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Liebe

Titel: Liebe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: R Precht
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evolutionärer Psychologenlogik: schönsten und gesündesten – Partner sind, ist eine fixe Idee. Daran stimmt ziemlich wenig, und zwar sowohl psychologisch als auch evolutionär.
    Im Regelfall nämlich suchen Menschen vor allem eines: einen passenden Partner. Sowohl bei Frauen wie bei Männern kommt nicht immer der oder die Schönste oder Fürsorglichste bei der Fortpflanzung zum Zug. Die Gründe dafür können biografisch sein, aber auch evolutionsbiologisch. Biografisch ist der Kinderwunsch vor allem abhängig von der Lebenssituation, in der man
sich gerade befindet. Der möglicherweise wunderschöne Partner, mit dem man mit 18 das Bett teilt, wird für unsere Gene sofort widerstehlich, wenn Kinder das Studium oder die Ausbildung gefährden und man noch eine Menge Lebensideen vor einer Familiengründung hat. Andere Gründe sind, dass man schon genügend Kinder hat, dass das Geld für eine Familie fehlt usw. Aber auch evolutionsbiologisch ist der Gedanke von der Zucht der Besten und Schönsten beim Menschen Unsinn. Ein kleiner Blick ins Leben belehrt unmissverständlich darüber: Schöne und reiche Menschen haben nicht mehr Kinder als unansehnliche und arme Menschen.
    Woran liegt das? Warum sind beim Klassentreffen zwei der drei Schulschönheiten unter den Frauen kinderlos geblieben? Und warum hat sich mein wenig ansehnlicher und völlig unsportlicher Klassenkamerad zu einer Großfamilie mit sechs Kindern vermehrt?
    Darwins Satz, dass der Mensch sich nicht nach der Vernunft und Logik von Rinderzüchtern paart, enthält offensichtlich viel Weisheit. Ein Grund dafür liegt bereits darin, dass ich die langfristige Vermehrung meiner Gene nicht selbst in der Hand habe. Ich mag vier Kinder haben, und sie schenken mir keine Enkel. Ein einziges Kind dagegen kann mich zum vielfachen Großvater machen. Ein zweiter Grund ist, dass sexuell und emotional vielfach begehrte Menschen meistens sehr genau um diese Qualität wissen. Dementsprechend sind sie wählerisch; manchmal zu wählerisch. Ein dritter Grund ist, dass auch sexuell sehr begehrte Menschen nicht unbedingt Fans von Großfamilien sein müssen. Kurz gesagt: Der Gedanke, dass sich beim Menschen die genetisch »Fittesten« durchsetzen und am besten vermehren, ist völliger Unsinn.

Wie die Kultur uns formt
    Charles Darwin wusste sehr genau, dass er Schwierigkeiten bekommen würde, wenn er seinen Gedanken von der »natürlichen Zuchtwahl« auf den Menschen übertragen wollte. Als sein Buch über die Entstehung der Tier- und Pflanzenarten durch natürliche Auslese 1859 erschien, wendeten zahlreiche englische und vor allem deutsche Naturforscher und Philosophen dieses Prinzip sofort auf den Menschen an. Darwin hingegen blieb skeptisch. Zwölf Jahre lang zog er sich zurück und besuchte kreuz und quer in Südengland Rinder-, Hunde- und Taubenzüchter. Die Zuchtexemplare dieser Haustiere wurden nicht durch die Umwelt ausgewählt, sondern durch den Menschen. »Geschlechtliche Zuchtwahl« hieß das Zauberwort. Zu Deutsch: Die besten Männchen begatteten die besten Weibchen. Vielleicht war das in der Natur bei höher entwickelten Lebewesen, bei Vögeln und Säugetieren, genauso? Nur: Wer war der Züchter? Hirschkühe bevorzugten die stärksten Hirschböcke, Pfauenweibchen (so nahm Darwin irrtümlich an) die Hähne mit den schönsten und längsten Schwänzen. Die Züchtung zum Höheren und Besseren war damit ein Prinzip der Natur. Sie ergab sich aus der Logik der Partnerauswahl. Beglückt von dieser Entdeckung stellte Darwin in den Raum, dass alle höheren Tiere sich durch »sexuelle Selektion« vermehrten und dabei immer die Partner auswählten, die ihnen als die genetisch besten erschienen. Das Sonderbare daran war allerdings, dass diese Form der sexuellen Selektion bei einem einzigen Tier nicht galt. Ärgerlicherweise war es genau das Tier, um dessentwillen er diese Theorie eigentlich aufgestellt hatte: der Mensch.
    Was Darwin noch nicht wissen konnte: Der Mensch ist nicht die einzige Ausnahme. Auch die meisten Affen vermehren sich nicht nach der Vernunft der Rinderzüchter, und unter Vögeln gibt es ebenso zahlreiche Gegenbeispiele. Von allen Tieren aber, dies scheint richtig, ist die »sexuelle Selektion« beim Menschen
die beliebigste. Gerade deshalb lässt sie sich nicht biologisch auf den Punkt bringen, ohne bleibenden Schaden zu hinterlassen. Wo auch immer die große These der evolutionären Psychologie von der Logik unserer Partnerwahl aufgestellt wird, krabbelt die

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