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Lieber Onkel Ömer

Titel: Lieber Onkel Ömer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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warten, von uns
     geangelt zu werden? Wir müssen nur einen guten Eindruck machen, schon sind sie verrückt nach uns. Dafür haben wir ja auch
     unsere besten Anzüge aus dem Schrank geholt«, versuchte er mich rumzukriegen.
    »Aber Nedim, sagen wir mal, wir haben auf dieser Angler-Party zwei oder fünf Mädchen geangelt, ist es denn keine Sünde, eine
     deutsche Freundin zu haben, wenn man schon verheiratet ist?«, fragte ich wieder.
    »Nein, Osman, hundertmal nein! Der Prophet sagt, wenn du eine schwarzhaarige Frau hast, dann darfst du nebenher auch eine
     blonde Freundin haben. Und wenn du mit einer blonden Frau verheiratet bist, dann steht dir eine schwarzhaarige Freundin zu.
     So steht es jedenfalls im Koran. Seite 142!«, lallte er und zerrte mich weiter zu dieser Hävy-Metäl-Party im Hell’s-Ängels-Klub.
    |41| »Also, Nedim, diese Stelle musst du mir unbedingt mal zeigen. Ich habe den Koran jetzt schon zweimal durchgelesen. Aber daran
     kann ich mich nicht erinnern. Ich verstehe allerdings auch kein Wort Arabisch. Ich weiß nur, dass die Menschen im Paradies
     mit mehreren Jungfrauen und viel Wein beschenkt werden, wenn sie auf der Erde schön artig sind und fünfmal am Tag beten. Natürlich
     werden nur die Männer im Jenseits so großzügig belohnt, die Frauen kriegen gar nichts«, sagte ich wahrheitsgemäß.
    »Dann war es eben in der Bibel oder bei den Zeugen Jehovas oder bei den Mormonen. Seite 78!«, meinte er.
    »Na, dann bin ich ja beruhigt. Aber wir müssen ganz raffiniert vorgehen. Damit man uns für Junggesellen hält, müssen wir unsere
     Eheringe in die Tasche stecken«, sagte ich, schlau wie ich bin, und stellte auch noch eine Bedingung. »Es ist ja klar, dass
     du alle Mädchen, die ich geangelt habe, nicht anbaggerst.«
    »Klar! Ist doch selbstverständlich unter guten Kumpels, dass jeder den Fisch essen darf, den er selber geangelt hat«, grinste
     er erwartungsvoll.
     
    Lieber Onkel Ömer, der Hell’s-Ängels-Klub war ziemlich weit draußen auf dem platten Land. Es hat Stunden gedauert, bis wir
     ihn gefunden hatten.
    »Osman, mit deinem Ford-Transit kommen wir hier bestimmt ganz groß raus. Guck dir das an, keiner von den Gästen hat ein besseres
     Auto als du; nur Hunderte von Mofas«, freute sich mein Kumpel.
    »Nedim, so große Mofas habe ich aber noch nie gesehen«, rief ich erstaunt. Einige von diesen Mofas waren sogar größer als
     mein Ford-Transit.
    |42| Als wir dann endlich im Saal waren, schaute sich Nedim erwartungsvoll und gespannt um.
    »Bei Allah, hier sind ja mindestens hundertsiebenundsechzig Frauen.Hundertsechzig für mich, sieben für dich«, brüllte er wegen
     der ohrenbetäubenden Musik.
    »Oh, Nedim, wie gerecht du doch wieder durch zwei geteilt hast. Aber was machen wir mit den achthundert Männern?«, fragte
     ich ängstlich. Es waren dort nämlich viel mehr Angler als Fische.
    »Die Männer kannst du alle alleine haben«, brüllte Nedim gönnerhaft.
     
    Lieber Onkel Ömer, als ein großer Frauenkenner hatte ich natürlich sofort gemerkt, dass unsere Chancen bei den dortigen Frauen
     nicht schlecht standen. Denn die Männer dort liefen alle sehr ungepflegt rum: dreckige Motorradstiefel, zerrissene Jeans,
     mit Nieten dürftig reparierte Lederjacken, und beim Frisör waren sie auch schon lange nicht mehr! Wir beide hatten aber unsere
     schicken dunklen Nadelstreifenanzüge an und dazu gelbe und rote Seidenhemden, schwarze Lackschuhe und waren auch noch frisch
     rasiert und dufteten herrlich nach Rosenwasser.
    Das einzige Problem war nur, dass ich schon so lange verheiratet bin. Ich hatte überhaupt keinen Schimmer mehr, was man neuerdings
     so alles macht, um eine Frau zu angeln?
    Ich hatte mal gehört, mit Geld anzugeben würde sofort wirken. Ich holte schnell mein ganzes Bargeld heraus. Genau 13 Euro
     40.
    »Nedim, kannst du mir ein paar Euro leihen?«, flüsterte |43| ich ihm ins Ohr. »Ich werde versuchen, einen guten Eindruck zu machen.«
    »Osman, bist du bescheuert? Die Männer hier sind doch nicht arm, nur weil sie in kaputten Klamotten rumlaufen. Die haben nur
     keine treusorgenden Ehefrauen wie wir. An deiner Stelle würde ich mit lauter Stimme erzählen, wie gut du mit Frauen umgehen
     kannst. Damit die Tussis hier merken, was für erfahrene Männer sie vor sich haben«, gab mir mein Kollege einen guten Rat.
    Ich hustete zweimal kurz, einmal lang und brüllte los:
    »Also, Nedim, das hättest du unbedingt erleben müssen. Gestern hat meine Frau sich

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