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Lieber Frühling komm doch bald

Lieber Frühling komm doch bald

Titel: Lieber Frühling komm doch bald Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Eric Malpass
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dachte Jocelyn, die scheint ihm gewachsen zu sein. Und er wurde bekräftigt in seiner Vermutung, als sein Vater murmelte: «Ich bin im Wohnzimmer, ihr könnt mich ja rufen, wenn das Frühstück so weit ist.» Damit ging John Pentecost hinaus. Er war etwas erstaunt, als er feststellte, daß das Feuer im Kamin noch nicht einmal angezündet war. Aber er sagte nichts. Es konnte nicht alles gleich am ersten Tag wie ein Uhrwerk weiterlaufen. Einen Tag mußte man den Frauen schon geben - zum Einarbeiten. Und schließlich, dachte er höchst zufrieden, konnte nicht jeder Mann in einer vergleichbaren Situation sagen, daß sich gleich zwei Frauen um die Ehre stritten, ihn zu bedienen. Es konnte nicht nur an seiner Höflichkeit und seinem Takt liegen. Es mußte auch etwas mit seiner Anziehungskraft zu tun haben.
    Unten trug man sich mit dem Gedanken an Meuterei. Gleich nach dem Frühstück machten sich Julia, Gaylord und der getreue Henry daran, eine Tantenfalle zu graben. Das heißt, Gaylord leitete die Arbeiten. Das Loch, das sie gruben, sollte listig mit Pappe und den Böden von Saatkästen zugedeckt werden, damit man es nicht sah.
    Aber Julia kamen Zweifel. «Aber was machen wir, wenn sie reinfällt, Gaylord?»
    Daß dann ja irgend etwas zu machen war, daran hatte Gaylord noch gar nicht gedacht. Oder vielmehr, er hatte gedacht, daß das dann Miss Mackintoshs Sache war. Aber da das Problem nun zur Sprache gekommen war, überlegte er, ob sie sich nicht am Ende vergeblich abmühten.
    «Wir könnten ja große Nägel unten auf den Boden legen», schlug der menschenfreundliche Henry vor.
    Julia wurde angst und bange.
    Nein, Gaylord mußte zugeben: die Tantenfalle war nicht das richtige Mittel. Damit würden sie Miss Mackintosh nicht los. Aber das schöne Loch... «Ich finde, dann graben wir eben durch bis Australien», meinte er.
    Henry nahm jeden Vorschlag von Gaylord begeistert auf, und Julia, der bei dem Plan ohnehin nicht ganz wohl gewesen war, freute sich, daß die Grube nun anderen Zwecken dienen sollte. Sie arbeiteten also unermüdlich weiter, angetrieben von dem Gedanken an das grenzenlose Erstaunen der Bewohner des entgegengesetzten Teils der Erdkugel, wenn Gaylord, Henry und Julia dort verdreckt, aber triumphierend zum Vorschein kamen.
    Sie waren noch ziemlich weit von Australien entfernt, als Gaylord plötzlich einfiel, daß er seinen Freund Schultz den ganzen Morgen noch gar nicht gesehen hatte.
     
    «Und was habt ihr gemacht, Gaylord?» fragte Wendy Thompson mittags.
    «Ja, wir wollten erst eine Tantenfalle graben, für Miss Mackintosh. Aber dann haben wir’s lieber gelassen.»
    Wendy unterdrückte ein «Und warum?» und lächelte nur verständnisvoll.
    «Statt dessen sind wir nach Australien gegangen.»
    «Tatsächlich? Wie war denn dort das Wetter?»
    «Bißchen neblig. Miss Thompson, wo ist Paps?»
    «In seinem Zimmer. Ich glaube, du solltest ihn jetzt lieber nicht stören, verstehst du? Du siehst ihn ja nachher bei Tisch.»
    «Kann ich dann Sie stören?»
    «Klar, natürlich.»
    «Schultz ist nicht da. Seine Tür war offen, und nun ist er weg.»
    «Hast du ihn vielleicht in Australien vergessen?»
    «Nein. Er war gar nicht mit.»
    «Sehr weit kann er doch nicht sein, oder? Wollen wir ihn gleich mal suchen?»
    «Oja, bitte, Miss Thompson.»
    Fröhlich machten sie sich im Sonnenschein auf den Weg durch den Schnee. Miss Thompson hatte rechts Julia, links Gaylord an der Hand; Henry Bartlett stapfte stumm und zufrieden hinterher. Sie kickten den Schnee, daß er hoch aufstob, und lachten und plauderten und sangen. Ihre Herzen - auch Wendys Herz - waren froh und leicht.
    Aber Schultz fanden sie nicht.
     
    Das Mittagessen war reichlich und nahrhaft. Und es schmeckte auch gut.
    Elspeth Mackintosh legte allen vor, dann ging sie um den Tisch und setzte sich auf Mays Stuhl. Das irritierte Jocelyn, aber er mußte gerechterweise zugeben, daß kein anderer Platz frei war.
    Gaylord war weniger gerecht. Er lief rot an und sagte: «Das ist Mummis Stuhl.»
    «Und Mummi ist im Krankenhaus», sagte Miss Mackintosh kühl.
    Gaylord war den Tränen nahe. Er hätte nichts dagegen gehabt, wenn Miss Thompson sich auf Mummis Stuhl gesetzt hätte. Aber Miss Mackintosh - nein.
    «Komm, sei vernünftig, Gaylord», sagte Jocelyn Pentecost. «Bitte!»
    «Aber es ist doch Mummis Stuhl!» sagte er schluchzend.
    Es war sonst nicht Gaylords Art, sich über Kleinigkeiten aufzuregen oder gleich zu weinen. Jocelyn, der Gaylords Abneigung gegen Miss

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