Lieber Frühling komm doch bald
den jungen Mr. Pentecost, der da unrasiert und im Bademantel in die Küche kam, mit unverhüllter Mißbilligung. «Gott behüte, Mr. Pentecost, in diesem Aufzug erscheinen Sie vor zwei unverheirateten Damen?»
Ziege! dachte Wendy. Und zu Jocelyn sagte sie: «Mr. Pentecost, würden Sie Miss Mackintosh bitte erklären, daß Ihr Vater mich gebeten hat -»
«Miss Mackintosh», sagte Jocelyn, «es tut mir schrecklich leid. Ich hätte Sie gestern abend anrufen sollen, nur - Aber ich glaube, der Zug, der um 10 Uhr 40 in Ingerby abfährt, hat Anschluß an den London—Glasgow-Express.»
Eine sehr deutliche Erklärung war das nun wirklich nicht. Von einem Mann der Feder hätte man etwas mehr Klarheit erwartet. Miss Mackintosh sagte: «Wie kommen Sie darauf, Mr. Pentecost? Ich habe nicht die Absicht, einen Zug zu nehmen. Mrs. Pentecost hat mich gebeten zu bleiben, und jetzt bleibe ich. Niemand soll sagen, daß Elspeth Mackintosh kein Herz im Leibe hat.»
«Mr. Pentecost, wenn Sie wünschen, daß Miss Mackintosh bleibt», sagte Wendy, «dann ist es ja überflüssig, daß ich bleibe. Auf Wiedersehen.»
«Oh, bitte, Miss Thompson, bitte!» Gaylord war den Tränen nahe.
«Bitte, gehen Sie nicht weg, Miss Thompson!» Julia weinte bereits.
«Kommt gar nicht in Frage, daß Sie gehen», entschied Jocelyn und wandte sich an Miss Mackintosh. «Ich sagte schon, es ist alles meine Schuld. Hätte ich nicht vergessen, Sie anzurufen, dann säßen Sie jetzt im Zug.»
«Ich wollte, sie säße drin!» verkündete Gaylord freimütig.
Jetzt kam Mr. Mackintosh von draußen herein, heftig stampfend, um den Schnee von seinen Stiefeln zu schütteln. «Mächtig kalt heute morgen. Ich hab mir schon vor Sonnenaufgang die Drainage unten am Fluß angesehen.» Er sah Jocelyn an, der im Bademantel am Tisch stand. «Und Sie haben nichts dagegen, daß ich mit herüberziehe, wie Mrs. Pentecost meint?»
«Ja, also, es ist so», begann Jocelyn. Aber Mr. Mackintosh hörte gar nicht zu. Er war an diesem Morgen anscheinend ungewöhnlich gut gelaunt. Er drückte Julia an sich. Dann sagte er: «Was machen Sie denn hier, Miss Thompson? Haben Sie den Rohrstock gegen die Bratpfanne getauscht?»
«Wir haben hier ein kleines Durcheinander», sagte Jocelyn. «Schuld daran bin ich.»
Mr. Mackintosh sah aus, als wollte er ihm das gern glauben.
«Mein Vater hat-» fuhr Jocelyn fort.
«Was hat dein Vater?» unterbrach ihn eine Stimme von der Tür her. «Guten Morgen, Miss Thompson. Ist mein Frühstück schon fertig?»
«Es wäre längst fertig», erwiderte Wendy. «Aber Miss Mackintosh ist offenbar der Meinung, daß das jetzt ihre Aufgabe ist.»
Jocelyn erklärte die Situation von neuem und betonte noch einmal, daß er allein schuld an dem Durcheinander sei. Auch Opa sah so aus, als wollte er ihm das gern glauben. Aber auch er schien heute morgen gut gelaunt zu sein.
«Na schön», sagte der alte Mr. Pentecost. «Dann ist ja alles klar. Miss Mackintosh versorgt die Kinder, und Miss Thompson übernimmt das Kochen.»
«Ich will aber nicht, daß Miss Mackintosh mich versorgt», protestierte Gaylord. «Ich will Miss Thompson.»
Dafür hatte Opa volles Verständnis. Er hätte sich auch ganz gerne von Miss Thompson versorgen lassen. Aber hier mußte er hart bleiben. Denn die Vorstellung, daß diese Elspeth Mackintosh für ihn kochen sollte, mißfiel ihm gründlich. Er wollte nicht täglich Hafermehl, Hering und Schafsmagen vorgesetzt bekommen. «Alles geregelt, alles klar», sagte er noch einmal.
«Gar nichts ist klar», sagte Miss Mackintosh. «Mrs. Pentecost hat mir die Haushaltsführung übertragen, also bin ich zuständig.»
«Und ich habe Miss Thompson die Haushaltsführung übertragen, also ist sie zuständig. Noch ist das hier mein Haus.» Opa stieg allmählich die Galle hoch.
Wendy erklärte: «Wenn Miss Mackintosh wirklich die ganze Arbeit übernehmen will, werde ich mich sehr gern um die Kinder kümmern.»
«Ich will aber, daß Sie kochen», beharrte John Pentecost.
«Vater, vergiß bitte nicht, daß du Freiwillige vor dir hast», warf Jocelyn ein.
«Also meinetwegen.» Er drehte sich um und deutete mit dem Zeigefinger auf Miss Mackintosh. «Aber Schafsmagen und solche schottischen Spezialitäten esse ich nicht, damit Sie’s gleich wissen!»
«Ich werde schon was finden, was Engländern schmeckt», gab sie verächtlich zurück. «Regen Sie sich bloß nicht auf, Mann.»
Der alte John Pentecost war höchst verblüfft über diese Abfuhr. Mein Gott,
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