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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Sound wurde orchestriert von einem schnellfingrigen DJ, der über der Tanzfläche in einer kleinen, grün verhangenen Box hockte. Keith und ich streiften umher und hielten in diesem Panorama kinetischer Kunst Ausschau nach der rothaarigen Cheryl LeMat. Unsere Schuhe waren klamm und feucht. Die Luft hier war dampfig wie im tropischen Regenwald, aber überall standen schwarze Typen mit schwarzen Baretts und Samtkragen herum, die Hosen in glänzende Doc-Marten-Stiefel gestopft. Schöne Frauen mit weißen Gesichtern und dunkelroten Lippen drapierten sich um sie wie gähnende Leopardinnen. Aber Cheryl LeMat war nicht dabei.
    Eine Stunde später waren wir wieder an der Bar, und Keith wischte sich mit einer Serviette über den feuchten Kopf und seufzte frustriert. Er sah noch jünger aus als sonst, als jetzt Streifen von dunklem, nassen Haar sich auf der breiten, sommersprossigen Stirn kräuselten. Ein paar der Sommersprossen waren dunkler als die übrigen — Schmutz, den der Stadtregen hinterlassen hatte.
    »Scheiße. Scheiße. Scheiße«, sagte er.
    »Durchaus«, sagte ich; behaglich saß ich auf dem Barhocker und genoß die erste warme Welle des Tequila in meinem Gesicht. »Dexter weiß also, daß Tommy seine Tapes kopiert hat. Was ist mit Tony? Hast du ihm von Tony erzählt?«
    »Ja. Na, ein Toter wird ja keine Tapes mehr kopieren, oder? Ich habe Dexter erzählt, daß du einen Deal mit seinem Bruder hast«, sagte er und wischte sich durchs Gesicht.
    »Danke«, sagte ich. »Und ich bin sicher, Tony würde sich gern persönlich bei dir bedanken.«
    »Ich habe dir doch gesagt, sie für mein Tape zu interessieren... vergiß das nicht, mein Tape... das hat mir die Tür geöffnet. Jetzt müssen sie ans Telefon gehen, wenn ich anrufe; es ist ein Kontakt. Überhaupt, du hast gesagt, St. John hat es hingenommen.«
    »Ja, aber ich habe nichts von Tony gesagt. Ich habe gesagt, ich habe einen Deal mit Tommy.«
    »Oh.« Keith bemühte sich, zerknirscht zu gucken. »Sorry«, sagte er.
    »Ich habe ihn gefragt, ob Cheryl LeMat etwas mit Tommy Levi hatte.«
    »Ach?« Jetzt war Keith interessiert.
    »Auf seine spezielle Art hat er mir gesagt, das sei höchst unwahrscheinlich«, sagte ich, und als ich in den Spiegel schaute, sah ich die große Rothaarige Vorbeigehen. Ihr glänzendes Haar hing offen über einer mit Abnähern versehenen Jeansjacke, und eine hochgeschlossene schwarze Lycrahose erstreckte sich von oben bis unten über neiderweckende Beine, die den meisten Frauen bis unter die Schultern gereicht hätten. »Feindliche Agentin auf sechs Uhr«, sagte ich, und Keith drehte den Kopf zur Seite.
    Cheryl LeMat hatte uns den Rücken zugewandt. Sie war zu einer schicken Clique getreten, die an einem großen Tisch in der Nähe des Flügels saß. Sie begrüßten einander wie die Gänse und reckten die Hälse rechts und links an geschminkten Gesichtern vorbei. Keith ließ den Ellbogen von der Theke rutschen und ging hinüber. Kaum hatte er sich vorgestellt, trat sie einen Schritt zurück. Ich sah, wie sie den Kopf schüttelte und sich genervt das Haar aus dem Gesicht strich. Er sagte etwas und zog an ihrem Arm. Sie riß sich los. Das beugte er sich zu ihr und sagte noch etwas, und sie biß sich auf die Lippe und nickte, ehe sie mit ihm an die Bar kam.
    »Hallo«, sagte ich und nahm einen kleinen Schluck von meiner Marguerita.
    Sie warf mir einen finsteren Blick zu und schob sich jenseits von Keith auf einen Barhocker.
    »Was zu trinken?« fragte Keith.
    Sie nickte und wollte einen Southern Comfort mit Eis. Ich nahm noch einen Marguerita, und Keith bezahlte, ohne mit der Wimper zu zucken.
    »Viel kann ich Ihnen nicht erzählen«, sagte sie, nachdem sie an ihrem Glas genippt hatte.
    »Schon gut. Erzählen Sie mir, warum Sie die Zeitung angerufen haben«, sagte Keith. Cheryl hielt den Kopf gesenkt und starrte in ihr Glas. Dann blickte sie zu ihm auf. Ihre großen grünen Augen waren so klar wie mein Tequila mit Zitrone.
    »Sie haben geschrieben, daß Tommy diese Tapes verkauft hätte, bevor er starb. Ich dachte mir, vielleicht stimmt es, vielleicht ist er deshalb gestorben. Ich hatte einfach Angst bekommen, weiter nichts.«
    Sie log. Es war das Funkeln der Herausforderung in ihrem Blick, was sie verriet. Keith ließ sich nicht abspeisen. »Kommen Sie, Cheryl, ich war selbst am Telefon. Es war Ihnen sehr ernst. Was war los? Hatte jemand von Ihnen und Tommy erfahren? War es das? Dachten Sie, Tommy sei Ihretwegen ermordet worden?«
    Sie

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