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Lieber Osama

Lieber Osama

Titel: Lieber Osama Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chris Cleave
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Familienvermögen. Leute mit Geld sind nicht wie du und ich. Sie mögen ja höflich zu dir sein, aber komm ihnen zu nahe, dann gehen sie sofort auf Distanz. Versuch in ihren Kreis einzudringen, und sie schließen augenblicklich die Reihen. Die und wir gehören nicht zur selben Spezies. Mach bloß nicht denselben Fehler wie ich. Lass dich nicht mit der besseren Gesellschaft ein.
     
    - Sollen wir noch was trinken? Terence Butcher stand auf.
    - Okay, sagte er. Bleib sitzen. Ich gehe.
    Er trug die leeren Gläser zur Bar, und ich saß da und dachte über Jasper Black und Petra Sutherland nach. Terence hatte 100-prozentig Recht, ich hätte mich nie auf diese Leute einlassen dürfen. Aber das Denken fiel gar nicht so leicht, weil ich mittlerweile kaum noch gerade sitzen konnte und außerdem dringend pieseln musste. Ich stand also auf, nahm meine Handtasche und ging für kleine Mädchen – nicht allzu sicher auf den Beinen.
    Es gab zwei Kabinen, und ich musste natürlich die ohne Schloss nehmen. Scheiße gelaufen, sage ich mal, Osama, obwohl ihr da unten in eurer Weltecke bestimmt ALLAHS WILLEN dafür verantwortlich macht oder so. Jedenfalls geriet ich an die ohne Schloss, und weil ich so dringend pinkeln musste, war’s mir egal, ich zog einfach die Unterhose runter, setzte mich hin und hielt die Klotür mit dem Fuß zu.
    Beim Pieseln dachte über Terence Butchers Worte nach. Über das mit dem Wohnwagen und dem Haarwuscheln und wie die Sonne durchs Fenster scheinen und mein Junge draußen im tiefen Gras Purzelbäume schlagen würde. Mein Junge würde kichern dabei, so glücklich wäre er. Er hätte seine gelben Gummistiefel an. Und wenn er vom Purzelbaumschlagen genug hätte, würden wir spazieren gehen. Er und ich und Terence Butcher. Wir würden lachen, Flieger spielen und uns eine Pfütze suchen, in die mein Junge reinspringen könnte.
    Sofort ging es mir gut. Weil ich mir auf einmal vorstellen konnte, mit Terence Butcher zusammen zu sein. Und meinem Mann flüsterte ich zu: Mach dir keine Sorgen, ich vergeß dich nie. Aber du willst doch auch, das ich wieder jemanden finde, oder? Du willst doch nicht, dass es mich einsam und allein durch die Weltgeschichte bläst wie eine alte Plastiktüte. Ich lächelte erlöst, als würde dort auf dem Klo auch die ganze Leere aus mir rauslaufen. Deshalb blieb ich, als ich fertig war, noch eine Weile sitzen. Ich schloss die Augen und schlang die Arme um mich, weil ich zum ersten Mal keine Angst mehr hatte. Ich lächelte, weil ich zum ersten Mal keine Flammen mehr sah und keine Schreie mehr hörte. Ich lächelte, weil mein Leben nicht mehr leer war, sondern darauf wartete, gefüllt zu werden. Dazwischen ist nämlich ein Unterschied, Osama, und den nennt man HOFFNUNG.
    Aber als ich die Augen wieder aufmachte, verging mir das Lächeln postwendend, denn Jasper Black stand in der Tür. Ich drückte die Beine zusammen und legte die Arme um meine Knie, damit er nichts sehen konnte.
    - He, was soll der Scheiß?
    - Du hast die Tür aufgelassen, sagte Jasper Black. Ich dachte, du brauchst ein bisschen Gesellschaft.
    Er kam in die Kabine, schloss die Tür und lehnte sich dagegen. Dann stand er erst mal nur so da mit seinen 7 Frisuren und seinem dämlichen Grinsen. Auch er war ganz schön wacklig auf den Beinen, er hatte wohl noch mehr getrunken als ich.
    - Mit wem hast du denn die ganze Zeit gesprochen?, sagte er.
    - Mit niemand.
    - Klar, hab ich gehört, sagte er.
    Er zog ein kleines Briefchen aus der Jackentasche und faltete es auseinander.
    - Hier, auch ein bisschen Koks?, fragte er.
    - Nein. Und du gehst jetzt besser, bevor mein Freund nach sieht, wo ich so lange bleibe. Das ist ein kräftiger Bursche. Wenn er dich hier erwischt, macht er Hackfleisch aus dir.
    Jasper hielt sich die Hand unter die Nase und zog sich das Pulver direkt aus dem Briefchen rein. Dann stand er da und musterte mich. Ich glaube, mir war klar, was jetzt geschehen würde, aber ich hatte nicht mal Zeit zu schreien. Alles ging so schnell. Er kam auf mich zu und drückte mir die Hand auf den Mund, ehe ich ihn aufmachen konnte. Ich versuchte aufzustehen, aber er saß bereits auf mir. Sein Gewicht drückte meinen Hintern durch die Klobrille und seinen Schwanz gegen meinen Bauch. Ich bekam kaum noch Luft. Ich schlug ihm ins Gesicht und kratzte ihn, aber das schien ihm nichts auszumachen, denn er lachte nur. Mit der freien Hand fing er an, meinen Hals und meine Titten zu betatschen. Die Art, wie er an meinen Titten rummachte,

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