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Lieber tot als vergessen

Lieber tot als vergessen

Titel: Lieber tot als vergessen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Denise Danks
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fragte ich.
    »Wieso wollten sie es zurückhaben?«
    Ich zuckte die Achseln. Das Nachdenken fiel mir schwer.
    »Na, hör dir folgendes an... Als Johnny Waits starb, war sein alter Hit >Cover Me (I Want Your Love) < — den wir gesampelt haben — acht Wochen auf Nummer eins. Seine All-Time-Bestseller-LP Here’s Johnny!, die zum erstenmal in diesem Jahr aus den Top Hundred herausgefallen war, kam wieder in die Top Twenty. Nur durch seinen Tod kam er also auf fünfzehntausend zusätzlich verkaufte Exemplare pro Woche. Carla hatte natürlich auch solches Glück. Ich weiß das, weil Mick und ich zur Abwechslung auch mal Glück hatten. >Why doncha (cover me...)?< kehrte sofort wieder zurück in die Charts, und zwar mit der Single von ihrem ersten Album. >A Night Drive<; sie verkauften beide zehntausend Exemplare in einer Woche. Die Ghea hat an Waits’ Tod ein Vermögen verdient. Und Ghea und St. John machen das gleiche mit Carla, vor allem, wenn ihr Vertrag weiterläuft. Ich habe mich mit Mike Dome unterhalten: Gheas neuer Vertrag mit den Dudes...«
    »Fällt nicht an den Nachlaß zurück.«
    »So ist es. Und wer war bei Waits und bei Carla, als sie starben?«
    »Dexter.«
    »So ist es.«
    Das alles zu verdauen, war in meinem geschwächten Zustand ein bißchen viel. Ich mußte bedenken, daß Keith von dem Schlag auf den Kopf Halluzinationen haben konnte.
    Er zog an seiner Zigarette und redete dann schnell und aufgeregt weiter. »Cheryl LeMat weiß, wer dahintersteckt. Sie hat sich gestern abend in die Hose geschissen. Wir wissen, daß Dexter und St. John dabei gewinnen. Nehmen wir mal an, Dexter hätte Carla und Waits umgebracht. Jetzt wissen wir, daß jemand diesen Report von Tommy zurückhaben wollte und alles andere, was er genommen hatte. Und ihr Mann war es nicht. Das hat sie gesagt. Wer ist es also? Es muß St. John sein. Das Zeug wurde aus seiner Wohnung geklaut. Verstehst du? Darum ging’s gestern abend. Sie denkt... sie weiß, daß St. John Tommy umgebracht hat. Ich weiß, daß sie es weiß. Als sie mich anrief, war sie wirklich durcheinander. Ich meine — wirklich. Sie dachte nicht mehr nach. Aber dann hielt sie die Klappe, weil sie anfing, sich zu fragen, was er wohl tun würde, wenn er herausfände, daß sie versucht hatte, es jemandem zu erzählen. Gestern abend hat sie gekniffen, weil sie Angst hatte. Ich meine, du kennst den Typen — hättest du da keine? Sie weiß, was in dem Bericht steht. Sie hat ihn Tommy gegeben, oder er hat ihn geklaut, als er bei ihr war. Jetzt hat sie Angst, denn wenn St. John Tommy umgebracht hat und die Sachen wiederhat, dann muß er wissen, daß sie an dem ganzen Schlamassel schuld war und daß sie ihn hintergangen hat. Und wenn dieser Bericht zeigt, wie profitabel ein Todesfall in diesem Geschäft sein kann, dann werden er und Dexter nicht wollen, daß jemand anders das sieht. Das ist die Story. Ich wette mein Leben darauf.«
    »Woher kennt sie Tommy?«
    »Er ist ’n Dealer. Sie ist ’n Junkie. Vielleicht hat er sich in Naturalien bezahlen lassen. Vielleicht wollte sie sich auch nur ein bißchen mit ihm amüsieren.«
    Oh ja. Arme Cheryl. Ich dachte an sie, wie sie auf der Party zwischen Dexter und St. John gestanden und das Glas in den Fingern gedreht hatte. St. John hatte sie vorgestellt, nicht Dexter, und am Telefon hatte er meine Vermutung über sie und Tommy gar nicht gern gehört. Mir war nicht klar gewesen, wie nah ich dran gewesen war. Sie war schön und kaputt. Am glücklichsten war sie mit Heroin im Leib und mit Lederfesseln auf der nackten Haut. Wie konnte eine, die so schön war, dermaßen verlieren? Aber wieso nicht? Je schöner, je talentierter, desto verletzlicher, dann jeder kann sehen, was sie zu verlieren hat. Arme Carla. Wie sie selbst gesagt hatte, der Tod war ein Karrieresprung in dieser Branche. Keith konnte recht haben. Ich umklammerte meine Stirn mit einer Hand. Mein Gehirn schwappte mir im Schädel herum wie Wasser in einem Schiffseimer, und meine Kehle zog sich wieder zusammen und quetschte mir die Zungenwurzel. Keith nahm noch einen letzten langen Zug von seinem Zigarettenstummel und verzog schmerzlich das Gesicht, als das Ding an seiner Lippe klebenblieb. Ich sagte nichts, sondern stand nur müde auf, um ihm ein Papiertaschentuch zu holen, als er behutsam das quellende Blut an seinem Mund betupfte.
    »Was meinst du?« sagte er und sah zu mir auf.
    Ich zuckte die Achseln. »Man kann doch nicht planen, wie der Tod eines Stars auf die Leute wirken

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