LIEBES ABENTEUER
aus verschiedenen Welten, und das kann nicht funktionieren.« Ich strecke meine Brust heraus. »Ich werde mir einen netten Mittelklasse-Mann suchen und darauf aufbauen. Vielleicht ein bisschen mehr Haare als Seth. Aber kein so volles, dichtes Haar wie Kevin.« Aber als ich an seine schönen braunen Locken denke, kribbelt es in meinen Fingern. Ich würde zu gerne wissen, wie es sich anfühlt, mit den Fingern hindurchzufahren. Nein, nein, nein. Nicht daran denken. Ganz schlecht.
»Willst du damit sagen, du suchst jemand Hässliches? Da könnte ich dir helfen. Ich habe da einen Typ, der für mich arbeitet. Er ist der netteste Kerl, den ich kenne, aber er hat ein Fell wie ein Affe. Ihm stehen die Haare schon am Kragen der Poloshirts, die er ständig trägt, heraus, und sie sind überall auf seinen Armen. Hast du Interesse?«
»Ahm, okay, sprechen wir nicht mehr darüber. Ich empfinde nur nichts für Kevin, und Gefühle kann man nicht erzwingen, wenn sie nicht da sind.« Augenblicklich fällt mir wieder der verstohlene Kuss auf dem Parkplatz ein. Ich weiß nur zu gut, dass es möglich ist, aber ich will es gar nicht erst ausprobieren, genauso wenig, wie ich sehen will, wie das Taj Mahal von innen aussieht.
Es klingelt, und Rhett bellt.
»Das muss Kevin sein. Halt dich bloß raus, klar? Ich flehe dich an.«
Kay zuckt nur mit den Schultern. »Das juckt mich nicht. Aber du würdest einen guten Mann doch nicht einmal erkennen, wenn er dir Blumen bringen und dich fein ausführen würde. Hat Kevin das nicht getan?« Kay zwinkert mir zu, verschwindet in der Küche und ruft mir von dort zu: »Wenn du das Pelztier kennen lernen möchtest, sag Bescheid. Ich glaube nicht, dass er schon vergeben ist.«
Ich öffne die Tür, und Kevin steht mit einem Strauß riesiger Sonnenblumen vor mir. Vor meinem inneren Auge sehe ich einen fellbedeckten Neandertaler-Ingenieur. »Hallo Kevin«, sage ich kichernd. »Die Blumen sind wundervoll.«
»So wundervoll wie du.« Das ist eigentlich kitschig, aber nicht so, wie er es sagt. Kevin ist einfach nur höflich, als stünde der Schreiber einer Soap hinter ihm und würde ihm die Worte einflüstern. Als ich ihm aus der Jacke helfe, drehe ich ihn dabei vor mir hin und her und bewundere seine Arme, die genau die richtige Behaarung haben. Genug, um männlich zu sein, aber nicht genug für den Zoo.
»Bist du so weit?«
»Ja, ich muss nur meinen Mantel holen.« Ich ziehe meinen neuen dunkelblauen Seemannsmantel von Ralph Lauren an, und beim Anziehen drehe ich mich auch ein wenig hin und her, um ein Kompliment einzuheimsen.
»Ist der neu? Er ist schön.«
Ich lächle. »Habe ich im Ausverkauf bekommen. Gefällt er dir? Mein Beitrag zur Unterstützung unserer Truppen. Sieht doch echt patriotisch aus.«
Er holt tief Luft, bevor er spricht. »Ein bisschen zu nobel für die Suppenküche. Ich möchte nicht, dass du dich darin schmutzig machst.«
Ich seufze hörbar. Klar. Als ob die Suppenküche die Modenschau von New York wäre. »Ja, du hast recht.« Ich hänge den Seemannsmantel wieder auf den Bügel und hole meine ausgebeulte Lilly-Pulitzer-Strickjacke heraus. Sie passt zwar nicht zu dem, was ich anhabe, aber wen interessiert das schon? »Gehen wir.«
Er zieht die Augenbrauen hoch, und ich vermute schon, dass er jetzt gleich etwas zu meinem mangelnden Farbgefühl sagen wird, aber er sagt nichts. Als er die Haustür öffnet, piept sein Pager. Er schaut zum Telefon, dann zu mir. »Kannst du einen Augenblick warten?«
»Mach nur.« Ich lasse mich wieder aufs Sofa fallen und atme tief den Truthahnduft ein, um mich auf diesen Tag vorzubereiten. Zueinander passende Kleidungsstücke würden mir dabei vielleicht helfen. Ich gehe zum Schrank und hole eine rote Strickjacke heraus, die ich einmal im Kaufhaus erstanden habe, als ich geschäftlich in Seattle war. Sie hat auch schon bessere Tage gesehen, und ich hätte sie schon längst in die Kleidersammlung getan, wenn ich nicht so an ihr hängen würde. Es gibt Kleidungsstücke, die stehen für einen ganzen Lebensabschnitt, und man fühlt sich einfach wohl darin.
Es klingelt wieder, und ich öffne die Tür für Seths Schmarotzer, äh, Mitbewohner Sam. »Hallo Ashley, bleibst du?« Er hat ein halbes Kilo Kartoffelbrei aus dem Supermarkt dabei. Jetzt fällt mir wieder ein, wer das beim letzten Mal war.
»Ich werde in der Suppenküche Essen austeilen. Willst du mitkommen?«
Rhett ist so aufgeregt, dass Sam da ist, dass er kreuz und quer durch den Flur rast.
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