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Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Titel: Lieber einmal mehr als mehrmals weniger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moor
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versuche das, was bei Pferden Vertrauen schafft, angeblich ein alter Indianertrick: Ich puste zurück. Ruhig und stetig, wie man ein Feuer anfacht, genau hinein, in die riesigen Nasenlöcher da vor mir. Sie ruckt den Kopf kaum merklich zurück. Kommt wieder näher, sehr nah jetzt. Berührt fast mein Gesicht. Und jetzt habe ich zwei Möglichkeiten: Entweder ich weiche vor der Hyperpräsenz dieses 700 -Kilo-Tieres zurück und riskiere, dass sie dies als Schwäche auslegt und mir nachsetzt, oder aber … oder ich berühre sie.
    Langsam lasse ich meine Hand nach oben kommen und lege die Handfläche von unten an ihre Kinnlade. Keine Reaktion. Ich beginne zu streicheln. Spüre animalische Wärme, dicke Haut, raue, fast borstige Haare. Meine Hand streicht langsam zum Maul, dann wieder zurück, am Kinn entlang zur Kehle, den Hals hinunter, so weit mein Arm reicht und wieder zurück. Hin und her und her und hin. Ich erhöhe den Auflagedruck. Mein Vertrauen wächst. Das Tier scheint völlig entspannt. Die großen dunklen Augen sind jetzt halb geschlossen, der Kopf steigt höher, sie bietet ihre Kehle dar, offenbar mag sie die Streicheleinheiten. Ein ehrfürchtiges Glücksgefühl durchströmt mich: Wir haben Kontakt zueinander, aus der fremden Büffelin ist
meine
Büffelkuh geworden!
    Etwas zerrt ganz unten sanft an meinem Hosenbein. Eine zweite Büffelin ist rangekommen, Kopf tief gesenkt, genau wie die erste, aber diese fordert aktiv meine Aufmerksamkeit. Während ich mit der einen Hand weiter das Büffelkinn von Nummer eins streichele, riskiere ich es, mit der anderen den Nacken von Nummer zwei zu massieren. Sie kommt mir bis Hüfthöhe entgegen und bleibt in dieser Position. Sehr komfortabel, gutes Tier. Und während ich unablässig einen Büffelnacken und ein Büffelkinn parallel bearbeite, stupst mich Nummer drei von hinten an. Ich brauche dringend eine dritte Hand! Und jetzt beginnt eine seltsame Choreographie. Sternförmig von den drei riesigen Büffelinnen umstellt, drehe ich mich mal dieser zu, mal der anderen, und streichele, flattiere, tätschele und massiere abwechselnd, was das Zeug hält. Und während dieses zeitlupenartigen Büffeltanzes bemerke ich, dass Sonja und Alice nebeneinander im Gras sitzen, bei den Galloways. Gaby entdecke ich unweit davon vor einem Gally kauernd und mit ihm sprechend, und dort … seh ich etwas Unmögliches. Karl scheint sich entschlossen zu haben, auf die Weide zu kommen! Er steht nach vorn gebeugt und überdeckt wie ein Schrägdach: Büffelin Nummer vier! Sie hat ihre Stirn gegen Karls Bauch geschmiegt und lässt sich von ihm ihren Nacken bearbeiten. Was er mit Hingabe tut, beidhändig. Streicht und knetet den ganzen Büffelhals von den Schultern bis zu den mächtigen Hörnern. Karl redet auf sie ein, ich kann nicht verstehen, was er sagt, aber es klingt beruhigend. Beruhigt er die ohnehin ruhige Büffelkuh oder beruhigt er sich selbst, frage ich mich. Wie auch immer, die beiden geben ein Bild harmonischer Eintracht ab, und das beweist: Karl, der Pferdemann, ist, wer hätte das gedacht, zu Karl, dem Cowboy, geworden. Solche Wunder gibt es nur in Amerika!

[zur Inhaltsübersicht]
    Surfer-Boy
    «Geh, jetzt kommt’s halt amal her, Sakra, und lasst mir die armen Küh’ in Ruh. Brotzeit is, Broooootzeit!» Waldemar haben wir im Land des Kuhglücks, in dem wir alle seit über einer halben Stunde schwelgen, völlig vergessen. Und staunen nicht schlecht, als wir zum Sattelschlepper zurückkommen. Waldemar hat die Laderampe in horizontale Lage gebracht und auf Stehtischhöhe gefahren. Auf der Fläche verteilt liegen: ein Stück Fleischkäse in Alufolie, ein kleiner Berg Laugenbrezeln auf einer aufgerissenen Papiertüte, ein Holzbrettchen, darauf ein Radi, ein Kanten Dauerwurst, ein Hirschfänger-Messer, sogar Butter ist da und ein Salzstreuer. Eine Thermoskanne mit heißem Kaffee und ein Gaskocher, darüber ein Pfännchen, in welchem Spiegeleier brutzeln, komplettieren das Früh-Picknick. «Ich dachte mir, ihr habt’s einen Appetit nach der Aufregung, und eines sag ich euch: So einen Fleischkäse wie diesen habt’s ihr euren Lebtag noch nicht gegessen. Der ist von der Huberin, und die Huberin, die hat schon vier Goldmedaillen gewonnen für ihren Fleischkäse, also, greift’s halt zu!» Waldemar ist wieder in sein Alltagsgewand gehüllt. In nichts. Von der bewährten Turnschuh-Tanga-Spiegelbrille-Kombination abgesehen.
    «Klingen tut er wie ein Bayer, aussehen aber wie ein Brathering

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