LIEBES ABENTEUER
Ohr herum, als könnte ich das Gesagte vielleicht rückgängig machen. »Tut mir leid. Das geht mich nichts an. Ich hatte ein paar schlechte Tage. Ich bin in meinem Büro, wenn Sie mich brauchen, um die neuesten Verträge zu besprechen.«
»Warten Sie.«
Ich drehe mich um, sehe Hans in die Augen und spüre, wie mir eine Träne über die linke Wange läuft und dann noch eine über die rechte. So wahr ich hier stehe, ich weiß, dass Sophia kein bisschen anders ist als ich. Sie muss ihr Leben weiterleben und hat keine Alternative. Ich habe wenigstens noch meine Selbstachtung.
Hans hebt die Hände hoch, die Handflächen nach oben gekehrt. »Sie haben mir doch gesagt, ich soll sie nach Hause schicken, oder nicht?«
Ich starre ihn an. »Ich hatte nicht damit gerechnet, dass Sie auf mich hören würden. Warum sollten Sie auf mich hören? Außerdem ist sie ein Mensch, Hans. Ich meinte, Sie sollen ihr sagen, dass Sie nicht Vorhaben, sie zu heiraten. Lassen Sie sie noch einmal von vorne anfangen und keine Zeit mehr verschwenden. Ich habe nicht gemeint, dass Sie ihr eine Überfahrt auf der Titanic buchen sollen.«
»Genau das habe ich vor. Ehrlich mit ihr sein. Das haben Sie gesagt, und ehrlich mit ihr sein heißt, sie nach Hause zu schicken.«
»Ehrlichkeit nimmt noch einmal eine ganz andere Bedeutung an, wenn sie auf das Flugticket starrt, das Sie ihr hinhalten. Ihr bleibt keine Wahl mehr. Sie haben also vor, ihr zu sagen, dass es aus ist, einfach so, und sie dann wegzuschicken?«
Hans lehnt sich in seinem Stuhl zurück, legt die Füße auf den Schreibtisch und betrachtet mich wie ein Psychologe. Er kann meine Tränen sehen, will mich aber nicht darauf ansprechen. Warum auch? »Der Vorstand hat Ihrer Beförderung gestern Abend auf der Sitzung zugestimmt. Gratulation.« Er steht auf und schüttelt mir die Hand.
Ich bin wie benommen. Ich weiß nicht, wie ich reagieren soll, ich weiß nur, dass ich in Gedanken nicht bei dieser angeblichen Beförderung bin.
»Männer sind widerwärtig«, höre ich mich selbst sagen.
»Haben Sie gehört, was ich gesagt habe? Über die Beförderung, meine ich.«
Ich nicke. »Macht es Ihnen gar nichts aus, dass Sophia Sie liebt?«
»Ich liebe sie nicht. Das hat sie schon immer gewusst.« Er rückt einige Akten auf seinem Schreibtisch zurecht. »Sie hat eine Bleibe gebraucht, und ich hatte eine Freundin. Aber es ist aus. Meine Frau lebt ihr Leben, und ich werde das Gleiche tun.«
Ich schüttle den Kopf und lehne mich an die Wand.
»Brauchen Sie einen freien Tag, Ashley? Sie scheinen sich ziemliche Sorgen um mein Liebesieben zu machen, obwohl Sie gerade zu Ihrem Traumjob befördert worden sind.«
Ich spüre, wie mein Kopf nickt. »Ich glaube, ich brauche einen freien Tag. Ich habe einen Zuckerkater.«
»Einen was?«
Ich winke nur abweisend mit der Hand. »Ach nichts. Das verstehen Sie nicht.« Dann wage ich den Sprung von der Klippe, auf der ich schon so lange balanciere, und lasse alle Armseligkeit hinter mir. »Sophia hat etwas Besseres verdient. Ich habe etwas Besseres verdient.«
»Machen Sie heute Nachmittag frei. In diesem Zustand nützen Sie mir ohnehin nichts.«
Ich nicke. Ich gehe zurück in mein Büro, hole mir die Sachen, die zu erledigen sind, und stopfe alles in meine Aktentasche. Dabei fällt Breas Geschenkgutschein heraus, und plötzlich klingt das mit der Regenwald-Anwendung gar nicht mehr so lächerlich. Ich rufe im Provence an, und es ist kaum zu glauben, aber sie haben tatsächlich Zeit für mich. Ein Hoch auf die Wirtschaftskrise! Es ist ewig her, seit ich das letzte Mal in einem Wellnesscenter war, und ich fühle mich so ausgezehrt. Es gibt nichts Besseres, als mit Cremes aus Naturprodukten verwöhnt zu werden und faul herumzuliegen, um zu vergessen, dass ich ein Loser bin. Mit ganz großem L.
22
Bilanz zu ziehen in meinem Leben ist, als ob man lauter negative Zahlen addiert, und ich war nie besonders gut in Mathe. Ich habe die Hälfte eines Hauses gekauft, aber es ist zurzeit in Einzelteile zerlegt und hat ein Badezimmer weniger, und zwar genau das Badezimmer, das ich gekauft habe. Ja, ich bin befördert worden, aber ich bin eigentlich eher der Seelenklempner meines Chefs als seine Angestellte. Und was noch schlimmer ist, er wird allmählich meiner. Ich hatte einen Freund, aber ein armes und schmutziges Entwicklungsland hat ihn mir entlockt. Wenigstens liebt mein Hund mich noch, und ich bin immer noch Vollmitglied im Club der ewigen Singles.
Ich starre auf
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