", entgegnete sie schroff. "So etwas passiert ..."
Wenn man schwanger ist. Raschid und sie hatten ein Baby gemacht. Evie blickte wieder auf und sah im Spiegel zuerst Raschid und dann Asim an.
Er weiß es! dachte sie verzweifelt. Asim war in diesem Moment ein Licht aufgegangen, und er hatte sichtlich Mühe, sein Entsetzen zu verbergen. Evie fühlte, wie ihr die Tränen kamen.
"Ach verdammt!" Schluchzend wandte sie sich ab und goss mit zittriger Hand etwas von dem Mundwasser in ein Glas, um sich vorsichtig den Mund auszuspülen.
"Komm ..." Raschid legte ihr sanft einen Arm um die Schultern.
"Vielleicht fühlst du dich besser, wenn du dich eine Weile hingelegt hast."
Er bedeutete Asim zu gehen und führte Evie ins Schlafzimmer, wo sie sich ohne Gegenwehr von ihm ausziehen und ins Bett bringen ließ.
"Jetzt wird er mich hassen", flüsterte sie, als Raschid sie fürsorglich zudeckte. "Weil ich dein Leben ruiniert
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