Liebes Glück - Ein Ashley Stockingdale Roman (German Edition)
habe statt Jennifer Garners Körper eine anständige Stimme.
„Mein Kind, tanze mit mir … Du bist meiner Seele Wonne.
Nirgends mehr Schmerz … Die Nacht ist gewichen der Sonne.
Du weißt, dass ich für dich starb,
aber tanzen deine Glieder wirklich ungezwungen und frei?“
Wie in einem schlechten Musikvideo spüre ich, wie sich mein Körper zum Rhythmus der Musik bewegt. Ich hüpfe durch den Gang im Raum, manche klatschen sogar mit mir mit, aber einige vermuten wohl, dass ich zu viel Koffein zu mir genommen habe. Ist Lobpreis ohne Emotionen immer noch Lobpreis? Im Silicon Valley vielleicht. Da bin ich mir nicht sicher. Ich hebe meine Arme zum Himmel empor und spüre Gottes Gegenwart mit meinem ganzen Sein.
„Leg deine Ängste ab, in mir haben sie keinen Platz.“
Der Raum dreht sich. Nein, warten Sie, das bin ja ich. Zu meinem Entsetzen unterbricht Pastor Max das Lied und alle Anwesenden starren mich an. Ein Solo ist eine Sache. Aber a cappella? Schließlich hat alles seine Grenzen.
„Tanzen deine Glieder wirklich ungezwungen und frei?“, frage ich kleinlaut ohne den Beistand der Musik. Okay. Offensichtlich nicht. Auf einmal ist es mucksmäuschenstill.
„Ähem“, versucht Pastor Max den hartnäckigen Frosch in seinem Hals loszuwerden. „Ashley ist momentan sehr enthusiastisch, da sie bald heiraten wird. Und warum sollte sie es auch nicht sein?“
Ich glaube, ich fühle mich angegriffen.
Unbehagliches Lachen ist zu hören, doch Jake, einer der älteren Singles, stellt sich neben mich und legt seinen Arm um meine Schultern.
„Ich weiß, dass wir Ashleys Art wahrscheinlich nicht nachvollziehen können“, sagt Max „allerdings bewundern wir ganz sicher ihren Enthusiasmus. Womöglich tut Gott das ja auch.“
Wieder Schweigen im Walde.
„Ihr wisst ja, was die Leute in seiner Heimatstadt über den Propheten gesagt haben.“ Ich bewege mich in Richtung Ausgang. „Es tut mir leid, wenn ich jemandem zu nahe getreten bin. Jake, ich danke dir.“
Diese Single-Gruppe macht mich verrückt. Sie sind mehr um ihre eigene Bequemlichkeit besorgt, als darum, dass andere vielleicht in der Hölle landen. Nun, ich wünsche ihnen trotzdem das Beste, aber ich glaube, es ist Zeit, dass ich das hinter mir lasse.
„Ich aber und mein Haus, wir wollen dem Herrn dienen“, murmle ich, als ich aus der Tür trete.
Ich glaube, Applaus zu hören, als ich den Raum verlasse. Es ist wirklich gut, dass ich das Ganze nicht persönlich nehme.
Ich muss „eine neue Gemeinde finden“ zu meiner Liste hinzufügen.
„Ashley?“ Kay kommt mir im Flur entgegen. „Was machst du denn bei der Single-Gruppe?“
„Noch bin ich nicht verheiratet.“ Ich sehe sie eindringlich an. „Und glaub ja nicht, dass ich das Klemmbrett nicht bemerkt habe.“
Sie pustet ihren Pony Richtung Himmel. „Warum gehst du so früh wieder?“
„Weißt du, ich bin vorbeigekommen, um mich von allen zu verabschieden.“ Ich nicke. „Das habe ich getan. Habe ein bisschen gesungen. Meine Arbeit hier ist erledigt.“
Sie sieht mich mit schmalen Augen an. „Was hast du getan?“
„Nichts. Ein Lied gesungen.“ Ich zucke mit den Schultern. „Ein Solo. Hab Tschüss gesagt, das ist alles.“
„Ashley, ich kenne dich. Du siehst sogar schuldbewusst aus.“
„Du hattest gestern eine Reihe von Besuchern. Alles Gute zum Geburtstag übrigens!“, sage ich, um das Thema zu umgehen. Ein ganz besonderer Anwaltstrick.
„Danke. Werden sie über dich sprechen, wenn ich da reingehe?“
„Woher soll ich denn das wissen? Ich meine, vielleicht, falls ihnen mein Gesang nicht gefallen hat. Kunst ist so subjektiv, weißt du? Was für den einen Shakespeare ist, ist für den anderen eine dunkle, stürmische Nacht.“
Kay schürzt die Lippen. „Wer war da, um mich zu sehen?“
„Wer nicht, ist wohl die bessere Frage. Herr und Frau Weihnachtsmann haben dir einen Besuch abstatten wollen. Oh, und Matt Callaway.“
„Wie bitte?“
„Simon und seine Frau sind vorbeigekommen. Sie schienen ganz verzweifelt, so dringend wollten sie mit dir sprechen.“
„Hast du eben gesagt, dass Matt auch da war?“
Ich glaube, dass Kay tatsächlich rot wird. Ist das denn überhaupt möglich? Als sie Matts Namen ausgesprochen hat, wurde sie weich wie warme Butter. Aber muss ich sie denn daran erinnern, dass Matt ein Ungläubiger ist? Ich glaube nicht mal, dass er offiziell zu haben ist, aber da könnte ich auch falsch liegen. Und unsere Gefühle entsprechen nicht immer unseren
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