Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
besänftigen, irgendwo hinter mir zu entdecken.
„Sie ist gestern Abend ihre Mutter besuchen gefahren und hat eine Nachricht dagelassen, dass sie über Nacht dort bleiben wird.“
Ich habe noch nie in diese Gruppe gepasst, was wahrscheinlich gar nicht so schlecht ist. Ich habe mich hier schon immer am Rande des Wahnsinns befunden. Jetzt, wo ich den Raum genauer betrachte, frage ich mich, ob es überhaupt jemanden gibt, der hier wirklich reinpasst. Es ist nämlich eine ziemlich unsoziale Gruppe. Nicht weil sie Christen sind, sondern hauptsächlich, weil Silicon Valley ein unsozialer Ort ist. Gott stehe Ihnen bei, sollten Sie zu jemandem persönlichen Kontakt aufnehmen, anstatt eine SMS oder E-Mail zu schreiben. Gespräche von Angesicht zu Angesicht gelten in dieser Gegend als Intimität und das ist etwas, das man zu fürchten hat. Ich erinnere mich noch daran, als wir innerhalb der Gruppe gebetet haben und wie dabei vorsichtig kleine Scheibchen wahrer Gefühlen dargeboten wurden – als kleine Opfer sozusagen. So würde sich niemand in Verlegenheit bringen, oder noch schlimmer: durchschaubar werden.
Ich bilde mir nichts darauf ein, dass ich heirate und sie nicht. Sie wollen ja gar nicht heiraten. Und was noch viel wichtiger ist: Sie wollen für niemanden etwas ändern. Sie haben ihr Leben völlig unter Kontrolle. Es macht zwar keinen Spaß, spielt sich aber innerhalb gewisser Grenzen ab. Sie tun mir leid, weil sie keine Lebensfreude kennen ohne das Gefühl der Beklemmung und sorgfältiger Planung. Es ist wie ein großartiges Erwachen, wenn einem bewusst wird, dass man das Leben nicht kontrollieren kann. Ich frage mich, ob einer von ihnen jemals darauf kommen wird. Ich frage mich, ob es Kay bewusst wird, bevor sie jeden Artikel besitzt, den man bei Organized Living kaufen kann.
Außerdem besteht die Freude am Leben doch zur Hälfte daraus, dass man sich zum Affen macht. In einem Hochzeitskleid verhaftet zu werden, mag für die meisten zwar etwas zu gewagt sein, aber ich wünsche mir einfach, dass sie echte Freude erfahren könnten. Vielleicht ist genau das ja meine Berufung. Den Verbitterten dieser Welt die Freude näherzubringen. Ich werde es versuchen.
Es gibt da dieses eine christliche Lied, das wir immer singen. Darin geht es um die Frage, ob unsere Glieder wirklich frei tanzen, wenn wir Freude empfinden. Ich frage mich, ob es einen Unterschied macht, wenn man sich das zu Herzen nimmt. Ich richte meinen Blick auf den Pastor, der gerade seine Zettel auf den Notenständer stapelt.
„Sie kennen doch dieses eine Lied, Pastor Max? Darüber, dass die Glieder wirklich frei tanzen?“
„Ja, Ashley. Kevin Marks hat es geschrieben. Er ist jetzt Mitglied der Highway-Gemeinde. Wollen Sie es für uns singen?“, fragt er ängstlich.
„Nein, ich habe nur darauf gehofft, dass wir es heute gemeinsam singen. Sie wissen schon“, sage ich mit einer kleinen Tanzbewegung, „als Teil des Lobpreises.“
„Danke für Ihren Vorschlag.“ Und jetzt gehen Sie. Ich könnte schwören, dass er das stumm hinzugefügt hat. „Ähem.“ Er ruft die Gruppe mit seinem gekünstelten Husten zur Ordnung. „Lassen Sie mich mit den Ankündigungen beginnen. Kay ist heute Morgen leider nicht anwesend, aber sie hat einen wundervollen Spieletag im Rinconada Park organisiert; außerdem ein Sommerpicknick, zu dem jeder etwas mitbringen darf.
Ein Picknick. Und Kay geht also davon aus, dass es noch jemanden außer ihr geben wird, der etwas zu essen mitbringt. Das liegt ja schon jenseits von Optimismus.
„Kay hat eine Anmeldeliste dagelassen.“ Ich sehe ihn das Klemmbrett hochhalten. Ah! Das Klemmbrett ist also noch am Leben. Ich dachte, ich wäre es ein für alle Mal losgeworden! Sie versteckt es aber nur vor mir, um sich ihren Schuss Organisation zu verpassen! „Zögern Sie bitte nicht, sie weiterzureichen.“ Damit ihr euch alle die leeren Zeilen darauf ansehen könnt, die Kay dann selbst ausfüllen muss.
„Es ist jetzt Zeit für den Lobpreis. Ashley Stockingdale hat darum gebeten, einen alten Klassiker zu singen.“ Er schnappt sich seine Gitarre, wirklich ein wahres Multitalent, und lässt die wohlbekannten Akkorde erklingen.
Langsam beginnt das Klagelied.
„Freude, Leute!“, rufe ich mit einem Händeklatschen hinein und stimme meinen Gesang voller Elan an. Es gibt ein paar Leute, die mir dabei helfen, Gott segne sie. Aber recht schnell verkommt das Lied zu einem Solo, was eigentlich nicht mein Plan war. Aber ich spiele mit. Ich
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