Liebe
für Weiblichkeit sind? Nur wegen der dahinter vermuteten Brutpflegequalitäten? Was zieht Frauen an wohlgeformten Händen an? Und welcher evolutionäre Vorteil versteckt sich hinter einem knackigen Po?
Zu den hartnäckigsten Mythen der evolutionären Psychologie gehört zusätzlich die Vorstellung, das möglicherweise wichtigste
Kriterium für die Partnerwahl der Frau sei die Symmetrie. Sie haben richtig gelesen: die Symmetrie! Je symmetrischer ein Gesicht und ein Männerkörper, umso anziehender seien sie, behauptet zum Beispiel der Biologieprofessor Randy Thornhill von der University of New Mexico. Von Hause aus ein Insektenspezialist, wandte sich Thornhill in den 1980er Jahren dem Thema »Vergewaltigung« zu. Erst später wurde er zum Symmetriepapst. Symmetrie, so die aus der Insektenwelt übernommene Idee, signalisiere eine gute Gesundheit. Je asymmetrischer ein Mensch sei, umso stärker sei er von Parasiten in seinem Wachstum geschädigt. Thornhills These ist seit den frühen 1990er Jahren hundertfach abgeschrieben und immer wieder neu in den Raum gestellt worden. Sie ist, biologisch betrachtet, grotesk. Von all den Faktoren, die unser Aussehen – einschließlich Symmetrien – bestimmen, leisten Parasiten den geringsten Anteil. Im Zweifelsfall nämlich kommt die leicht schiefe Nase immer noch von einem Großvater und nicht von einer Bakterie. Wenn Asymmetrien im Wuchs tatsächlich von Parasiten stammten, dann hätten die Menschen in Entwicklungsländern grundsätzlich unregelmäßigere Züge als in reichen, hygienisch vorsorgenden Ländern. Dafür freilich fehlt jeder Beleg.
Will man Thornhills Symmetrietheorie richtig verstehen, muss man einen Blick auf die Umstände werfen, unter denen die Testpersonen befragt wurden. Thornhill zeigte seinen jungen Damen ausnahmslos Bilder von männlichen Gesichtern, die am Computer entworfen und manipuliert worden waren. Diesen Bildern fehlte nahezu jeder persönliche Ausdruck von Charakter, Charme oder Leidenschaft. Was übrig blieb, waren dann eben solch matte Kriterien wie etwa »Symmetrie«. Denn alles, was die Ausstrahlung eines realen Gesichtes bestimmt, war gar nicht vorhanden. Erstaunlicherweise wurde Thornhills Studie stets auf die gleiche Weise wiederholt und belegt. Ein Versuch mit realen Männern bei einer Vis-ä-vis-Begegnung, der sehr viel aussagekräftiger wäre, fehlt.
Ein ähnlich erzwungenes Bild vom vermeintlichen Geschmack der Frauen ergibt sich auch beim Blick auf die psychischen und gesellschaftlichen Vorzüge von Männern. David Buss hatte in seiner Umfrage auch nach den wichtigsten Charaktereigenschaften beim anderen Geschlecht gefragt. Die Rangfolge der beiden wichtigsten Kriterien war bei Männern wie bei Frauen gleich: »Freundlichkeit« und »Intelligenz«. Niemand will einen schlecht gelaunten und zudem noch dummen Partner. Für Frauen aber soll der Grund darin liegen, dass ein freundlicher Partner eher bereit ist, in eine Familie zu investieren als ein garstiger. Ob damit gemeint ist, dass Frauen, die freiwillig kinderlos bleiben oder das gebärfähige Alter überschritten haben, mit mürrischen Stoffeln besser zurechtkommen? Für evolutionäre Psychologen ist »die Frau« eine höchst beschränkte Tierart; eine Spezies nämlich, die ausschließlich an Vermehrung und Brutpflege interessiert ist.
Was ist Frauen sonst noch wichtig? Vom machiavellistischen Spiel der Grauen Würgerinnen war schon die Rede. William Allman zitiert dazu »eine Umfrage unter Medizinstudentinnen über ihre Kriterien bei der Partnerwahl«. Sie »ergab, dass sich diese jungen Frauen, obwohl sie selbst ein hoher Lebensstandard und ein hohes Maß an finanzieller Sicherheit erwartete, sogar noch häufiger einen Traumpartner mit hohem Gehalt und Status wünschten«. 31 Da muss nun eine Umfrage unter US-amerikanischen Medizinstudentinnen als Beleg für das Verhalten »der Frau« gestern, heute und morgen herhalten. Wer so argumentiert, der kann auch schreiben, dass Frauen »bei einer Kurzzeitbeziehung das Ziel haben, den Partner materiell so weit wie möglich zu schröpfen« – ein Phänomen, das Buss als »ressource extraction« bezeichnet; die Extremform ist die Prostitution. Aus Studien geht hervor, dass sich Frauen, die eine flüchtige Liaison anstreben, einen Liebhaber wünschen, der beim ersten Rendezvous sehr spendabel auftritt. 32
Dass viele Frauen Männer bevorzugen, die ihnen mit Hilfe
von Geld und Macht ein schönes Leben ermöglichen, mag wohl stimmen. Aber
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