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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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nach Hause.«
    Ich stand an der Ecke bei der Ampel und wartete, bis Tony mit seinem Wagen nach vorn kam. Ich wußte, was für einen Wagen er fahren würde, ehe er kam. Fraglich waren nur Größe und Farbe. Er würde sich einen schnörkellosen Klassewagen aussuchen, ohne schrille Extras. Da war er. Ein gestreckter, grauer, haifischgesichtiger BMW 525i, der Gucci-Slipper unter den Kraftfahrzeugen. Aber vollendete Maschine hin und her, mir gefiel nicht, wie Tony damit umging. Die Wut beeinflußte seine Fahrweise. Wir bremsten zu hart vor der roten Ampel und jagten zwischen zwei Fahrspuren über die verkehrsreiche Mile End Road nach Bow, bis ich merkte, daß mein Kater wirklich nur eine kurze Nachmittagspause eingelegt hatte. Er war wütend wegen des Berichts, aber ich wette, er war auch nicht gerade entzückt darüber, daß er mir gegenüber einen Fehler hatte eingestehen müssen.
    »Hören Sie, lassen Sie mich hier raus. Ich kann ein Taxi nehmen.« Ich klammerte mich an die Armlehne.
    Er warf einen Blick in den Spiegel, schaltete und überholte das Taxi, das ich mir ausgeguckt hatte. Dann trat er das Gaspedal durch. Mein Hinterkopf wurde an die Kopfstütze gedrückt. »Ich habe gesagt, ich bringe Sie nach Hause. Ich möchte sicher sein, daß Sie hineingehen und abschließen.«
    »Sie haben einen sehr beruhigenden Einfluß auf mich, habe ich Ihnen das schon gesagt? Was ist mit dem Pub?«
    »Trace macht auf.«
    Wir sprachen nicht mehr, bis er in die Lücke auf dem Parkplatz vor meinem Block einbog. Wir stiegen beide aus, und er schloß den Wagen ab.
    »Hören Sie, den können Sie hier nicht stehenlassen. Ich komme schon zurecht«, sagte ich, aber er ging einfach um mich herum und faßte meinen Ellbogen mit fester Hand.
    »Der ist versichert. Jetzt kommen Sie.«
    Ohne ein weiteres Wort ging er flott los und führte mich hinauf. Dann mußte ich an der offenen Wohnungstür warten, während er drinnen umherging und alle Lampen anknipste. Zur Abwechslung sah die Wohnung einmal nicht so aus, als sei Hurrikan Hugo hindurchgefegt. Normalerweise war es mir völlig schnuppe, wie sie aussah oder wer sie sah, aber heute abend gefiel mir die Ordnung, und es gefiel mir zu sehen, wie jemand hindurchging, ohne die Nase zu rümpfen. Ein kleines rotes Licht blinkte an meinem Anrufbeantworter. Ich ging hin, spulte das Band zurück und drückte auf »Play«.
    »Piep. Hallo, hier ist Dav... Keith. Ich wette, ich habe dir gefehlt. Hör mal, ich hab versucht, ein Interview mit Cheryl LeMat zu kriegen. Niete. Da steckt was dahinter. Ruf mich an.
    Piep. St. John. Dexter sagt, du hast ein Tape, an dem wir interessiert sein könnten. Ruf mich lieber an.
    Piep. Hier spricht Christian Dexter; es ist siebzehn Uhr, Freitag, 8. Dezember. Ich glaube, Sie besitzen eine frühe Bandaufnahme von Carla Blue. Versuchen Sie nicht, sie zu verkaufen. Bitte rufen Sie nach neunzehn Uhr dreißig bei Ghea an; die Nummer ist Haslemere 2879.«
    Tony stand mit verschränkten Armen mitten im Zimmer, und ich machte meine Tasche auf, um mir eine Zigarette herauszuwühlen. Es wurde Zeit, nachzudenken. Ich war froh, daß ich Tony von Cherly LeMat erzählt hatte, nachdem er nun Keiths Message gehört hatte. Aber Keith mußte St. John und Dexter von dem Tape erzählt haben, und ich begriff nicht, weshalb. Worauf wollte er hinaus?
    »Dieser Dexter wird jetzt todsicher einen Zusammenhang herstellen, was?« meinte Tony.
    Ich warf meine Tasche in einen Sessel, ging zum Sofa und setzte mich. Zur Abwechslung folgte Tony mir jetzt auf dem Fuß und gab Erklärungen ab.
    »Erstens. Er hat den Report zurückgekriegt, und die Kopien mit meinem Namen drauf, und er hat die Fotos von seiner Frau. Zweitens. Er hat die Tapes. Von diesem Pinsel Keith erfährt er, daß eins davon Ihr Tape ist, und er weiß, daß Sie es kopieren lassen, und von wem. Drittens. Er weiß jetzt, daß wir es wissen. Um das rauszukriegen, braucht man kein Abitur.«
    Ich blies Rauch durchs Zimmer. Tony stand immer noch mit verschränkten Armen da. Er sah mich an und fragte sich, weshalb ich noch nichts gesagt hatte. Vielleicht dachte er, ich hätte Angst; aber ich war bloß müde. Ich hatte keine Lust mehr, wachsam zu sein. Es war keiner da, dem ich trauen konnte. Nicht Keith. Nicht St. John. Nicht Dexter. Und Tony? Er hatte mit mir gespielt wie ein Angler mit einem Fisch, um zu sehen, ob ich anbeißen würde. Ich war zu dem Schluß gekommen, daß er die ganze Zeit Bescheid gewußt hatte. Er hatte etwas über Carlas

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