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Lieben: Roman (German Edition)

Lieben: Roman (German Edition)

Titel: Lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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gestorben.
    »Das tut mir leid«, sagte ich.
    Sie wandte sich um und ging in die Wohnung.
    »Hier ist dein Zimmer«, sagte sie. »Also, wenn du es haben willst. Eigenes Bad, eigene Küche und ein Zimmer mit einem Bett, wie du siehst.«
    »Sieht toll aus«, sagte ich.
    »Du hast auch einen eigenen Eingang. Und wenn du für dich sein willst, beim Schreiben zum Beispiel, brauchst du bloß die Tür hier zuziehen.
    »Ich nehme es«, sagte ich. »Wann kann ich einziehen?«
    »Wann du willst, jetzt?«
    »So schnell? Tja, dann komme ich heute Nachmittag mit meinen Sachen vorbei.«
     
    Als ich es ihm erzählte, lachte Geir nur.
    »Es ist völlig unmöglich, in diese Stadt zu kommen, ohne jemanden zu kennen und dann eine Wohnung in der Bastugatan zu finden«, sagte er. »Das ist unmöglich! Kapierst du? Die Götter meinen es gut mit dir, Karl Ove, so viel ist jedenfalls sicher.«
    »Aber Caesar nicht«, sagte ich.
    »Doch, Caesar auch. Er ist vielleicht nur ein bisschen neidisch, das ist alles.«
    Drei Tage später rief ich Linda an, erzählte ihr, dass ich umgezogen war. Hatte sie Lust, einen Kaffee trinken zu gehen?
Oh ja, das hatte sie, und so saßen wir eine Stunde später in einem Café auf der Buckel genannten Erhebung über der Hornsgatan. Sie wirkte fröhlicher, das war mein erster Gedanke, als sie sich setzte. Sie fragte mich, ob ich heute schwimmen gegangen sei, ich lächelte und sagte nein, sie schon, am frühen Morgen, es sei fantastisch gewesen.
    Dann saßen wir da und rührten in unseren Cappuccinos. Ich zündete mir eine Zigarette an, wusste nicht, was ich sagen sollte, und dachte, dass dies das letzte Mal sein würde.
    »Interessierst du dich für Theater?«, sagte sie.
    Ich schüttelte den Kopf und erklärte, ich hätte lediglich ein paar traditionelle Aufführungen im Theater von Bergen gesehen, die einen ebenso wenig faszinierten wie Fische in einem Aquarium, außerdem zwei Vorstellungen beim Internationalen Theaterfestival in Bergen, darunter eine Aufführung von Faust , in der die Schauspieler mit langen schwarzen Nasen murmelnd über die Bühne liefen. Als ich das sagte, meinte sie, wir müssten uns Bergmans Inszenierung von Gespenster ansehen, und ich sagte, okay, dann gebe ich dem Theater eben noch eine Chance.
    »Dann haben wir eine Verabredung?«, sagte sie.
    »Ja«, sagte ich. »Es klingt unterhaltsam.«
    »Bring doch deinen norwegischen Freund mit«, sagte sie. »Dann lerne ich ihn auch mal kennen.«
    »Ja, er hat bestimmt Lust mitzukommen«, sagte ich.
    Wir blieben noch eine Viertelstunde sitzen, aber es entstanden lange Pausen, und sie sehnte sich mit Sicherheit genauso fort wie ich. Schließlich steckte ich die Zigaretten in die Tasche und stand auf.
    »Sollen wir die Karten zusammen kaufen gehen?«, sagte sie.
    »Warum nicht«, sagte ich.
    »Morgen?«
    »Ja.«
    »Halb zwölf hier?«
    »Ja, geht in Ordnung.«
     
    In den zwanzig Minuten, die wir brauchten, um von dort aus zum Königlichen Dramatischen Theater zu gehen, sprachen wir kaum ein Wort miteinander. Ich hatte das Gefühl, zu ihr entweder alles oder gar nichts sagen zu können. Im Moment nichts, und so würde es vermutlich immer bleiben.
    Ich ließ sie die Karten kaufen, und als das erledigt war, machten wir uns auf den Rückweg. Die Sonne tauchte die Stadt in ihr Licht, die ersten Knospen waren an den Bäumen aufgetaucht, überall wimmelte es von Menschen, die fast alle gut gelaunt wirkten, wie man es an den ersten richtigen Frühlingstagen ist.
    Als wir durch den Kungsträdgården gingen, blinzelte sie mich im blendenden Licht der tiefstehenden Sonne an.
    »Vor ein paar Wochen habe ich etwas Seltsames im Fernsehen gesehen«, sagte sie. »Sie zeigten Bilder einer Überwachungskamera in einem großen Geschäft. Auf einmal brach in einem der Regale ein Feuer aus. Anfangs waren es nur ein paar kleine Flammen, und der Verkäufer stand so, dass er sie nicht sehen konnte. Der Kunde vor der Ladentheke schon. Er muss geahnt haben, dass etwas passierte, denn während er dort stand und wartete, bis die Warenpreise in die Kasse eingetippt waren, drehte er sich zu dem Regal um. Er musste die Flammen einfach sehen. Dann drehte er sich wieder um, nahm das Wechselgeld und ging hinaus. Während es hinter ihm brannte!«
    Sie sah mich an und lächelte.
    »Ein neuer Kunde kommt herein und stellt sich vor die Ladentheke. Mittlerweile brennt es richtig. Er dreht sich um und schaut direkt auf die Flammen. Dann wendet er sich wieder
um, nimmt seine Sachen und

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