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Lieber Onkel Ömer

Titel: Lieber Onkel Ömer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: dtv
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doch tatsächlich geweigert, die Wohnung
     sauber zu machen. Da habe ich sie an den Haaren gepackt und …«
    »Mensch, Osman, was erzählst du denn für einen Blödsinn, du Idiot«, unterbrach er mich neidisch.
    »Ich erzähle, wie männlich ich bin. Das imponiert mächtig«, zwinkerte ich und erzählte stolz weiter:
    »Also hab ich meine Frau an den Haaren gepackt und so lange nicht mehr losgelassen, bis sie die ganze Wohnung blitzblank sauber
     gemacht hatte!«
    Das stimmte zwar nicht ganz, aber die hübschen Anglerinnen konnten das ja nicht wissen. In Wahrheit musste nämlich nicht meine
     Frau, sondern ich die ganze Wohnung sauber machen, weil Eminanim den ganzen Tag für die Gäste kochen musste. Aber an den Haaren
     konnte sie mich natürlich nicht ziehen, damit ich putze. Wohl deshalb hat der liebe Allah uns Männer mit einer Glatze beglückt.
    Nedim, der Luuser, hat sofort gemerkt, dass er neben mir keinen Stich bei den Anglerinnen machen wird, und hat sich klammheimlich
     aus dem Staub gemacht.
    |44| Ich war verzweifelt! Aber nicht, weil der Luuser Nedim abgehauen ist, sondern weil nach zwei Stunden Angler-Party immer noch
     keine schöne Frau an meiner Angel zappelte.
    Dabei war ich doch,wie gesagt,perfekt angezogen:frisch gebügelter Anzug, eine schöne grüne Krawatte mit großen roten Rosen
     drauf. Mein glattrasiertes Gesicht sah zugegebenermaßen mittlerweile nicht mehr ganz so perfekt aus, und wegen der vielen
     Pfützen bei den Hell-Anglern glänzten die Schuhe auch nicht mehr wie am Anfang.
    Dafür hatte ich aber immer noch mein verführerischstes, einladendstes, männlichstes, sympathischstes und sexystes Lächeln
     auf den Lippen. So einfach ist das nämlich gar nicht, dieses Lächeln über Stunden so gut hinzubekommen – erst recht nicht
     mit zwei Lippen gleichzeitig! Dafür lief ich zwischendurch immer aufs Klo, um vor dem Spiegel zu üben.
    »Hey, Ali, haste ma Feua für mich?«, bat mich plötzlich ein wunderschönes, blondgelocktes Mädchen um Feuer. Endlich, dieses
     Mädchen war meine erste Eroberung auf der Hell-Angler-Party.
    »Sie verwechseln mich, Madame. Ich bin nicht Ali. Ich bin Osman. Für blonde, süße Mädchen wie Sie nur Osi«, stotterte ich
     aufgeregt und kramte nach meinem Feuerzeug.
    »Hey, Alta, is mir egal, ey. Für mich heißen alle Türken Ali«, bestand sie unbedingt auf einen Partner mit dem Namen Ali.
    Für dieses bezaubernde Wesen, für die schönste Frau von Deutschland, ja für die schönste Frau aller Industriestaaten war ich
     natürlich sofort bereit, meinen Namen zu |45| wechseln. Wenn sie darauf bestand, auch meine Nationalität und die Religion. Außerdem ist Ali ja ein hübscher Name.
    »Ey, Alta, biste taub oder was?«, zwitscherte sie sehr romantisch.
    Hastig holte ich mein Feuerzeug raus. Nein, es war die Zahnstocherbüchse. Wo war bloß dieses blöde Feuerzeug? Ich suchte eifrig
     weiter und hatte plötzlich die Dose für meine dritten Zähne in der Hand. Nedim konnte ich auch nicht um Hilfe bitten. Der
     Hund hätte mir sofort meinen Fang weggeschnappt.
    Die Blondine wurde langsam nervös:
    »Schau doch ma in deina Unterhose nach, Opa«, brüllte sie aufgeregt.
    Ich wusste es, sie wollte mir an die Wäsche! Das mit dem Feuer war doch nur eine Anmache. Ich war der Mann, den sie sich unter
     achthundert Hell-Anglern ausgesucht hatte! Ich war der Mann, der für sie ein Feuerzeug suchte, aber nicht fand.
    »Na Alta, wird’s bald?«, zwitscherte sie.
    Doch dann hatte ich endlich das Feuerzeug in der Hand.
    »Hier ist das Feuer. Nur für dich, ooh du meine Rose des Abendlandes«, schwärmte ich und küsste gefühlvoll die Nieten am Ärmel
     ihrer Lederjacke.
    »Mach mich nich an. Geh in n’ Puff, du Wichsa«, bedankte sie sich höflich.
    Mit diesem herrlichen Satz, dem schönsten, den je eine Frau zu mir gesagt hatte, verabschiedete sich dieser blonde Engel leider
     von mir. Noch lange hörte ich in meinen Ohren das romantische Klirren ihrer Ketten, die überall an ihrer Lederjacke hingen.
    |46| »Geh in n’ Puff, du Wichsa! Kling klang, ding dong, garc gurc!«
    Mit halbem Auge bemerkte ich, wie Nedim mich total neidisch ansah.
     
    Lieber Onkel Ömer, ich muss zugeben, dass ich mittlerweile sehr frustriert war. Das war das einzige Verhältnis, das ich dort
     nach fünf Stunden mit Frauen gehabt hatte. Ringsum lagen achthundert betrunkene Hell-Angler auf dem Boden und konnten überhaupt
     nicht mehr angeln, aber trotzdem hatte ich keinen Backfisch am

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