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LIEBES ABENTEUER

LIEBES ABENTEUER

Titel: LIEBES ABENTEUER Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Billerbeck
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Sam lacht wie ein kleiner Junge, wenn im Kino jemand an der unpassendsten Stelle rülpst. »Nee, ich will nicht mit«, sagt er.
    Ich drücke ihm einen Lappen und die Flasche mit Fußbodenreiniger in die Hand. »Gut, dann hast du ja Zeit sauber zu machen.« Ich gehe auf die Veranda in die kühle Herbstluft hinaus und atme den berauschenden Duft der Platanen ein. Reset. Noch mal ganz von vorn. Gott, zeig mir, was ich mit meinem Leben anfangen soll. Ich brauche mehr als nur eine Landkarte. Ich brauche ein GPS, wie Kay eins in ihrem Lexus hat. Sag mir, wo ich ab biegen muss.
    Die Tür geht auf, und Kevin erscheint. »Bist du so weit, Ashley?«
    »Musst du nicht ins Krankenhaus?«
    »Nein, ich musste mich nur mit jemandem absprechen, der gerade Dienst hat. Gehen wir. Das wird ein wunderbarer Tag.«
    Er führt mich den Gartenweg entlang, den Kay mit kleinen Truthahnlichtern beleuchtet hat.
    Ich schaue die Straße entlang. »Wo ist dein Porsche?«
    »Ich habe ihn verkauft. Ich bin mir immer so dämlich vorgekommen, wenn ich damit ins Krankenhaus gefahren bin. Dort liegen all diese kranken Kinder, und ich fahre einen Sportwagen. Das passt irgendwie nicht. Ich hatte immer Angst, dass ich auf dem Parkplatz mal ihren Eltern begegne.«
    Ich verkneife mir den Hinweis, dass ich ja auch einen Sportwagen fahre. Vielleicht bin ich unsensibel. Kevin schaut mich an, als könnte er meine Gedanken lesen, und hebt mein Kinn hoch.
    »Weil ich mein Geld damit verdiene, kranke Kinder zu heilen, Ashley, nicht, weil ich plötzlich so fromm geworden bin. Ich weiß, dass du an deinem Auto hängst, und nichts liegt mir ferner, als dich zu verurteilen.«
    Bin ich so leicht zu durchschauen?
    Sam kommt auf die Veranda und schreit laut: »Ashley!« Dabei hält er das Telefon hoch. »Seth ist dran. Er ruft aus Indien an.«
    Ich schaue zu Kevin, und sein Lächeln verschwindet. Ich habe schon einen beschissenen Feiertag. Kein Grund also, seinen auch noch zu ruinieren. »Sag ihm, dass ich schon weg bin.«
    Ich hake mich bei Kevin ein, und wir gehen zu seinem neuen Dodge Stratus. Er hält mir die Tür auf und küsst mich auf die Wange, als ich einsteige. »Ich kann es kaum erwarten, mit dir zusammen Essen auszuteilen.«
    Irgendetwas an dieser Bemerkung ist so vertraulich, dass es in mir zu kribbeln anfängt. Ich schüttle das Gefühl ab und schaue stur geradeaus, als wir losfahren. Mensa. Mensa. Mensa, rufe ich mir ins Gedächtnis. Ganz andere Sorte Spinner. Und die Country-Club-Gesellschaft?
    Nur zu gerne würde ich behaupten, dass ich so in meinem Dienst in der Suppenküche aufgehe, dass ich gar nicht mehr an Seths Anruf denke. Aber das stimmt nicht. Ich frage mich, warum er angerufen hat. Was er wohl von Indien zu erzählen hatte? Falls er etwas zu erzählen hatte. Ich frage mich, ob er Arin getroffen hat, und hoffe insgeheim, dass er das Leben ohne thailändisches und mexikanisches Essen hasst. Schwungvoll klatsche ich einen Berg Kartoffelbrei auf den Teller eines Kindes, und er lächelt mich mit seinen fünf Jahren von unten an. Er hat die schönsten blauen Augen, die ich je gesehen habe, außer bei Seth.
    »Danke für den Kartoffelbrei. Das ist mein Leibgericht.« Er lächelt, und der ganze Raum wird erhellt. »Du bist ein hübscher Junge.« Er schaut zu seiner Mutter auf.
    »Auf den werden Sie mal gut aufpassen müssen«, sage ich zu seiner Mutter, und sie nickt mir zustimmend zu.
    Kevin beugt sich zu dem Jungen herüber. »Du hast einen sicheren Blick.«
    Der kleine Junge nickt heftig. Kevin taucht seinen Schöpflöffel in die Truthahnfüllung und schaut mich dabei an, als wäre ich die Sahne auf dem Kürbiskuchen. Er macht den Mund auf, um etwas zu sagen, sagt aber keinen Ton. Diese Geste nimmt mir den Atem, wie damals, als ich in einem Parkhaus in San Francisco über ihn herfiel. Ich konzentriere mich wieder auf den Kartoffelbrei vor mir.
    »Nun, Ashley ... wo sollen wir hingehen, damit du deinen neuen Seemannsmantel zeigen kannst?«
    »Meine Eltern veranstalten ein Essen. Heute ist Thanksgiving, weißt du?«
    »Ist das eine Einladung?«
    Ich nicke. Er merkt, dass die Schlange länger wird, und macht weiter mit dem Austeilen der Füllung. Ich beobachte ihn einen Augenblick lang und beschließe, dass er bei meinen Eltern keine Stunde überleben wird. Wenn Dave da ist, vielleicht zehn Minuten. All seine vornehmen Manieren, die er in Atlanta gelernt hat, werden ihm gegen den Stockingdale-Clan nichts nützen.

24
    Als wir in Kevins neues Auto

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