Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Lieber einmal mehr als mehrmals weniger

Titel: Lieber einmal mehr als mehrmals weniger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dieter Moor
Vom Netzwerk:
ist ja ganz was Neues, also Hut ab, Gaby. Ich habe ja schon gehört, dass die Ostfrau an sich, gell, also die gilt ja allgemein als sehr emanzipiert, aber dass ihr grad solche Mannsweiber seid, also das ist, also nix für ungut, Karl, gell, aber jetzt gefällt mir deine Gaby direkt noch einmal besser.»
    «Da bin ich aber froh, Waldemar», versetzt Gaby, «weil, du gefällst uns auch, obwohl du überhaupt nicht emanzipiert bist. Aber das wird schon, ich hab da so meine Erfahrungen mit Wessi-Mackern.» Sie hakt sich bei Karl unter, und so nebeneinanderstehend, mit ihren Pfeifen im Gesicht, erinnern sie mich an ein ziemlich unzertrennliches Paar, irgendwie.

[zur Inhaltsübersicht]
    Zaungäste
    Die Wiese liegt wieder ruhig in der brandenburgischen Landschaft. Die große Blechwand hat sich weiterbewegt, entlang der Weide, bis zum Stacheldraht des ehemaligen Russen-Flugplatzes, hat dort, wo früher die Bombentransporter gewendet haben, kehrtgemacht, und ist, sich durch das enge Grün der Alleebüsche und -bäume zwängend, Richtung Dorf verschwunden.
    Kurz danach registrieren die Wasserbüffel, wie die kleine Herde der fünf verbliebenen Zweibeiner sich spaltet. Die beiden, aus deren Mund immer wieder Rauch geströmt ist, sind in einem blitzblauen Blechstall verschwunden, die beiden anderen in einem weißen. Dann haben sich die beiden Ställe stinkend und brummend Richtung Dorf bewegt, fast so schnell wie ein Büffel galoppieren kann. Zuletzt hat das Zweibeiner-Kalb ein seltsames Metallding aus dem Gebüsch gezerrt, hat sich daraufgesetzt und mit den Hinterläufen kreisförmige Bewegungen gemacht, worauf das Ding auf zwei in der Sonne glitzernden Scheiben aus dünnen Eisenhalmen den Ställen hinterhergerollt ist. Samt dem Kalb.
    Ruhe war eingekehrt.
    Bis plötzlich zwei andere Zweibeiner am Zaun auftauchen. Offenbar haben sie sich auf eigenen Klauen angepirscht, ohne fahrende Ställe oder andere Metalldinger.
    Schon eine ganze Weile stehen sie jetzt einfach nur da und schauen. Der eine hat weißes Fell auf seinem roten Kopf, das von kaum wahrnehmbaren Luftwirbeln in alle Richtungen zu schweben scheint, wie filigraner Silbertang im Fluss. Der andere überragt den ersten um Hornlänge. Er ist auch breiter. Dennoch scheint es sich nicht um ein Paar zu handeln. Es sind zwei Bullen, das ist sicher. Und obschon es auf den ersten Blick so scheint, ist der Kleinere
kein
Jungbulle. Im Gegenteil, er benimmt sich, als ob er das Leittier wäre: Er brüllt.
     
    «Was sacht man denn nu dazu, wa?», fragt Krüpki nach langem Schweigen.
    Teddy zuckt zusammen. «Wat brüllste denn so? Ick tu neben dir stehen, Mensch.»
    «Wer brüllt? Ich etwa? Wofür hältst du mich, Teddy? Ich bin mit Pferden uffjewachsen, ich weiß wohl besser als jeder andere in Amerika, dass man an ’ner Koppel nicht zu brüllen hat!»
    «Det sind keene Pferde! Und du brüllst, sach ich», beharrt Teddy.
    «Bist du jetzt vollkommen bekloppt, oder was? Erklärt der Schafscherer mir, dass das keine Pferde sind. Mir! Das seh ich ja wohl noch selber, dass das keine Pferde sind, Mensch. Aber ’ne Koppel ist das, und an einer Koppel brüll ich nicht! Es sei denn, ein Dämlack wie du zwingt einen dazu, weil er behauptet, man könne Kuh und Pferd nicht auseinanderhalten.»
    «Büffel», korrigiert Teddy ruhig.
    «Wat?»
    «Büffel sind dette. Sonja sagt zu denen: Wasserbüffel.»
    «Sag mal, willst du den alten Krüpki mit Bedacht und Vorsatz ärgern? Da hinten, die vier schwarzen Flecken, das sind Kühe. Galloways, sagt Sonja, Galloways habe sie bestellt, sachte sie zu mir, und Galloways sind schottische KÜ - HE !!»
    «Mag ja sein, aber dette da vorne, inner Pfuhle, det sind Büffel. Wasserbüffel, sagte Sonja zu mir, und die sind aus Italien.» Teddy dreht sich zu Krüpki und guckt triumphierend auf ihn herab.
    «Aus Indien, Wasserbüffel kommen aus Indien.»
    «Die da kommen aus Italien, det weeß ich zufällig ganz genau, nämlich von der Sonja.»
    «Mensch, haste Petersilie in die Ohren?» Krüpkis Organ kommt langsam auf Betriebstemperatur. «Wir reden vom Ursprung, Teddy. Ursprünglich kommen se aus Indien, die Büffel. Und uuuuursprünglich sind die Kühe schottisch. Und die hier von Sonja, also jetzt speziell
die
hier,
die
kommen aus Bran!-den!-burg!» Krüpki wedelt mit dem Arm zu den Kühen herüber.
    «Aus Brandenburg?», fragt Teddy misstrauisch. «Von hier sollen die sein? Hab ich hier noch nie gesehen, so ’ne Dinger. In meiner Kindheit, ja, da gab es

Weitere Kostenlose Bücher