Liebe
Spermien in den Nachwuchs zu investieren.« 29 Danach geht es bei Menschen-Frauen wie bei Glucken, Hündinnen, Stuten und Pavian-Weibchen bei jedem Flirt bereits ums große Ganze.
Menschen-Frauen sind also immer auf der Suche nach dem besten Menschen-Männchen, obgleich ihnen dieses Verhalten unmöglich bereits in die steinzeitliche Wiege gelegt worden sein kann. Denn bei unseren nächsten Verwandten, den Menschenaffen, gibt es diese Suche nicht. Dominante Gorillas, Schimpansen und Orang-Utans nehmen sich einfach ihre Weibchen, da bleibt für sie nicht viel zu wählen übrig. Und Bonobo-Weibchen sind von Natur aus nicht wählerisch. Um das typische Verhalten von Menschen-Frauen zu verstehen, muss man schon in die
weiter entfernte Zoologie schweifen. Vom exklusiven Zirkel der »Freunde des Grauen Würgers« war bereits die Rede.
Ein anderer Kronzeuge der Menschlichkeit ist der Gladiatorfrosch (Hyla rosenbergi). An und für sich hockt die Amphibie nicht unbedingt auf einem nahe gelegenen Ast unserer Stammesgeschichte, sondern im mittelamerikanischen Schlamm. Die Männchen heben darin kleine Gruben aus und verteidigen auch die Eier. Wirbt ein Frosch-Mann um ein Weibchen, lässt er sich von seiner potentiellen Sexualpartnerin Stöße versetzen. Manchmal schlägt sie dabei so fest zu, dass er rückwärts das Gleichgewicht verliert und aus der Grube purzelt. Fällt es um, so hat das Männchen seinen Kredit verspielt; denn nur die standhaftesten Männer haben bei den Frauen eine Chance.
Für David Buss ist der so genannte »Schlagtest« der eigenwilligen Sumo-Kröte ein sicheres Indiz auch für das Verhalten der Menschen-Frauen: »Die Größe, Stärke, körperliche Beschaffenheit und athletische Fähigkeit eines Mannes ziehen Frauen an.« 30 Wäre dies richtig, so wären Typen vom Format eines Arnold Schwarzenegger die größten Sexsymbole; sie garantierten die beste Wacht über die Eier. Stattdessen aber gilt die allgemeine Behauptung nicht einmal für den Frosch, der dieses Verhalten in Wahrheit nur in seltenen Fällen, nämlich bei einem großen Mangel an Ressourcen, zeigt. Auch bei Menschen-Frauen bedienen stiernackige Kraftpakete und Extrem-Body-Builder nur einen Sparten-Geschmack. Und der zarte Johnny Depp, so heißt es, ist ein weit größeres Sexsymbol als Kaliforniens Gouverneur.
Der weibliche Silberrückengeschmack ist kein Mainstream. Aber woran liegt das? Warum wollen Frauen, anders als Gladiatorfrösche in Zeiten des Nahrungsmangels, gar nicht das stärkste Männchen? Irgendetwas, so scheint es, läuft da schief. Und das, obwohl der US-amerikanische Biopsychologe Victor Johnston von der Universität von New Mexico im Jahr 2004 herausgefunden haben will, dass Frauen Männer mit Anzeichen für viel Testosteron im Gesicht besonders attraktiv finden. Je
stärker die Augenbrauen, je schmaler der Mund und je kantiger das Kinn, umso stärker die Anziehungskraft. Kein Wunder, denn ein Mann, der viel von dem in hohen Dosen leicht giftigen Testosteron wegsteckt, muss halt ein besonders gesundes Männchen sein. Schade eigentlich nur für die Theo-Waigel-lookalike-Fraktion, dass auch dieser sensationelle Befund der Realität nicht sehr nahe kommt.
Die britische Psychologin Lynda Boothroyd von der University of Durham und ihr Kollege David Perrett von der University of St. Andrews in Schottland fanden im Jahr 2007 auch genau das Gegenteil heraus. Danach bevorzugen Frauen Mischgesichter mit sowohl maskulinen wie femininen Anzeichen. Die ausgesprochen maskuline Visage dagegen wirkte nicht sehr anziehend. Als Grund fiel den Urhebern der Studie ein, dass allzu maskuline Gesichter Untreue und mangelnde Fürsorge für die Nachkommenschaft signalisierten. Und darauf legten die Frauen bei einer männlichen Erscheinung halt großen Wert. Eine seltsame Interpretation, denn die befragten Frauen sollten die Männergesichter auf dem Computerbildschirm ja weder heiraten noch Kinder mit ihnen zeugen. Gefragt worden war allein nach der spontan empfundenen sexuellen Attraktivität.
Das Vorurteil dahinter ist groß. Es lautet: Eigentlich stehen Frauen auf Testosteron-Pakete, aber aus Sorge und Bedenken weichen sie lieber auf eine Mischform aus. Doch stimmt es wirklich, dass Männer mit maskuliner Ausstrahlung häufiger untreu sind als beispielsweise schöne, etwas androgyn wirkende Männer? Sah der junge Mick Jagger treuer aus als der junge Schwarzenegger? Warum stehen viele Frauen bei Männern auf sinnliche Lippen, die doch ein Indiz
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