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Lieben: Roman (German Edition)

Lieben: Roman (German Edition)

Titel: Lieben: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Ove Knausgård
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haben!«, sagte sie.
    Ich sah sie an.
    »Nein, das bekommst du jetzt nicht. Hast du denn Hunger?«
    »Ja.«
    »Wenn du möchtest, können wir einen Hähnchenspieß kaufen. Möchtest du einen?«
    »Ja.«
    »Okay«, sagte ich und setzte sie ab, öffnete die Tür zum Imbiss, der kaum mehr als ein Loch in der Wand war und tagtäglich unseren sieben Etagen höheren Balkon mit dem Geruch von Nudeln und frittiertem Hähnchen füllte. Sie verkauften zwei Gerichte in einer Pappschachtel für nur fünfundvierzig Kronen, weshalb es nicht gerade das erste Mal war, dass ich vor der gläsernen Theke stand und bei der spindeldürren, ausdruckslosen und hart arbeitenden, jungen, asiatischen Frau bestellte. Ihr Mund stand immer offen, über den Zähnen sah man das Zahnfleisch, ihr Blick war stets neutral, als machte nichts irgendeinen Unterschied. In der Küche arbeiteten zwei ebenso junge Männer, die ich immer nur flüchtig sah, und zwischen diesen pendelte ein Mann in den Fünfzigern, auch sein Gesicht ausdruckslos, aber eine Spur freundlicher, jedenfalls wenn wir uns in den langen, labyrinthischen Korridoren unter dem Haus begegneten, er, um etwas aus einem Lagerraum zu holen oder dorthin zu bringen, ich, um den Müll fortzubringen, Kleider zu waschen, das Fahrrad hinein oder hinaus zu schieben.
    »Kannst du das selbst tragen?«, sagte ich zu Vanja und reichte ihr die warme Schachtel, die zwanzig Sekunden nach meiner Bestellung vor mir auf der Theke stand. Vanja nickte,
ich bezahlte, und wir betraten den Flur nebenan, wo Vanja den Pappkarton auf dem Fußboden abstellte, um den Aufzugknopf drücken zu können.
    Sie zählte laut alle Stockwerke aufwärts. Als wir vor unserer Wohnung standen, gab sie mir die Schachtel, öffnete die Tür und rief schon nach ihrer Mutter, noch ehe sie drinnen war.
    »Erst die Schuhe«, sagte ich und hielt sie zurück. Im selben Moment kam Linda aus dem Wohnzimmer. Ich hörte, dass der Fernseher lief.
    Ein schwacher Geruch von Fäulnis und Schlimmerem ging von der großen Mülltüte und den zwei kleinen Windeltüten aus, die hinter dem zusammengeklappten Doppelbuggy in der Ecke standen. Neben ihm lagen Heidis Schuhe und Jacke auf dem Fußboden.
    Warum zum TEUFEL hatte sie die Sachen nicht in den Schrank gelegt?
    Im Flur wimmelte es von Kleidern, Spielzeug, alten Reklameblättern, Kinderwagen, Taschen, Wasserflaschen. War sie etwa nicht den ganzen Nachmittag zu Hause gewesen?
    Aber vor dem Fernseher lümmeln, das konnte sie.
    »Ich habe eine Tüte Süßes bekommen, obwohl ich beim Angeln gar nicht mitgemacht habe!«, sagte Vanja.
    Das ist ihr also so wichtig gewesen, dachte ich und bückte mich, um ihr die Schuhe auszuziehen. Ihr Körper zuckte vor Ungeduld.
    »Und dann habe ich noch mit Achilles gespielt!«
    »Toll«, sagte Linda und ging vor ihr in die Hocke.
    »Darf ich mal sehen, was in der Tüte alles ist?«, sagte sie.
    Vanja öffnete sie für Linda.
    Hatte ich es mir doch gedacht. Öko-Süßigkeiten. Die mussten aus dem Geschäft stammen, das erst kürzlich im Einkaufszentrum gegenüber eröffnet hatte. Verschiedene Nüsse mit
Schokoladenüberzug in unterschiedlichen Farben. Kandierter Zucker. Ein paar rosinenartige Dinger.
    »Kann ich das jetzt essen?«
    »Erst der Hähnchenspieß«, sagte ich. »In der Küche.«
    Ich hängte ihre Jacke an den Kleiderhaken, legte die Schuhe in den Schrank und ging in die Küche, wo ich den Hähnchenspieß, die Frühlingsrollen und ein paar Nudeln auf einen Teller legte, Messer und Gabel heraussuchte, ein Glas mit Wasser füllte, alles vor ihr auf dem Tisch platzierte, der immer noch voller Filzstifte, Wasserfarben, einem Glas mit Malwasser, Pinsel und Zeichenblätter lag.
    »Hat alles geklappt bei euch?«, sagte Linda und setzte sich neben Vanja.
    Ich nickte, lehnte mich mit dem Rücken gegen die Arbeitsfläche, verschränkte die Arme.
    »Ist Heidi schnell eingeschlafen?«, sagte ich.
    »Nein. Sie hat Fieber. Deshalb ist sie bestimmt so quengelig gewesen.«
    »Schon wieder?«, sagte ich.
    »Mm. Aber es ist nicht besonders hoch.«
    Ich seufzte. Drehte mich um und betrachtete das dreckige Geschirr, das auf der Arbeitsfläche und in der Spüle gestapelt stand.
    »Hier sieht es grauenvoll aus«, stellte ich fest.
    »Ich will einen Film gucken«, sagte Vanja.
    »Jetzt nicht«, sagte ich. »Du müsstest längst im Bett liegen.«
    »Ich will aber!«
    »Was hast du eigentlich eben im Fernsehen geguckt?«, sagte ich und begegnete Lindas Blick.
    »Wie meinst du

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