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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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Keith. Ich vertraue dir nicht, Punkt. Du benutzt die Leute. Du benutzt sie, und sie ist in Schwierigkeiten. Was hast du eigentlich zu ihr gesagt, daß sie überhaupt hergekommen ist?«
    Keith antwortete nicht. Er knallte seinen Drink auf die Theke und stapfte zügig zur Tür hinaus.
    Ich schaute in mein leeres Glas und rief dann den Barmann mit dem trägen Blick herüber. »Akzeptieren Sie irgendeine der namhafteren Kreditkarten?«
    Er grinste. »Dasselbe noch mal?« Er langte nach seinen chromsilbernen Shaker.
    »Warum nicht?« Ich grinste zurück. Zwei Stunden später rief er mir ein Taxi. Keith kam nicht wieder.

Ich hörte die Türklingel. Die grellblauen Leuchtziffern des Digitaluhrradios sagten mir, daß es 4:53 Uhr war, und das Mahlen des Verkehrs, der sich über die Themse hindurch nach Norden und Süden wälzte, hallte unter meinem Fenster über den Matsch. Es regnete noch. Ich hatte einen trockenen Mund, und mein Kopf fühlte sich an, als sei er vierzig Pfund schwer. In meinem Mund klebten Häutchen an den Zähnen, und ich drehte mich auf den Rücken und zog mir die Decke übers Gesicht. Ein böser Mond stand am Himmel. Es klingelte wieder.
    Die Tür war ziemlich stark. Zwei Zoll dick und stahlverstärkt, verschlossen und verriegelt, mit Ketten und Nieten am Mauerwerk befestigt. Wer immer da draußen war, würde die Feuerwehr rufen müssen, wenn er herein wollte. Verflucht, vielleicht sogar die Ledernacken. Es klingelte wieder. Kein Getrommel an der Tür. Bloß dieses bange Drücken auf den Klingelknopf. Es machte mich nervös. Ich lag da und versuchte, die Augen aufzukriegen. Licht würde ich nicht anmachen. Ich würde mich nur zur Tür schleppen und durch den Spion gucken. Im Flur draußen würde Licht brennen. Das wäre okay. Ja, das konnte ich machen.
    Leise glitt ich aus dem Bett und kroch auf Händen und Knien durch das Schlafzimmer ins vordere Zimmer, das im Dunkeln zu schaukeln schien. Am Türrahmen hangelte ich mich hoch. Der Tequila, der meinem Leben noch vor wenigen Stunden ein wenig Glitzerglanz verliehen hatte, lag mir jetzt sauer im Magen. Auf Zehenspitzen ging ich zur Wohnungstür und versuchte, überhaupt nicht zu atmen, als ich ein Auge an den Spion schob und hinausspähte. Es war schwer, ruhig stehenzubleiben. Meine Stirn war so schwer und verstopft, daß ich kaum die Augen offenhalten konnte.
    Keith stand dicht vor der Tür; ein Arm lehnte neben dem Klingelknopf am Türrahmen. Nach ungefähr dreißig Sekunden trat er zurück. Jetzt konnte ich seinen anderen Arm sehen. Er hatte einen Verband ums Handgelenk. Seine Anzugjacke hing schief, und seine Hose hatte einen Riß, durch den ein weißer Knieverband blitzte. Er blickte den Flur entlang und wandte sich ab, um wegzugehen. Als er hörte, wie die Riegel beiseitegeschoben wurden, kam er hastig zurückgehinkt.
    »Danke... Entschuldige«, sagte er und humpelte an mir vorbei, während ich die Tür wieder verriegelte.
    »Hast du das Mädchen denn gekriegt? Oder hat sie dich gekriegt?« murmelte ich und wanderte benommen in die Küche, um drei Glas Wasser zu trinken. Er antwortete nicht. Ich schob den Kopf um die Tür; er hatte sich auf mein Sofa fallenlassen, das eine Bein angewinkelt, das andere steif ausgestreckt. Er war bleich wie ein Hühnerei, und das nasse Haar klebte ihm wie Gras am Kopf. »Tee oder Kaffee?« fragte ich müde; ich dachte mir, mit soviel Gastfreundschaft würde ich schon noch fertig werden. Aber er gab keine Antwort. »Keith!«
    Ich ging zu ihm, und er klappte die Augen auf. Im linken Augapfel, dicht neben der blauen Iris, war ein blutiger roter Klecks. Dunkle Schatten saßen unter den Augen, und seine Unterlippe war geschwollen und verschrammt, und sie glänzte wie eine zerdrückte Pflaume. Er roch nach Pilzen. »Tee«, sagte er und machte die Augen wieder zu.
    Als ich zurückkam, lag sein Kopf schwer auf der Seite. Er rührte sich nicht, als ich mich neben ihn setzte und die Tassen auf den Tisch stellte.
    »Keith? Keith?« Ich rüttelte ihn sacht an der Schulter. »Trink das, wenn du kannst. Es ist Tee. Heiß.« Er antwortete nicht, und leise Besorgnis durchzuckte mich. »Keith? Soll ich einen Arzt rufen? Keith?«
    Er hob den Kopf und schüttelte ihn, und mit einiger Mühe hob er die Hand. Er wollte keinen Arzt. Er versuchte, etwas zu sagen, aber seine Lippen klebten zusammen, als er den Mund öffnen wollte. Seine Stimme klang trocken und müde. »Warte einen Moment.«
    Er blieb noch ein Weilchen mit geschlossenen Augen

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