LIEBES ABENTEUER
hübsche Inderin.« Oder Arin.
»Mit Ihnen hat er die Chance seines Lebens verpasst. Sein Vater und ich wissen das sehr wohl, meine Liebe, aber Gottes Wille geschehe.«
»Danke.« Das Wissen, dass man einen guten Eindruck auf die Eltern gemacht hat, ist so beruhigend. Das Gefühl, dass sie einen jederzeit willkommen heißen würden, sollte sich die Gelegenheit bieten. Es ist tröstlich zu wissen, dass diese sanftmütige Frau denkt, ich sei gut genug, um ihren Sohn zu heiraten. Und ich musste nicht einmal einen IQ:Test machen. Wir verabschieden uns, und ich wähle Breas Nummer.
»Hallo?« Brea klingt verzweifelt.
»Langweilst du dich?«
»Du hast ja keine Ahnung. Wusstest du, dass bei All My Children immer noch die gleichen Folgen laufen wie damals, als wir noch in der Schule waren? Und ich dachte immer, wir seien Langweiler. Aber Erica sieht immer noch so umwerfend aus wie damals.«
»Sie tut mir leid. Aber in Wirklichkeit ist sie inzwischen verheiratet. Und sie hat ein Milliardengeschäft im Internet mit diesem Lieferservice. Also tut sie mir, glaube ich, doch nicht so leid.«
»Erinnerst du dich noch an Edmund?« Brea seufzt sehnsüchtig. Alk Männer, von denen sie je spricht, sehen aus wie John. »Uuh! Warte mal kurz. Weißt du was, Ash? Wenn ich zu so einem Schönheitschirurgen gehen könnte, wäre ich auch im Fernsehen. Sie sehen einfach sagenhaft aus. Wo bist du? Schalt mal kurz den Fernseher ein auf Kanal 7.«
»Ich sitze im Auto.«
Sie ist einen Moment lang still. »Wolltest du mir etwas sagen?«
»Dann verpasse ich ja die Zusammenfassung der morgendlichen Serien. Erzähl. Mein Leben ist nicht zu vergleichen mit diesen Soaps.«
»Dazu kann ich nichts sagen. Was macht dein Chef?«
»Komisch, dass du ausgerechnet danach fragst. Er schickt seine Freundin zurück nach Italien. Die internationale Beziehung ist beendet.«
»Hattest du etwas damit zu tun?« Hmm. Wie würde ein Politiker diese Frage jetzt beantworten?
»Ich wünschte, es wäre nicht so.« Ich rutsche ein Stück tiefer in meinen ledernen Fahrersitz. »Warum hören andere überhaupt auf mich? Ich kriege doch nicht einmal mein eigenes Leben auf die Reihe, und andere befolgen meine Ratschläge, als ob ich Dr. Sommer wäre. Würdest du auf einen Rat von jemandem hören, der nicht einmal einen Hund halten kann?«
»Ja. Du siehst immer das ganze Bild, Ash. Deshalb vertrauen die Menschen dir.«
»Ich sehe das ganze Bild?« Ich muss lachen. »Brea, selbst wenn es Malen nach Zahlen auf einer zehn mal zehn Zentimeter großen Leinwand wäre, könnte ich nicht das ganze Bild erkennen. Das kann ich dir beweisen.« Ich räuspere mich. »Seth ist heute nach Indien geflogen. Für immer. Ohne mich.«
Ich höre, wie der Fernseher ausgeht. »Du wusstest, dass er das tun würde.«
»Ja, ich wusste es.«
»Kevin war vorhin da und hat mir wieder Eis gebracht. Und du trauerst Seth hinterher. Warum?«
»Weil ich die Sorte Mensch bin, für die das Glas absolut leer ist und ein Loch im Boden hat. Lass mich ein bisschen in Selbstmitleid schwelgen, ja?«
»Vielleicht passieren mit dieser Einstellung erst recht negative Dinge.«
»Mag sein.« Ich schaue auf die Uhr und trete aufs Gas, um noch bei Gelb über eine Ampel zu kommen. Meine Regenwald- Anwendung wartet. »Ich nehme mir heute frei und löse den Gutschein ein, den du mir geschenkt hast. Hans hat mich zum Chefsyndikus befördert.«
»Im Gegenzug wofür?«
»Und du wirfst mir vor, ich sei negativ eingestellt? Was glaubst du? Meinst du, ich hätte mich plötzlich in ein liederliches, ehrgeiziges Weib verwandelt?«
»Nein, ich denke nur, dass du die ersten Wochen sehr hart gearbeitet und nie einen Tag frei gehabt hast«, erwidert Brea begeistert. »Du hast harte Arbeit, totale Hingabe und felsenfeste Patente geliefert. Wenn alle anderen versagt haben, warst du noch da. Du warst in Taiwan. Du warst in Seattle. Du warst...«
»Bist du fertig?«, frage ich.
»Entschuldigung. Ich bin mir sicher, dass das die Sekretärinnen auch denken. Ich freue mich für dich, allerdings nicht wirklich, weil ich es leid bin, dass du immer befördert wirst und so viel arbeiten musst, dass du keine Zeit hast, anständige Männer kennen zu lernen. Es ist wie auf einem Laufband, nur dass man davon nicht schlanker wird. Ich dachte, du und Seth, ihr hättet eine Chance, weil er genauso ein Arbeitstier ist wie du.«
»Ich bin jetzt beim Provence.« Ich bekomme einen Parkplatz direkt vor dem Eingang. Wieder ein Vorteil der
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