Lieber Osama
Barnet Grove ein, und auch das war ein seltsames Gefühl. Als käme man von einem langen Urlaub zurück. Dabei war ich gar nicht weg gewesen. In der Siedlung alles still und wie tot. In unserer Wohnung brannte Licht, ich musste es wohl angelassen haben, als ich damals losgerannt war. Diese Stromrechnung wollte ich mir jetzt lieber nicht vorstellen. Ich fühlte mich sehr müde und einsam. Ich hätte gern bei Jasper vorbeigeschaut, ehe ich in meine Wohnung ging. Ich wollte ihm nur sagen, dass ich wieder draußen war, und vielleicht hätte ich 1, 2 Stunden bleiben könne, falls Petra nicht da gewesen wäre. Nicht um groß irgendwas zu machen, wir hätten zum Beispiel auch nur fernsehen können. Ich musterte das Haus auf der anderen Straßenseite, aber da war alles dunkel, also drehte ich mich wieder um und ging in die Siedlung.
Dann weiter durch die Schwingtür ins Treppenhaus. O Gott, schon dieser Geruch. Mir war, als hätte mein altes Leben hier still auf mich gewartet. Gammliges Frittierfett, danach roch mein Leben. Und nach den Zwiebelringen von Burger King, Ziggen, Haschisch, miefigen Turnschuhen und Windeln. Der Geruch umfing mich, bis ich fast daran erstickte, und ich setzte mich auf die Treppe und heulte nur noch. Mein Geschluchze hallte im ganzen Treppenhaus wider, während ich draußen die Streifenwagen auf und ab fahren und mit ihrem Außenlautsprecher die letzten Nachtschwärmer anquaken hörte von wegen Ausgangssperre, sie sollten gefälligst nach Hause gehen.
Aber nach einer Weile nahm ich den Geruch gar nicht mehr wahr. Ich war wieder im normalen alten Leben angekommen und musste nicht mehr extra dran erinnert werden. Ich stand auf und ging die Treppe hoch. Unsere Wohnung lag im dritten Stock, ich hatte es nicht weit. Aber vor der Wohnungstür blieb ich stehen, denn von drinnen kamen Geräusche. Es klang, als wäre der Fernseher an. Komisch, dachte ich noch. Ich konnte schwören, ich hatte ihn ausgeschaltet, bevor wir losgehetzt waren. Als ich so darüber nachdachte, zu welcher Summe sich 2 Monate Glühbirne plus Fernseher wohl auf einer Mahnung addierten, wurde mir ganz blümerant. Ich fand meine Schlüssel, machte die Tür auf und ging hinein.
Am Haken im Flur hingen 2 Mäntel, die nicht zur Familie gehörten. Der eine war eine Herren-Barbourjacke, die mein Mann im Leben nicht getragen hätte. Der andere gehörte einer Frau, ein dunkelrosa Wollmantel mit violettem Seidenfutter. Er sah aus, als hätte er mehr gekostet als unsere ganze Wohnung. Leise stellte ich die Plastiktüte ab. Ich hatte keine Ahnung, was hier los war. Doch wohl keine Einbrecher, oder? Ich meine, gewöhnlich tragen Einbrecher keine teuren Mäntel, jedenfalls nicht in Bethnal Green. Auf Zehenspitzen ging ich durch den Flur. Die Wohnzimmertür stand offen. Ich wünschte, sie wäre zu gewesen, denn dann wäre mir der Anblick erspart geblieben, der sich mir jetzt bot.
Jasper Black lag mit einer Frau auf meinem Sofa. Die Frau trug pinkfarbene Highheels und sonst nichts, reckte Jasper Black auf allen vieren den Hintern entgegen, und Jasper Black steckte mit seinem Schwanz in ihr drin. Die Frau schrie: O jaaa, fick mich, du reicher Bock, ich hab’s nicht anders verdient, ich tauge nur dazu! Wozu Jasper ihr mit der flachen Hand auf den Hintern schlug, der schon ganz rot war. Die Frau hatte eine Hand zwischen den Beinen und machte es sich selbst. Eine Weile sah ich zu, wie sie es trieben. Mit war so schwummrig von den Pillen und den vielen GTs, dass ich dachte, vielleicht träume ich das ja bloß. Deshalb ging ich erst mal an die Garderobe zurück, wo die Mäntel hingen. Ich fasste sie an. Das Seidenflitter des Damenmantels hielt ich sogar an die Wange. Es fühlte sich so weich und kühl an. Einen Moment lang war ich versucht, den Mantel anzuziehen, zur Themse zu gehen und mich ins Wasser zu stürzen – eine Katze in einem sündhaft teuren Sack. Wäre nicht die Ausgangssperre gewesen, ich hätte es wahrscheinlich getan.
Ich schlich wieder zum Wohnzimmer und sah den beiden lange durch den Türspalt zu. Mein Wohnzimmer roch nach Sex. In der Glotze lief Murder Detectives, aber keiner sah zu. Sie waren ziemlich laut. Jasper nannte die Frau eine GEILE ASI-SCHLAMPE. Dann machten sie nur noch ah-ah-ah. Als sie fertig waren, fielen sie beide vornüber aufs Sofa. Jasper keuchte, die Frau war am Kichern. Sie griff nach der Champagnerflasche, die offen auf dem Boden stand, nahm einen langen Schluck und gab sie Jasper weiter. Dann kicherte sie
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