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LIEBES ABENTEUER

LIEBES ABENTEUER

Titel: LIEBES ABENTEUER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Billerbeck
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weiter, »und beru’igt die Nerven.« Aha, dann nur drauf damit!
    Sie reibt es ein, und dann spüre ich wieder etwas tropfen. »Das ist Rosmarinöl.« Ich rieche wie Hähnchen. »Das unterstützt das Immunsystem und fördert das ’aarwachstum.« Das Zeug hätte ich nach meinem letzten Friseurbesuch gebraucht.
    Mein Rücken fängt ein kleines bisschen an zu brennen. »Können Sie das abwischen? Es brennt ein wenig.«
    Sie massiert weiter. Scheinbar hat sie von Aromatherapie mehr Ahnung als von Englisch. »Das ’ier wird ’elfen«, sagt sie schließlich. »Das ist Oreganoöl.« Jetzt rieche ich wie italienisches Hähnchen. »Das sorgt für Ausgeglischen’eit und reinigt die Bronschien.«
    »Allmählich tut es aber richtig weh. Haben Sie auch etwas Sanfteres?«
    »Eukalyptusöl. Es ’ilft besser konzentrieren und schärft das Bewusstsein.«
    Ich drehe mich um und sehe, dass sie diesen Quatsch von den Flaschen abliest. Aromatherapie für Anfänger, steht da wahrscheinlich drauf. Mein Rücken ist inzwischen recht empfindlich, als ob ich einen üblen Sonnenbrand hätte.
    »Autsch, das brennt!« Ich springe mitsamt dem Handtuch auf, und meine Stimme klingt ungewöhnlich schrill. »Machen Sie das weg!«
    Aber Isabella steht nur da mit noch mehr Flaschen, Tiegeln und Tinkturen, um mir die Haut vom Körper zu ätzen.
    »Wo ist die Dusche?«
    »Wenn Sie duschen, könnte das zu einer Reaktion der Öle mit Ihrer Haut führen.« Seltsam. Ihr Akzent ist auf einmal vollkommen verschwunden.
    »Wie kriege ich das Zeug wieder ab?«, frage ich und zappele dabei wie ein Fisch an der Angel. Ich reibe mich mit dem Handtuch, aber je mehr ich reibe, desto mehr brennt es. »Bitte. Bitte machen Sie das weg.«
    »Legen Sie sich hin«, sagt sie. »Sie haben wohl empfindliche Haut. Warum haben Sie mir das nicht gesagt?«
    »Ach, ist das jetzt mein Fehler? Ich habe ja nicht gewusst, dass Sie mich marinieren und in Kräuter einlegen!«
    Gut, das war jetzt keine besonders christliche Reaktion, aber es tut weh! Das ist definitiv nicht, was mit Leiden um des Glaubens willen gemeint ist. Ich schaue zu den Töpfen und Tiegeln im Regal und suche nach etwas, das aussieht, als würde es den Schmerz lindern. Dann entdecke ich ein Gurkengemisch, das cremig aussieht, und klatsche es mir auf den Rücken. »Oh.« Ich schnappe nach Luft. Es fühlt sich an, als hätte ich mir Eis auf meinen brennenden Rücken getan. »Machen Sie das drauf, bitte!«
    Isabella reibt mich damit ein und wischt mir dann den Rücken mit einem Handtuch ab. Es ist mir egal, dass meine Haut sich anfühlt, als würde sie sich jeden Moment auflösen. Sobald das Brennen nachgelassen hat, ziehe ich mich an. Ich halte ihr die Flasche mit dem Eukalyptusöl hin. »Sehen Sie, da steht, sparsam anwenden oder als Badezusatz.«
    »Es ist reines Öl. Es reinigt den Körper.«
    »Es schält den Körper, Isabella. Wie eine Pellkartoffel.« Arme Isabella. Ihr Gesicht ist angstverzerrt. Mir wird bewusst, dass ich Geburtswehen niemals aushalten würde. Ich halte ja nicht einmal eine Aromamassage aus. »Tut mir leid. Ich hatte nur nicht mit so etwas gerechnet. Ich glaube, ich habe tatsächlich empfindliche Haut.«
    »Bitte sagen Sie meinem Chef nichts. Ich brauche diesen Job«, sagt sie, diesmal wieder in akzentfreiem Englisch.
    Ich schaue sie an und fange an zu lachen. »Bitte erzählen Sie meiner besten Freundin nicht, dass ich mich nicht entspannen konnte.« Ich schaue über die Schulter auf meinen Rücken, der so rot ist wie ein frisch zubereiteter Hummer. »Auf jeden Fall fühle ich mich gereinigt. Wir haben soeben die Seth-Essenz abgewaschen, und das ist gut.«
    Sie schaut mich an, als wäre ich vollkommen durchgeknallt. Wahrscheinlich hat sie nicht jeden Tag Kunden, die so einen Affentanz aufführen während der Regenwald-Therapie.

23
    Es ist Thanksgiving, und ich habe Hunderte von Dingen, für die ich dankbar sein kann: Ich bin mit einunddreißig schon zum Chefsyndikus befördert worden. Ich habe eine absolut göttliche Freundin, eine Gemeinde, die ich liebe, eine großartige Familie. Na gut, eine annehmbare Familie. Ich werde bald Tante (schon zum dritten Mal, wenn man Breas Kinder mitrechnet). Und am wichtigsten natürlich: Jesus liebt mich. Das ist die positive Sicht der Dinge. Jetzt kann ich wieder jammern.
    Wieder ein Jahr, in dem ich an Thanksgiving allein bin. Ich habe die Wahl zwischen meinem rechtmäßigen Platz am Tisch der Erwachsenen und dem Stuhl am Klapptisch neben meiner zehn

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