Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
Vom Netzwerk:
liegen, und ich lehnte mich ebenfalls zurück. Ich war fast wieder eingeschlafen, als er sich mit einiger Anstrengung vorbeugte und mit der unverletzten Hand nach der Teetasse griff. »Autsch... Gott. Nicht zu glauben, daß beim Röntgen keine gebrochenen Rippen gefunden wurden«, sagte er und nahm behutsam einen Schluck.
    Ich rieb mir mit der flachen Hand über die Augen, um den stechenden Schmerz in meinem Kopf zu mildern, und ich fragte mich, ob seine Schmerzen wohl noch schlimmer waren. »Was ist passiert?« fragte ich, ohne ihn richtig anzusehen.
    »Jemand hat mich überfahren.«
    »Was?«
    »Kein Witz. Ich bin Cheryl die Straße hinauf gefolgt. Sie suchte ein Taxi. Sie schaut sich um, fängt an zu rennen. Ich trete vom Gehweg, will über die Straße — und wamm liege ich auf dem Kreuz, verdammt. Das Schwein hat nicht gebremst, nichts gemacht, hat einfach Gas gegeben.«
    »Hast du seine Nummer?«
    Keith sah mich ausdruckslos an. »Komisch, das hat die Polizei auch gefragt. Da liege ich Arsch über Kopf in der Gosse... Glaub mir, alles, was ich gesehen habe, waren Sterne, verflucht.«
    »Vielleicht hatte er getrunken«, meinte ich.
    »Vielleicht.«
    Ich blinzelte ihn an und schützte meine Augen vor dem Licht. »Du solltest nicht hier sein, weißt du. Du gehörst ins Krankenhaus oder nach Hause oder von mir aus zu 'nem Freund.«
    Keith lehnte sich mit einiger Mühe zurück und hielt die Teetasse zwischen den Beinen. Er lächelte, und ein kleiner Blutstropfen erschien wie eine Schweißperle auf seiner Unterlippe. »Es gibt keinen besseren Weg ins Herz eines Mädchens als durch ihre mitleidige Ader, George. Du stehst immer noch auf mich, was?«
    Es mußte stimmen. Männer denken alle fünfzehn Minuten an Sex. Oder waren es fünfzehn Sekunden? Fünfzehn Sekunden. »War sie nicht umwerfend?« fragte er nach einer Weile.
    »Unbedingt. Und sehr intelligent noch dazu.«
    »Du hast nicht mal versucht, sie zu mögen; das war das Problem. Deshalb war sie verschlossen. Du mußt subtiler an solche Sachen herangehen, George.«
    »Wie du, meinst du.«
    »Genau.«
    Beide lagen wir zurückgelehnt auf dem Sofa und hatten die Augen geschlossen. Ich hatte eigentlich nicht die Energie für einen Streit.
    »Glaubst du, Carla hat’s mit ihr getrieben? Ja, ich verstehe, daß Carla ihr ans Höschen wollte... Komm, sag, warst du scharf auf sie? Ich schon. Hätte nichts dagegen, ihr meine Trickkiste zu zeigen. Was glaubst du, hat sie es gern straight, oder wie?«
    Wir klappten beide die Augen auf und schauten einander an. Allmählich bereute ich, daß ich ihm die Tür aufgemacht hatte. Seine Augen schlossen sich wieder, und er lächelte wie ein Irrer, der sicher ist, daß er nicht irre ist.
    »Du bist krank, Keith«, sagte ich, und er streckte seufzend die Hand aus und nahm unter Schmerzen einen Schluck Tee. Als er fertig war, nahm ich ihm die leere Tasse aus den Händen. Die Frage war jetzt, kriegte er mein Bett oder kriegte er das Sofa. »Besser, du schläfst in meinem Zimmer«, sagte ich und stand auf.
    »Mit Vergnügen. Aber ich muß dich warnen: Ich werde nicht in Bestform sein!« Er grinste, und seine Augen waren halb offen.
    »Vergiß es doch mal, Keith. Hör auf mit der Schauspielerei, um Himmels willen. Du erinnerst mich an einen dressierten Seehund.« Ich wandte mich ab.
    Ächzend und grunzend wuchtete er die Beine hoch und streckte sich der Länge nach auf dem Sofa aus. »Das hier genügt vollauf, mein Schatz«, sagte er, nachdem er die Beine qualvoll hatte sinken lassen und die Augen wieder schloß.
    Ich war zu müde zum Streiten. Ich holte eine Ersatzdecke aus dem Schlafzimmer und deckte ihn damit zu. Er schien schon fest zu schlafen, als ich das Licht ausknipste, aber als ich durch die Schlafzimmertür ging, rief er mir nach.
    »Der Wagen war allerdings echt klasse.«
    »Was?«
    »Das Schwein, das mich angefahren hat. Ein grauer BMW 525i. Echt klasse, weißt du.«
    Ja, das wußte ich.

    Obwohl wir bis weit in den Vormittag hinein schliefen, sah Keith nicht besonders gut aus. Seine Augen waren verquollen, und das Handgelenk tat ihm weh. Meine Augen waren auch verquollen.
    »Das ist bloß ’ne Zerrung. Am Knie hab’ ich achtzehn Nähte, aber, Gott, meine Rippen...« Er dehnte erst die eine, dann die andere Seite um einen Millimeter und zog eine schmerzliche Grimasse.
    Ich schob ihm einen Teller zu. »Iß einen Toast.«
    »Was machen wir jetzt?«
    »Du machst gar nichts. Du bleibst hier und schonst dich.«
    »Ich brauche

Weitere Kostenlose Bücher