Lieber einmal mehr als mehrmals weniger
detaillierte Fahrbericht? Oder kommt da vielleicht noch die eine oder andere klitzekleine Differenzierung, wie: Er zieht nicht oder läuft unruhig oder eiert oder hat Fehlzündungen oder verliert Öl oder knirscht in die Gänge oder irgendetwas in dieser Richtung?»
«Nö», schließt Teddy ab. «Dett war et. Wenn dir das nicht langen tut, denn kann’s dir Dieter auch noch mal auf Schweizerisch uffsagen. Aber dette tut denn weh in die Ohren, dett kann ich dir sachen.»
«Na aaal-so, geht doch», kräht Krüpki. «Sag ich doch immer, auf unsern Teddy ist Verlass. Nee ne? Dem kann man trauen, der hat ’n aufrichtiges Wesen, der liegt mit der Wahrheit immer unter einer Decke, und wenn der Teddy sagt: läuft, dann läuft das!» Nun wendet er sich an mich: «Wie lange soll ich denn hier noch rumstehn mit der ollen Flasche in der Hand wie ’n Hilfskellner? Wir brauchen Gläser, falls ihr Alpen-Heinis über so was verfügt, so Schnapsgläser, weeßte, das sind diese kleine durchsichtigen Dinger, innen hohl, damit man was Geistreiches und Edles reingießen kann, und das hier», er hebt die Flasche hoch, «das hier ist so wat von geistreich, das Zeug, das sag ich euch, das trinkt ein zivilisierter Mensch nicht einfach aus der Pulle, das wird ordentlich in Gläser gefüllt, und dann wird anständig angestoßen: auf den Hürlimann, auf unsern großen Meister Jakob, und wenn es denn sein muss auch auf den Neubauern, der ja nun endlich in der Lage ist, meinen guten, alten, armen Famulus nicht länger quälen zu müssen, sondern sein Viehzeug wieder mit diesem roten Blitz hier versorgen kann, da selbiger ja nun offenbar für eine nicht absehbare Zeitdauer wieder läuft, jut läuft, wie Fachmann Teddy einwandfrei bestätigt hat. Wat is? Willste hier noch länger Maulaffen feilhalten, Dieter, wo bleiben die Scheißgläser?»
«Sind schon da, Krüpki, sind schon da», sage ich seelenruhig, denn seitlich hinter seinem roten Gesicht, halb verdeckt vom weißen Flaum auf seinem Schädel, sehe ich meine Sonja aus dem Haus treten. Sie balanciert unser altes Wiener Caffée-Haus-Tablett, darauf funkeln kleine Gläser.
«Na, denn beweg mal deinen Allerwertesten Richtung Küche, die Dinger kommen nicht von selber hier an, so weit ist der Fortschritt auch bei uns im Westen noch nicht, die müssten schon geholt werden, von irgendjemandem, und dieser Jemand, der könntest vielleicht du sein!»
«Oder auch nicht», sage ich nur, da steht Sonja schon neben Krüpki.
«Nicht lamentieren, Krüpki, trinken», begrüßt sie ihn.
«Ach, na, jetzt geht aber die Sonne auf, die kluge Bäuerin ist uns erschienen. Ich hab mich ja schon gefragt, wo du steckst, oder ob du Petersilie in die Ohren hast und die Einzigste in ganz Amerika bist, die nicht gehört hast, wie der Hürlimann wieder läuft. Angeblich.»
«Der Hürlimann?», lacht Sonja. «Den hab ich nicht gehört, aber dich Krüpki, dich hört man krakeelen bis Schmachthagen.»
«Ist ja gut, ist ja gut.» Er verdreht theatralisch die Augen. «Ein Mann muss auch mal seine Stimme ’n bisschen erheben dürfen, wenn es nottut. Aber jetzt bin ich ja schon wieder gesittet, Frau Nachbarin.» Und tatsächlich drosselt er seine Lautstärke auf nahezu Normalpegel. «So, nun wollen wir mal unser Versprechen einlösen, schön ruhig halten, das Tablett, wenn ich höflich bitten darf!» Krüpki dreht den Korkstöpsel aus der Flasche und schenkt sorgfältig die Gläser voll. Randvoll. «Ruhig halten, sag ich», beschwört er Sonja, die, eine Meisterleistung der Körperbeherrschung, vollkommen bewegungslos dasteht, bis jeder ein volles Gläschen zwischen Daumen und Zeigefinger geklemmt hat. Das letzte pflückt sie für sich selbst vom Tablett. Kein Tröpfchen verschütteten Schnapses ist auf dessen silbern glänzender Oberfläche auszumachen, was Krüpki zu einem anerkennenden Blick in Sonjas Richtung veranlasst. Er beherrscht durchaus auch jene Kommunikation, die ohne Beanspruchung der Stimmbänder funktioniert und die er bei seinen Pferden viel öfter einsetzt als bei Menschen, weil, davon ist er überzeugt, diese Vierbeiner viel klüger und verständiger sind als die Zweibeiner. Nicht umsonst haben Pferde ja auch die größeren Köpfe.
«Sodeli», sagt Jakob und hebt sein Glas.
«Auf den Hürlimann-Gott Jakob», sage ich und hebe mein Glas.
«Auf die Heimkehr meines Famulus», sagt Krüpki und hebt sein Glas.
«Auf das Ende der Hürlimann-Sorgen», sagt Sonja und hebt ihr Glas.
«Jo», sagt Teddy
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