Liebe
Männer mögen solche Dinge bei Frauen zumeist auch. Im Regelfall erhöht Geld auch ganz unabhängig von Brutpflegeinteressen die Summe der Entfaltungsmöglichkeiten. Dass viele Frauen aus ähnlichen Gründen etwas ältere Männer vorziehen, ist sicher auch richtig. Nicht selten freilich ändert sich dieser Vorzugspunkt allerdings jenseits von etwa fünfundvierzig; zumindest dann, wenn sich die Frau berechtigte Hoffnungen machen kann, einen attraktiven jüngeren Partner zu finden. Madonna und Demi Moore sind hier sicher keine Ausnahme.
Dass »Sicherheit« und »Macht« viele Frauen anzieht, ist nicht weiter verwunderlich. Aber höher als diese beiden Kriterien werteten die Frauen in Buss’ Umfrage noch eine ganz andere Eigenschaft: Humor! Eine Erklärung dafür haben evolutionäre Psychologen bislang ausgespart. Wir wissen rein gar nichts über den Humor in der Steinzeit. Und auch ein possierliches Vögelchen mit Talent zu beglückenden Witzen ist nicht in Sicht. Mit einiger Phantasie freilich lässt sich auch hier das übliche Schema anwenden. Ich setze hiermit in die Welt, dass Humor gut ist gegen Parasiten! Denn stärkt nicht Lachen unsere psychischen Abwehrkräfte und stabilisiert so das Immunsystem? Bestimmt werden lustige Menschen viel älter als miesepetrige und geben damit länger ihre besseren Gene weiter. Kein Wunder also, dass der Mensch eine so humorvolle Tierart ist.
Muss man dieses Spiel noch weiter treiben? Muss man David Buss nach seiner Umfrage unter US-amerikanischen Studenten aus dem Jahr 1993 glauben, dass sich Männer im Laufe ihres Lebens durchschnittlich 18 Sexualpartnerinnen wünschen, Frauen dagegen nur vier oder fünf? Eine absurd niedrige Zahl für beide Geschlechter und ein weiteres Rätsel, denn Männer verspüren doch den Auftrag ihrer Gene nach allseitiger Begattung. Eine Welt voller Mirakel: Frauen gehen, nach Buss, gerne Affären mit einem gesellschaftlich höher gestellten Mann ein, weil dieser »bessere Gene anzubieten« hat. Hat er das? Gene für Macht und
Geld etwa? Sind bei den Menschen, wie bei Gorillas, die Ranghöchsten die Gesündesten? Und sollen wir Buss’ puritanischer Erzählung glauben, dass für den Seitensprung der Frau »sexuelle Befriedigung« keine »zentrale Rolle« spielt, sondern nur der Wunsch nach einem dauerhaften Partnerwechsel? 33
Ein Zwischenfazit? Viele Männer haben einen im weiten Sinne ähnlichen Frauengeschmack und viele Frauen einen im weiten Sinne ähnlichen Geschmack bei Männern. Zahlreiche Ausnahmen bestätigen diese Regel. Die meisten Menschen lieben attraktive, lustige, freundliche und intelligente Partner. Wenn sie dazu noch Geld haben, umso schöner. Das ahnten wir vorher und bekommen es von David Buss belegt. Jede weitere Verallgemeinerung ist spekulativ und gefährlich. Es gibt Frauen wie Männer, die sich immer gerne für den Falschen oder die Falsche entscheiden. Es gibt Menschen, die andere Menschen sexuell überaus attraktiv finden, aber nie mit ihnen zusammenleben möchten. Es gibt sexuelle Gier und vernünftige Überlegungen. Es gibt ganz persönliche und mitunter sehr spezielle Vorlieben für Charakterzüge und körperliche Details. Es gibt Menschen, die sich in ein Lächeln verlieben, ohne etwas über den anderen zu wissen. Es gibt Männer, die ältere Frauen lieben, und Frauen, die jüngere Männer lieben. Es gibt Menschen, die sich in todkranke Menschen verlieben und diese heiraten. Mit einem Wort, das fast 140 Jahre alt ist: »Der Mensch prüft mit scrupulöser Sorgfalt den Charakter und den Stammbaum seiner Pferde, Rinder und Hunde, ehe er sie paart. Wenn er aber zu seiner eigenen Heirath kommt, nimmt er sich selten oder niemals solche Mühe.« 34 Der Mann, der dies schrieb, war kein biologisch uniformierter Philosoph. Es war: Charles Robert Darwin!
Die unvernünftige Kultur
Alle heute lebenden Menschen tragen in sich ein evolutionäres Erbe. Die Evolution hat ihren Körper geschaffen und auch ihre Psyche. Das ist richtig. Strittig dagegen ist, wie stark ihr Verhalten durch dieses Erbe festgelegt ist. Schon Darwin vermutete, dass diese Festlegungen eher schwach sind. Wahrscheinlich ist der Mensch das einzige Tier, das sich zu sich selbst in ein Verhältnis setzen, sich ein Selbstbild schaffen kann. Diese Voraussetzung ermöglicht es ihm, von den von der Natur vorgegebenen Mustern abzuweichen. Wenn wir heute in aller Welt ähnliche menschliche Verhaltensweisen finden, so vermuten die evolutionären Psychologen, liegt das an
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