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Lieber Picasso, wo bleiben meine Harlekine?: Mein Großvater, der Kunsthändler Paul Rosenberg (German Edition)

Lieber Picasso, wo bleiben meine Harlekine?: Mein Großvater, der Kunsthändler Paul Rosenberg (German Edition)

Titel: Lieber Picasso, wo bleiben meine Harlekine?: Mein Großvater, der Kunsthändler Paul Rosenberg (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Sinclair
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und hat mir eine Ausstellung angeboten.« Zwei Tage später, wieder an seinen Sohn: »Ich habe Rosenberg getroffen, der mir bis zur Weißglut zugesetzt hat, es sei unrecht von mir, mich in Vergessenheit geraten zu lassen. Es gebe Namen wie Matisse und Picasso, die etc. etc. Er wolle, dass ich eine Ausstellung bei ihm mache, er stelle mir seine Räume zur Verfügung (…) Er hat mir viele schöne Bilder gezeigt, van Gogh, Corot, Renoir, die gerade erst in den Handel gekommen sind. Er sagte mir, die Malerei sei alles für ihn, er lebe darin.«
    Der erste Vertrag mit Matisse datiert von 1936. Wie bei Braque und Picasso erhielt Paul das Vorkaufsrecht vor den anderen Händlern, Matisse behielt sich eins von vier Bildern für sich selbst vor. Dafür verpflichtete sich Paul, für »200.000 Francs und 5.500 Dollar jährlich« Bilder von ihm zu kaufen.
    Doch zwischen einem Maler und seinem Händler verläuft nicht immer alles idyllisch. Am 22. Januar 1938 gestand Matisse in einem Brief an seinen Sohn Pierre, der in New York lebte und ihn vor einem Exklusivvertrag mit der Galerie Rosenberg gewarnt hatte, er mache sich keine Illusionen über seinen Händler; aber er weiß auch, dass er nicht ohne ihn auskommt: »Was Rosenberg angeht, (…) ich kenne ihn schon lange (…). Besonders als er schmollte, bevor er einen Vertrag mit mir machte. Ich bin nicht aus Gefühlsgründen bei ihm, sondern damit er mir nützlich ist. (…) Zudem ist er mir gegenüber voller Liebenswürdigkeit und vor allem versteht er es, die Malerei zur Geltung zu bringen.«
    Das hatte Picasso schon 1918 begriffen, und wahrscheinlich deshalb machte er Paul ein äußerst seltenes Geschenk.
      1 Paul Rosenberg: »Je suis né …«, Entwurf zu einer Autobiografie, aus dem die Zitate in diesem Kapitel stammen. Familienarchiv
      2 Ein eher akademischer belgischer Maler
      3 Französischer Maler aus der Schule von Barbizon
      4 Familienarchiv
      5 Ebd.
      6 Datum des Putschs von Algier durch einen Teil der französischen Militärs in Algerien, die um die französische Kolonialherrschaft fürchteten. De Gaulle machte ihm durch seine Rückkehr an die Macht ein Ende, nach weiteren sechs Jahren dann auch dem Algerienkrieg. 1964 wurde Algerien in die Unabhängigkeit entlassen. (A.d.Ü.)
      7 Familienarchiv
      8 Beilage der Zeitschrift
Cahiers d’Art
, op. cit.
      9 Die Geschichte der Vase von Soissons gehört zu den Gründungsmythen Frankreichs und soll sich im 5. Jahrhundert nach Christus abgespielt haben. (A.d.Ü.)
    10 Lutezia nannten die Römer das heutige Paris. (A.d.Ü.)
    11 Zitiert nach: Hector Feliciano,
Le Musée disparu, enquête sur le pillage d’œuvres d’art en France par les Nazis,
Austral 1995, wiederaufgelegt bei Gallimard 2009. (dt.:
Das verlorene Museum: vom Kunstraub der Nazis,
Berlin 1998)
    12 René Gimpel,
Journal d’un collectionneur, marchand de tableaux,
Paris 1963
    13
New York Times,
7. Dezember 1953
    14 Familienarchiv
    15 Familienarchiv
    16 Familienarchiv
    17 So der Spitzname, den Picasso meinem Großvater gab.
    18 Jean de la Fontaine,
Sämtliche Fabeln,
dt. von Ernst Dohm und Gustav Fabricius, Düsseldorf und Zürich 2002

MOTHER AND CHILD
    I N VIELEN NACHKRIEGSKATALOGEN firmierte es unter dem amerikanischen Titel
Mother and Child,
aber schließlich erhielt es seinen ursprünglichen Titel zurück,
Portrait de Madame Rosenberg et de sa fille,
und hängt heute im Musée Picasso, am richtigen Platz.
    Das Porträt war ein Geschenk Picassos für seinen neuen Händler anlässlich ihres Vertragsschlusses 1918 in Biarritz. Das Bild ist groß, sehr groß, ein wenig akademisch, im Stil von Ingres oder Renoir gemalt, aber ohne deren Liebreiz. Es stellt meine Großmutter in einem gobelinbezogenen antiken Sessel mit meiner Mutter auf dem Schoß dar, einem dicken Kind in weißem Kleid mit blauen Bändern. Das Bild – über das sich die Kubisten empörten, weil es für sie ein »Verrat« Picassos war – ist eines der wenigen Auftragswerke des Malers und markiert seine Rückkehr zum Klassizismus.
    Ich sah es meine ganze Kindheit hindurch, erst bei meinen Großeltern und dann bei meiner Mutter. Paul hing sehr daran, es war unter den ersten, die er nach dem Krieg zurückforderte. Es heißt, das Bild sei für Göring gestohlen worden, wohl weil es ihn an die alten Meister erinnerte.
    Früher fand ich es ein wenig verächtlich zu konventionell, eine Art Jungfrau mit Kind in einem Henri-II-Sessel. Jetzt betrachte ich es im Musée Picasso, wo

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