LIEBES ABENTEUER
mehr gekommen, nachdem ich all das Geschirr abgespült hatte. Ich habe mich so eingeweicht und sauber gefühlt.«
»Du hast noch mehr Geschirr gespült?«
»Schau mal.« Ich halte ihm meine Hände hin und hoffe auf sein Mitleid. Er nimmt meine Hand und küsst mich sanft auf die Handfläche. Ob ich wohl je wieder atmen kann?
Er schüttelt den Kopf. »Schluss mit Spülhänden! Komm mit.« Er führt mich einen langen Gang entlang, auf dem nur gelegentlich eine Schwester zu sehen ist. Wir huschen in einen Raum, und Kevin holt eine Tube Nivea aus einem Schrank. Er drückt ein wenig davon in meine Handfläche und fängt an, sie sanft einzureiben, während er mir ab und zu einen Handkuss gibt. Das Ganze ist viel zu intim für meinen Geschmack, und ich entziehe ihm meine Hand und reibe die Creme selbst ein.
»Danke«, sage ich leise.
Er nimmt meine Hand, und wir gehen zum Ausgang, als ich die wendige kleine Krankenschwester mit der Bibel sehe, Kendra. Diesmal hat sie keine Bibel unter dem Arm und bleibt vor uns stehen.
»Geht ihr essen?«, fragt Kendra.
»Ich habe heute keine Bereitschaft. Erinnerst du dich noch an Ashley?«, fragt Kevin.
Kendra nickt nur und ist offensichtlich immer noch nicht bereit, mich direkt anzusprechen. So muss das wohl sein, wenn man einen Adonis zum Freund hat. Und das macht keinen Spaß. Bei Seth konnte man wenigstens sicher sein, dass die Frauen sich nicht um ihn scharten, um seine Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Obwohl das vielleicht auch nicht ganz stimmt, denn Arin hatte ihre eigene Methode, seine Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Ich werde die Frauen nie verstehen, die sich an die Männer anderer Frauen heranmachen. Selbst wenn man »gewinnt«, muss man dann nicht immer in der Angst leben, dass eines Tages eine Jüngere und Schönere daherkommt?
»Kendra, richtig?«, sage ich und strecke ihr meine frisch eingecremte Hand hin.
»Amüsiert euch schön beim Essen«, sagt Kendra, ohne meine Hand zu schütteln, und entfernt sich.
»Wenn ich hier mit meiner Anwesenheit irgendwie im Weg bin, dann will ich nicht...«
»Du bist überhaupt nicht im Weg. Kendra will einen Arzt heiraten. In jedem Krankenhaus gibt es eine Menge solcher Frauen. Ich bin im Moment eben das Frischfleisch hier.«
Ich muss laut lachen. »Frischfleisch?«
»Ja, das Filet Mignon«, sagt er augenzwinkernd. »Nicht der übliche Hamburger.«
»Wo habt ihr Männer nur immer euer Selbstbewusstsein her? Kann ich auch was davon abhaben?«
»Selbstbewusstsein für eine Anwältin? Das ist ein ganz neuartiger Gedanke.«
Ich verschränke die Arme. »Willst du dich jetzt über Anwälte lustig machen?«
»Ich könnte jetzt behaupten, du hast nur deshalb zum Krankenhaus gefunden, weil du einem Krankenwagen hinterhergefahren bist, aber das tue ich nicht.«
»Du bist furchtbar, richtig furchtbar. Gib bloß nie deinen Job auf, denn als Komiker hättest du keine Chance.«
»Tatsächlich? Ausgerechnet du, die Liebling, hältst du mal die Axt zum x-ten Mal anschaut, willst mir erzählen, was Humor ist?«
»Wer hat dir das verraten?«
»Kay. Ich habe sie angerufen, weil ich dich gesucht habe.«
»Mach dich jetzt ja nicht über diesen Film lustig, sonst ist Sense zwischen uns. Ich vertraue niemandem, der nicht mindestens zwei Sätze aus diesem Film zitieren kann.«
»Ich kann aus der Szene mit Harriet zitieren und aus der Szene mit der Orange.«
Ich falle Kevin um den Hals. »Dann hast du eindeutig eine Chance.«
Er legt seine Arme um mich und sieht mir in die Augen. So starke Gefühle sind nie gut. Man verliert die Kontrolle, und ich will niemals die Kontrolle verlieren. Aber als Kevin sich über mich beugt, um mich zu küssen, spüre ich meine Füße nicht mehr und weiß, dass jeder Widerstand zwecklos ist.
Er ist zu schön, um wahr zu sein, sage ich zu mir selbst. Zu schön, um wahr zu sein. Denk an deinen Hund. Denk an deine Lebenserwartung. Aber ich verliere mich in seinem Kuss, und die Tatsachen kümmern mich nicht. Als ich anfange zu kichern, weicht Kevin zurück. »Erinnerst du dich an die Szene, in der seine Mutter sagt, die Wochenschau sei voller Fakten? Das sind die Fakten«, sage ich mit meinem besten schottischen Akzent.
»Ist dir klar, dass sie eines Tages kommen und dich holen werden? Und weißt du, dass meine Familie nie etwas von Mike Myers gehört hat?«
Ich kichere immer noch. »Wofür wirst du dich dann entscheiden, Kevin? Mensa? Den Country Club? Oder den pubertären Humor und die nie endenden
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